Der ehemalige Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Erich Pipa, ist am Osterwochenende im Alter von 73 Jahren gestorben. Der SPD-Politiker führte zwölf Jahre lang die Geschicke in der Kreisverwaltung und war zuvor Sozialdezernent des MKK. 2017 hatte er sich nach über 50 Jahren aus der aktiven Politik zurückgezogen und war aus familiären Gründen nicht wieder zur Landratswahl angetreten.
„Er hat viel für den Main-Kinzig-Kreis in seinem Leben gemeistert und auf die Beine gestellt, wir waren inzwischen gute Freunde“, erinnert sich der ehemalige Kreisbeigeordnete und langjährige Weggefährte Matthias Zach (Grüne) an die gemeinsame Zeit an der Kreisspitze zurück.
Erich Pipa war von 1987 bis 2005 Erster Kreisbeigeordneter unter dem damaligen Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) und wurde dann zu seinem Nachfolger gewählt. Gleich zu Beginn machte er bundesweit Schlagzeilen mit seinem Widerstand gegen die Hartz IV-Gesetze und setzte schließlich durch, dass der Main-Kinzig-Kreis die Betreuung und Integration von Langzeitarbeitslosen selbst übernimmt. 2013 fiel der Startschuss für ein weiteres großes Projekt: Pipa organisierte den kreisweiten Ausbau von Breitband-Leitungen, womit fortan alle Haushalte mit schnellem Internet versorgt wurden. Dazu wurde die Breitband Main-Kinzig GmbH gegründet. Auch damit war Pipa bundesweit in der Vorreiterrolle.
Schlagzeilen machten auch die Bedrohungen, denen er als Landrat während der Flüchtlingskrise 2015 ausgesetzt war. Weil er sich für die Aufnahme von Flüchtlingen engagierte, wurden gegen ihn in zahlreichen anonymen Briefen Beschimpfungen und Morddrohungen ausgesprochen, zeitweise stand Pipa unter Polizeischutz. Die Arbeit der Ermittler kritisierte er allerdings scharf, weil nicht allen Spuren nachgegangen worden sein soll. Wer die anonymen Briefe verfasst hat, wurde bis heute nicht ermittelt.
Verabschiedet wurde der SPD-Politiker, der 2015 das Bundesverdienstkreuz erhielt, mit einem großen Zapfenstreich und einem Fest in der Kreisverwaltung. Erich Pipas Dienstzeit endete am 17. Juni 2017 und somit einen Tag vor seinem 69. Geburtstag. Zu seinem Nachfolger wurde Thorsten Stolz (SPD) gewählt, bis dato Bürgermeister der Kreisstadt Gelnhausen.
