Grundwasser-Streit: "Völlig falsche Darstellungen"

Politik
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"Die Proteste gegen die neue WVK-Entnahmerechte im Vogelsberg beruhen auf Annahmen aus dem letzten Jahrhundert", reagiert Holger Scheffler, Geschäftsführer des Wasserbverbandes Kinzig (WVK) eine Pressemitteilung des BUND (wir berichteten).



Daher lädt er die Vertreter des BUND im Main-Kinzig-Kreises ein, sich über die aktuelle Sachlage zu informieren.

"In der Tagespresse finden sich in diesen Wochen viele Berichte zu den Protesten gegen die Wasserrechtsverfahren des WVK für die Gebiete Brachttal und Kirchbracht. Die Berichte beschreiben umfangreich Sachverhalte, welche mit den aktuellen Anträgen nichts zu tun haben. Hierbei beziehen sich die meisten der dort vorgebrachten Argumente auf die 70er, 80er oder 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts und sind fachlich längst widerlegt. Auch die jüngste öffentliche Kritik des Kreisverbandes des BUND Main-Kinzig sowie die Reportage zum Drehtermin des Hessenfernsehens in Birstein diese Woche machen da leider keine Ausnahme. Der WVK führt seit 2001 eine Umweltschonende Wassergewinnung durch. Aus diesem Grund werden umfangreiche Analysen durchgeführt, bevor ein Brunnen dauerhaft zur Wassergewinnung genutzt wird. Die aktuellen Berichte führen aus, dass im Gebiet Kirchbracht-Illnhausen in den 80er-Jahren ein Pumpversuch durchgeführt wurde, der erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt gezeigt hatte. Pumpversuche werden durchgeführt, damit gerade derartige Auswirkungen identifiziert werden und erhebliche Nachteile für die Umwelt verhindert werden können. Die Anlage ist damals in dieser Form nicht in Betrieb gegangen. In den Jahren 2012 bis 2014 konnte der WVK im Rahmen eines wissenschaftlich begleiteten Pump-versuchs, öffentlich und transparent die problemlose Vereinbarkeit der Grundwassergewinnung mit einem verlässlichen Biotopschutz nachweisen. Hierbei hat der WVK deutliche höhere Anforderungen bzgl. der Auswirkungen der Grundwasserent-nahme auf die Biotope nach den Kriterien der Umweltschonenden Grundwassergewinnung angelegt, als dies in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts geschehen ist. Der WVK hat durch diese lang-fristigen Messreihen sichergestellt, dass bei einer Wasserförderung der Wasserstand des Illnhäuser Weihers und des benachbarten Schwingrasen-Biotop zu einem wichtigen Maßstab der gewinnbaren Mengen gemacht wird. Sowohl in den wasserwirtschaftlichen Jahresberichten des WVK als auch im Wasserrechtsantrag, die allesamt der Kommune und damit der Öffentlichkeit vorliegen, sind diese Zusammenhänge ausführlich dargestellt", so Scheffler.

Und weiter: "Vor ca. 20 Jahren hat der WVK deshalb den Wechsel von der Nutzung reiner Fördermengen je Brunnen zu einer umweltschonenden Grundwassergewinnung vollzogen. Aber was bedeutet eine Umweltschonende Grundwassergewinnung überhaupt? Bei der umweltschonenden Grundwassergewinnung stehen nicht mehr die Maximalmengen der Genehmigungsbescheide im Mittelpunkt. Gerade bei einem sich verändernden Klima hat der WVK frühzeitig erkannt, dass hierdurch kein effektiver Biotopschutz gewährleistet werden kann. Vielmehr hat der WVK die tatsächlichen gemessenen Grundwasserstände in den Mittelpunkt seines Handeln gestellt. Einfach gesagt: Wenn genügend Wasser vorhanden ist, kann die beantragte Wassermenge gefördert werden. Ist nicht genügend Wasser vorhanden, wird auch kein Wasser gefördert. Hierbei sollen flexible Wasserrechte zum Einsatz kommen, so dass immer dort gefördert werden kann, wo ausreichend Wasser vorhanden ist. So konnten durch die Verlagerung von Fördermengen von Neuenschmidten-Süd nach Neuen-schmidten-Nord die Umweltauswirkungen reduziert werden. In Neuenschmidten-Süd ist die Bodenfeuchte deshalb gestiegen und der Faschborn führt durch diese Maßnahme wieder dauerhaft Wasser. Der WVK ist ständig dabei, diesen Schutz der Brachtaue weiter zu verbessern, u.a. durch das Ertüchtigen von Brunnen der Nordgruppe und sein zukünftig neues Oberflächenwasserwerk an der Kinzigtalsperre. Dabei ist von Vorteil, dass der Betrieb der Nordgruppe keine Auswirkungen auf die Bracht hat, weil hier die tiefen unterirdischen Zuflüsse sehr stark sind. Dass im extremen Trockenjahr 2018 die Böden im gesamten Vogelsberg „staubtrocken“ waren lag am ausbleibenden Niederschlag und nicht an der Grundwassergewinnung des WVK."

