GEW: Keine Entspannung an den Grundschulen

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Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Main-Kinzig-Kreis haben sich für den Erhalt der integrierten Gesamtschulen mit eventuell angeschlossener gymnasialer Oberstufe ausgesprochen.



"Ebenso plädieren wir dringend für den Erhalt des Hauptschulabschlusses an den Förderschulen mit Schwerpunkt Lernen an der Elisabeth-Schmitz-Schule in Hanau und der Haidefeldschule in Birstein und kritisieren das Vorgehen von Seiten des Schulamtes auf das Schärfste", heißt es in einer Pressemitteilung.

Völlig unklar sei, weswegen eine langjährige sinnvolle Praxis ad hoc nicht mehr möglich sein soll. Völlig klar hingegen sei, dass durch die Verschleppungstaktik von Schulamt und Ministerium unveränderliche Tatsachen geschaffen werden sollen.

Im Bereich der Lehrerversorgung spreche das Staatliche Schulamt davon, dass den Schulen 3.633,6 Stellen zugewiesen sein worden: "Zuweisung bedeutet allerdings nicht Besetzung, und selbst bei besetzten Stellen ist aus dieser Zahl nicht abzulesen, wie viele Lehrkräfte tatsächlich gerade an den Schulen vor Ort tätig sind. Zugewiesene Stellen können entweder unbesetzt sein, können mit nicht ausreichend qualifiziertem Personal besetzt sein oder die Stelleninhaber*innen können aus den verschiedensten Gründen wie Krankheit, Elternzeit oder Beurlaubung die Stelle gerade nicht versehen und müssen vertreten werden. Der angeführte 'Abschluss von Arbeitsverträgen', der den zuletzt genannten Umstand 'auffangen' soll, ist in unseren Augen nichts weniger als ein Element der Deproffesionalisierung. Denn diese Arbeitsverträge werden häufig mit Personen geschlossen, die weder über das erste noch das zweite Staatsexamen verfügen wie beispielsweise Lehramtsstudierende und daher eine abgeschlossene Ausbildung und ausreichende Befähigung für den Lehrberuf nicht vorweisen können. Die genannte Zahl von 167 neuen Lehrkräften im Schulamtsbezirk bleibt hingegen völlig aussagelos, wenn dem nicht die Zahl der Lehrkräfte gegenüber gestellt wird, die im vergangenen Schuljahr ihren Dienst beendet haben. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Prognosen, die Bildungsforschende inzwischen abgeben, bei der Lehrerversorgung an Berufs-, Grund- und Förderschulen von einem Engpass zu sprechen, wie es das Schulamt tut, ist eine bodenlose Untertreibung und ein Versuch, den von der Landesregierung zu verantwortenden Mangel an Lehrkräften zu verschleiern. Hessen verschließt sich immer noch davor, den Grundschullehrkräften eine gleichwertige Besoldung zu gewähren (A13), wie es in anderen Bundesländern bereits üblich ist. Folgerichtig, aber konsequenzlos wird eine 'landesweit immer noch geringe Bewerberzahl für die Lehrämter an Grund- und Förderschulen' festgestellt. Daher stellt sich die Frage, wenn zu lesen ist, dass 'eine grundsätzliche Entspannung […] insbesondere für die Grundschulen und Förderschulen leider noch nicht beobachtet werden [kann]', woher diese Entspannung kommen soll, insbesondere hier im Main-Kinzig-Kreis mit seiner Nähe zum Nachbarland Bayern, das zwar auch an den Grundschulen keine Besoldung nach A13 gewährt, aber grundsätzlich in allen Lehrämtern höhere Löhne zahlt."

Ebenso stelle sich diese Frage, wenn ein Anstieg der Schülerzahlen in den Grundschulen von 785 Schülerinnen und Schülern ausgewiesen sei: "Bei dem in Hessen für Grundschulen gültigen (und viel zu hoch angesetzten!) Klassenteiler von 25 sind das über 30 weitere Klassen, also eine immense Verschärfung des festgestellten 'Engpasses', der sich auch in Zukunft nicht bessern dürfte, was der gewählte Begriff 'Engpass' allerdings suggeriert. Es handelt sich eben nicht um ein temporäres, sondern um ein dauerhaftes und sich verschärfendes Problem! Und die Auswirkungen auf die pädagogische Qualität vor Ort an den Schulen ist bereits jetzt spürbar, etwa wenn das Klassenlehrerprinzip an den Grundschulen wegen des fehlenden Personals nicht mehr aufrecht erhalten werden kann."

