Schulentwicklungsplan ist eine Enttäuschung

Politik
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„Der jetzt durch die Große Koalition beschlossene Schulentwicklungsplan ist eine Enttäuschung“, sagt Reiner Bousonville, Fraktionsvorsitzender der Grünen Kreistagsfraktion.



Vor rund eineinhalb Jahren wurde der Plan von Schuldezernent Winfried Ottmann (CDU) wegen grober Mängel vom Kreistag zurückgewiesen: „Trotz der langen Überarbeitungszeit lag uns im vergangenen Kreistag dann ein Schulentwicklungsplan mit veralteten Zahlen vor, der weder die Integrierten Gesamtschulen stärkt noch sich um den wichtigen Aspekt der Inklusion kümmert.“

Bei der Bewertung der aktuellen Schulsituation bedient sich der Schulentwicklungsplan den Zahlen von 2019/2020: „Bereits bei der ersten Einbringung Anfang 2021 wurde von den Schulen bemängelt, dass die Zahlen fehlerhaft seien. Warum sie dann sogar noch für die Überarbeitung genutzt wurden, ist unerklärlich“, kritisiert Bousonville. Gleichzeitig wird von steigenden Schüler:innenzahlen gesprochen, die eine gymnasiale Erweiterung im Westkreis notwendig machen: „Dafür werden abschlussbezogene Klassen an der Bertha-von-Suttner-Schule in Nidderau eingerichtet. Ein Umstand, durch den die Schule zu einer kooperativen Gesamtschule herabgestuft wird. Das bedeutet, dass Haupt-, Real- und Gymnasialklassen strikt getrennt voneinander unterrichtet werden.“ Gleichzeitig müsse die Auswirkung auf die umliegenden Schulen geprüft werden: „Obwohl dies im Schulgesetz steht, ist dies nicht geschehen.“

Für die Grüne Kreistagsfraktion ein schwerer Schlag für die Integrierten Gesamtschulen im Main-Kinzig-Kreis, die jetzt vor einer ungewissen Zukunft stehen: „Schuldezernent Winfried Ottmann macht kein Geheimnis daraus, dass er die Ansichten der CDU aus den 70er und 80er Jahren teilt, also die strikte Trennung aller Schulformen und dies im Westkreis etablieren wollte, was nur durch eine öffentliche Rüge des Landrats beendet wurde. Dabei liegt der große Vorteil der Gesamtschulen darin, dass sie integrieren statt auszusortieren.“

Der jetzt vorgelegte Plan sollte zudem der erste sein, welcher sich mit Inklusion beschäftigt: „Die einzige Aussage hierzu ist jedoch, dass eine Verbundschule gegründet werden soll. Es werden weder die bisherigen Erfolge noch die Hindernisse und Notwendigkeiten der Zukunft an den Regelschulen beschrieben. So ist der große Aspekt der Inklusion nicht zu bewältigen, wenn die einzige Aussage ist, Förderschulen zu erhalten.“ Inklusion ermögliche die Teilhabe von Schüler:innen mit Beeinträchtigungen an der Bildung in den Regelschulen: „Diesem Anspruch kommt der Schulentwicklungsplan nicht nach“, so der Fraktionsvorsitzende: „Er macht sogar das Gegenteil, wenn wir die Folgen durch die Gefährdung der Integrierten Gesamtschulen sehen.“

Aus diesen Gründen konnte die Grüne Kreistagsfraktion dem Schulentwicklungsplan im Kreistag nicht zustimmen: „Der Plan ist weiterhin fehlerhaft und wird der dynamischen Entwicklung der Schullandschaft nicht gerecht. Enttäuscht sind wir auch über das politische Hickhack in der Großen Koalition, was unsere Schulen nicht verdient haben“, so Bousonville. „Mein Dank gilt abschließend den Mitgliedern unserer Arbeitsgruppe Schule, die sich intensiv mit dem Schulentwicklungsplan beschäftigt und den Inhalt und deren Auswirkungen detailliert erarbeitet haben.“


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