Eine umweltschonende Grundwassergewinnung verlange große Investitionen: Diese sollen durch die beantragte Laufzeit der Wasserrechte von 30 Jahren geschützt werden. Der Schutz insbesondere der Biotope ist auch angesichts einer sich durch den Klimawandel ändernden Umwelt nicht gefährdet. Die Genehmigungsbehörde hat jederzeit die Möglichkeit in das erteilte Wasserrecht einzugreifen und es entlang der Ergebnisse der Jahresberichte nachzubessern. Nämlich immer dann, wenn sich die Rahmenbedingungen oder einzelne Bestimmungen des Bescheides als Problem erweisen würden. Insbesondere der BUND MKK hat den WVK aktuell aufgefordert, Trinkwasser aus dem Kinzigstausee zu gewinnen. Hierzu können wir berichten, dass der WVK ein entsprechendes Vorhaben schon seit über fünf Jahren intensiv vorantreibt. Hierbei haben wir unter anderem in den Jahren 2019 und 2020 eine Versuchsanlage erfolgreich betrieben, welche die zukünftige Aufbereitung simulierte. Die Wissenschaftler konnten die Anforderungen an die Aufbereitungsanlage herausarbeiten, dass Trinkwasser gewonnen werden kann. Im letzten Jahr hat die Planung des neuen Wasserwerks begonnen. Dieses Projekt wird der WVK mit einem ehrgeizigen Arbeits- und Zeitplan auch in diesem Jahr weiter vorantreiben. Denn sein Ziel ist es, den Herausforderungen des Klimawandels zum Schutz der Umwelt zu begegnen und durch das Nutzen von Oberflächenwasser, das Grundwasser zu schonen. Hierdurch können wir langfristig die Sicherheit der Wasserversorgung in unserer Region gewährleisten. All diese Ergebnisse und Planungen hat der WVK im Herbst 2021 mit dem Arbeitskreis Wasser des BUND Hessen beim WVK in Wächtersbach-Neudorf ausführlich diskutiert, und dabei einmütige Anerkennung für die bereits laufende Klimaanpassung seiner Wassergewinnung erfahren. Als besonders interessant wurde dabei die enge Verknüpfung mit dem Hochwasserschutz, dem Verbessern der Gewässerqualität der Kinzig und der Biotopverbesserung hervorgehoben."

Scheffler abschließend: "Der WVK lädt daher auch den Kreisverband des BUND Main-Kinzig zu einer entsprechenden Diskussionsrunde in das Wasserwerk Neudorf ein, kann dafür allerdings aufgrund der Pandemie-bestimmungen noch keinen Terminvorschlag machen. Ein entsprechendes Schreiben an den BUND MKK ist bereits auf dem Weg. Gerne möchten wir auch auf diesem Wege abschließend Missverständnisse in der öffentlichen Kommunikation beseitigen. Uns ist insbesondere in der letzten Zeit aufgefallen, dass verschiedene völlig falsche Darstellungen im Kontext zur Wassergewinnung in Medien veröffentlicht werden. Ein besonders krasses Beispiel ist, dass gestriges Hochwasser an der Bracht, mit einem Rohrbruch in Wächtersbach in Verbindung gebracht wurde. Deshalb unser Angebot an alle Interessierten, wir stehen ihnen als Körperschaft des öffentlichen Rechts immer für Fragen und auch für sachlichen Diskussionen zur Verfügung."


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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