So sei im vergangenen Schuljahr das Aufholprogramm "Löwenstark" vielerorts dafür genutzt, die in den Klassen nötige personelle Unterstützung zu sichern und aktuelle Ausfälle zu kompensieren: "Was von uns positiv bewertet wird, ist die unbürokratische Möglichkeit, im Rahmen dieses Programms wichtige Vorhaben umzusetzen. Inhaltliches Aufholen war allerdings kaum möglich, da die Testungen den Schulbetrieb stark beeinträchtigt haben und hohe Fehlzeiten sowohl bei Kolleginnen und Kollegen als auch bei den Schülerinnen und Schülern dem im Wege standen. Auf eine Unterstützung durch das schulpsychiologische Angebot des Schulamtes musste zum Teil sechs Monate und länger gewartet werden, was sich nicht verbessern dürfte, gibt doch das Schulamt an, dass die drei zuständigen Mitarbeiter*innen bereits für das gesamte Jahr ausgebucht seien. Dies zeigt zum einen die Wichtigkeit des Angebots, aber wiederum auch den Mangel bei der Ressource. Auch beim Thema Ganztagsschule fehlen aller Orten die Ressourcen, insbesondere im personellen Bereich. Daher ist auch dort ein Anstieg an prekären Arbeitsverhältnissen ohne besondere Qualitätsanforderungen festzustellen. Es werden immer mehr Anmeldungen für den Ganztag, ein gesetzlicher Anspruch auf Ganztagsbetreuung gilt ab 2026. Wie so oft ist festzustellen, dass erst die Einführung erfolgt und die Umsetzung (z. B. entsprechende Baumaßnahmen) noch Jahre später auf sich warten lassen."

Bei der Integration geflüchteter Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine würden an den Schulen große Anstrengungen unternommen werden: "Über das Aufnahme- und Beratungszentrum des Schulamtes erfolgt im besten Fall die Zuordnung in eine der Intensivklassen, wenn diese allerdings voll sind, kommen Kinder auch ohne Vorbereitung in den Regelschulen an. Es gibt zwar auch hier Stundenzuweisungen, aber nicht genügend Lehrkräfte für DaZ (Deutsch als Zweitsprache). Das Problem ist im ganzen Ausmaß für uns noch nicht zu überschauen, zumal die 'übliche' Zuwanderung nicht aus dem Blick geraten darf und die sprachlichen Voraussetzungen der Schulanfänger_innen ebenfalls gelitten haben. Sprachförderung in den Kitas in Coronazeiten war nicht so möglich wie bisher, die Vorlaufkurse sind voll, die Organisation derselben ist unzureichend, die personelle Ausstattung weit von den Vorgaben entfernt. Sprachdefizite werden Folgen haben. Bei der digitalen Ausstattung hat sich im Bereich der Schulträger Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau in den beiden Corona-Schuljahren einiges getan, auf den ersten Blick sieht die Ausstattung zufriedenstellend aus (wenigstens an den weiterführenden Schulen). Wenn man aber genauer hinschaut, sind weiterhin wichtige Punkte – für die vor allem das Kultusministerium verantwortlich zeichnet – ungelöst. So gibt es weiterhin keine dienstlichen Endgeräte für die Lehrkräfte und der Support der vorhandenen Technik geht zulasten der pädagogischen Arbeit (wird durch Lehrkräfte geleistet, zum Teil durch Deputatsstunden entlastet, allerdings stehen Lehrkräfte wie Stunden dann nicht mehr im bisherigen Maß für die Betreuung der Schülerinnen und Schüler zur Verfügung – Schulen brauchen auch hier multiprofessionelle Teams). Von dem für Anfang des Schuljahres angekündigten Videokonferenzsystem des Kultusministeriums ist bislang weder etwas zu hören noch zu sehen."


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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