Neue Halle in Gelnhausen: Kreis erhöht Zahl der Notunterkunftsplätze

Politik
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Der Main-Kinzig-Kreis baut in den kommenden Wochen seine eigenen Kapazitäten an Notunterkünften für Flüchtlinge weiter auf. Nach einem Abstimmungstermin mit der Stadt Gelnhausen und Vertretern aus Schule und Ehrenamt am Donnerstag (15.9.) wird in Kürze als zusätzlicher Standort eine Fläche nahe der Kreisrealschule, zwischen Hallenbad und Großsporthalle, genutzt und mit einer Leichtbauhalle versehen.



Weitere Flächen in anderen Kommunen, die je nach Lage für Hallen oder Wohnmodule genutzt werden, beplant der Main-Kinzig-Kreis ebenfalls und steht mit den jeweiligen Rathäusern im Austausch.

„Die Zahl der Vertriebenen, die wir als Landkreis zu versorgen haben, bewegt sich unverändert und bis auf Weiteres bei bis zu 150 jede Woche. Die Städte und Gemeinden wie auch der Kreis selbst erweitern mit Hochdruck ihre Kapazitäten, um die Aufgabe der Unterbringung und Versorgung zu bewältigen und um uns auch gegenseitig Zeit zu verschaffen. Jeder weitere Monat Krieg verschärft die Situation“, erklärte Landrat Thorsten Stolz (SPD).

Seinen Dank richtete Stolz am Donnerstag insbesondere an die Vertreter aus dem Gelnhäuser Rathaus um Bürgermeister Daniel Glöckner (FDP) und Ersten Stadtrat Volker Rode (CDU) sowie aus den nahegelegenen Schulen, Kreisrealschulleiter Michael Neeb und die Leiterin des Grimmelshausen-Gymnasiums, Tina Ruf, die sich konstruktiv und mit wichtigen Hinweisen zum Standort in Gelnhausen beteiligt haben. Er wisse „um die vielen Fragen, die sich sowohl für die Verwaltung als auch die Schule für die nahe Zukunft daraus ergeben“, so Stolz. Der Kreis werde den engen Informationsaustausch fortsetzen und ständiger Ansprechpartner bleiben.

Die Aufgabe für die kommunale Ebene bleibt gleich, wird aber Woche für Woche herausfordernder: Menschen aus Krisengebieten in dauerhafte Wohnungen zu vermitteln. Dazu geht den Städten und Gemeinden teils der Wohnraum aus, die Suche nach tatsächlich noch leerstehenden Wohnungen wird schwieriger, die Suche nach Alternativen braucht mitunter lange. Tagtäglich appellieren die Rathäuser an die Bürgerinnen und Bürger, Wohnraum zu melden. Doch die Rückmeldungen seien noch zu gering, wie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister erst jüngst in dieser Woche im Gespräch mit dem Main-Kinzig-Kreis zurückgemeldet haben.

Für Geflüchtete aus der Ukraine hat der Kreis schon im März seine eigenen Bestandsgebäude als Notunterkünfte mitgenutzt, vor allem Schulturnhallen und Einrichtungen mit angeschlossenem Kantinen- beziehungsweise Mensabetrieb. Einige dieser Notunterkünfte sind im Sommer wieder zurückgebaut worden, als sich die Zahl der neu Ankommenden deutlich reduziert hatte. Nun steigen die Zahlen wieder massiv.

„Wir sind leider im Moment nicht in der Position, beim Rückbau der Notunterkünfte weiter Vollzug zu melden. Es ist umgekehrt: Wir brauchen mehr Kapazitäten für eine längere Dauer, daher bauen wir Standorte neu auf“, sagte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler (SPD).

Simmler führt derzeit täglich viele Telefonate und direkte Gespräche, um die Lage zu erklären und nach Lösungen zu suchen. Schon in der Zeit der Fluchtbewegung um 2015 verantwortete sie den Bereich Migration und Integration im Main-Kinzig-Kreis als zuständige Dezernentin. Die aktuelle Fluchtdynamik bewertet sie dennoch als außergewöhnlich. „Über 5.700 Menschen, die sich bei unseren Ausländerbehörden registriert haben; mehr als 2.000, die wir in Hallen erstversorgt haben; fast 3.000 Menschen, für die unser KCA und unser Sozialamt zusätzlich zum normalen Tagesgeschäft Beratung und Unterstützung leisten, und das alles in weniger als einem Dreivierteljahr: Das hat es so in dieser Dimension und Dichte noch nicht gegeben. Das erklärt auch, warum es für alle Beteiligten gerade eine besondere Situation ist, gerade im Bereich der Unterbringung und der Suche nach Wohnungen, die zusätzlich gebraucht werden“, fasste Susanne Simmler zusammen.

In der Abstimmungsrunde am Donnerstag über den Aufbau einer weiteren Notunterkunft außerhalb einer Halle, nahe der Kreisrealschule, hat die Kreisspitze die herausragende Bedeutung von Solidarität und Rücksicht betont. „Was die Städte und Gemeinden im Verbund mit den Ehrenamtlichen und den Nachbarschaftsinitiativen leisten, und zwar über nun schon viele Monate hinweg, das ist einfach unfassbar wertvoll und wichtig“, so Landrat Thorsten Stolz. „Praktisch allerorten stößt die Suche nach Wohnungen jetzt aber an Grenzen, und das müssen wir im Hinterkopf behalten, wenn wir als Kreis nun sukzessive neue Unterbringungen errichten. Gleiches tun die Kommunen ihrerseits. Wir schaffen alternative Unterkünfte, wie wir das so vor einem halben Jahr eher nicht für möglich gehalten haben. Aber es ist Teil unserer humanitären Verpflichtung.“

Konkret soll in Gelnhausen eine Leichtbauhalle errichtet werden, beheizt und mit Fußboden versehen. Der Beginn der Aufbauarbeiten auf der Fläche ist für den Monat Oktober vorgesehen. Mit der Stadt Gelnhausen hat der Kreis vereinbart, dass bei sportlichen Großveranstaltungen der Parkplatz An der Bleiche mitgenutzt werden kann.

Weitere ähnliche Notunterkünfte plant der Kreis in den folgenden Wochen in anderen Kommunen zu errichten. Mittelfristig sollen diese Unterkünfte die derzeit belegten Turnhallen kapazitär ersetzen, und so rasch es geht, sollen diese Turnhallen auch wieder für den Schul- und Vereinsbetrieb freigegeben werden. Aus Sicht von Thorsten Stolz beinhaltet der Aufbau dieser neuen Notunterkünfte vor allem „die kurzfristige, wichtige Perspektive, dass wir keine weiteren vorhandenen Sporthallen mehr belegen müssen“.

Da die Zuweisungszahlen aus der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen dennoch hoch bleiben, wird die zunächst nur noch auf Stand-by gehaltene Notunterkunft in der Turnhalle in Birstein kurzfristig wieder in Betrieb genommen. Die dortigen Schlafkabinen hatte der Kreis im August vorsorglich nicht abbauen lassen. Gleichwohl hielten sich über einige Wochen hinweg keine Geflüchteten mehr in der Halle auf. Das Prinzip Vorsicht erweist sich nun für den Kreis als hilfreich. Mit Zustimmung der Gemeinde Birstein und der angebundenen Schulen findet in Kürze wieder eine Belegung statt.

Zusammen mit den Standorten Hanau-Mittelbuchen, Langenselbold und Wächtersbach bieten die Hallen-Notunterkünfte Platz für 700 Menschen – und mit jeder Woche werden sie derzeit voller statt leerer. Daran ändert auch das zwischen Kreis und Kommunen abgestimmte Zuweisungsverfahren in die Städte und Gemeinden nichts. Denn die Zahl der Menschen, die neu ankommen, liegt deutlich über der, die die Kommunen derzeit aufnehmen müssen. Der Main-Kinzig-Kreis springt daher bei der Koordinierung mit mehr Erst- und Notunterkunftsplätzen ein.

Neben den Notunterkünften sind bereits zehn Gemeinschaftsunterkünfte im Auftrag des Main-Kinzig-Kreises in Betrieb. Darunter befinden sich ehemalige Hotels und Pensionen. Auch deren Kapazitäten für mehrere hundert Personen sind jedoch stark beansprucht beziehungsweise ausgeschöpft.

Kreisbeigeordneter und Schuldezernent Winfried Ottmann (CDU) wirbt um Verständnis bei den betroffenen Schulgemeinden und Vereinen, dass auf die Turnhallen als Notunterkünfte erst einmal nicht verzichtet werden kann. „Der Landkreis hat nach wie vor das Ziel, die Hallen wieder ihrem eigentlichen Zweck zurückzuführen, so schnell das die äußeren Entwicklungen zulassen. Vor den Sommerferien sah es lange so aus, als ob wir das überall vor dem Winter schaffen könnten. Das hat sich jedoch aufgrund der veränderten Fluchtdynamik gedreht. Wir können die Hallen erst freimachen, wenn wir ausreichende Kapazitäten an anderen Stellen im Kreis haben und sich die Unterbringungssituation in den Kommunen wieder etwas entspannt hat“, so Ottmann. „Mit Gelnhausen wird weiter Kapazität aufgebaut. An anderen potenziellen Flächen sind unsere Fachleute der Kreisverwaltung mit höchster Priorität dran.“

Der Main-Kinzig-Kreis führt konkrete Gespräche sowohl zu Unterkünften in Leichtbauhallen als auch zu Wohnmodulen. Verhandlungen über eine zeitweise Belegung des Frankfurter Schullandheims Wegscheide in Bad Orb stehen ebenfalls kurz vor dem Abschluss. Nicht jeder neue Standort wird nach Einschätzung des Kreises die Kapazität einer Turnhalle haben. Doch auch kleinere Unterkünfte und Anlagen, die eine sichere und warme Unterbringung ermöglichen, stellen im Moment eine Hilfe dar.

Der Kreis weist darauf hin, dass auch und vor allem jedes private Wohnangebot hilft, die Situation zu entlasten. Wer einen Wohnungs-Leerstand melden möchte, kann dies ganz einfach im Rathaus der eigenen Kommune tun. Der Main-Kinzig-Kreis hat darüber hinaus auf seiner Internetseite ein Meldeformular eingerichtet: unter www.mkk.de im Bereich der „Ukrainehilfe MKK“. Der Main-Kinzig-Kreis gibt diese Angebote seit einigen Wochen direkt an die Kommunen weiter.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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