Lehrkräfte fordern bessere Arbeitsbedingungen an Schulen

Politik
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

„Entschuldigen Sie, hätten sie einen Moment Zeit? Zeit für mehr Zeit?“ Mit dieser Frage wendeten sich am Mittwochnachmittag Mitglieder der Kreisverbände der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Main-Kinzig-Kreis an die ankommenden Pendler am Gelnhäuser Bahnhof. Das Ziel der Aktion war es, im Rahmen der GEW-Aktion „Zeit für mehr Zeit“ mit den Ankommenden über die Bildungspolitik in Land und Kreis ins Gespräch zu kommen.



Eines der Hauptanliegen der GEW-Aktion „Zeit für mehr Zeit“ ist es, durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen an den Schulen, wie etwa durch die Verkleinerung der Lerngruppen, mehr Zeit in die Bildung der Kinder und Jugendlichen investieren zu können. Wo hier das Problem liegt, hatte unter anderem ein vorbeikommender Schüler einer 9. Hauptschulklasse schnell erfasst und treffend auf den Punkt gebracht: „Wenn es wegen dem Lehrermangel keine kleineren Klassen gibt, dann muss man den Leuten eben mehr Geld bezahlen, damit mehr von ihnen Lehrer werden wollen!“

Dabei ging es den anwesenden Lehrkräften nicht in erster Linie um eine bessere Bezahlung. In der Positionskonferenz der Gewerkschafter, die der Aktion am Vormittag vorgeschaltet war, kristallisierten sich ganz andere Probleme und Hindernisse einer gelungenen Bildungspolitik heraus. Diese wurden insbesondere in der hohen Verdichtung und Entgrenzung der Arbeit gesehen, die sich durch den zunehmenden Mangel an Lehrkräften perspektivisch weiter erhöhen dürften.

Im Kern diskutierten die Gewerkschaftler daher auch mit den Lehrkräften aus den verschiedensten Schulformen über die kürzlich ausgesprochenen Empfehlungen zur Behebung des Lehrkräftemangels der ständigen Kommission der Kultusminister-Konferenz. Diese wurden einhellig als wirklichkeitsfern, sogar kontraproduktiv angesehen. Pyrola Dittmar, Vorsitzende des GEW-Kreisverbands Schlüchtern, stellte angesichts der Forderung der Kommission, vermeintliche „Beschäftigungsreserven“ durch die Verminderung von Teilzeit und Altersermäßigung weiter auszuschöpfen fest: „Hierdurch wird der Beruf noch unattraktiver gemacht, keiner in den Ministerien sieht, dass wir alle kaputt sind“.

Dass die gemachten Empfehlungen ein verzerrtes Bild der Realität abgeben und hinsichtlich der gemachten Vorschläge zur Gesunderhaltung der Lehrerinnen und Lehrer geradezu zynisch anmuten, kritisierten auch Anja Saling, Vorsitzende des GEW-Kreisverbands Hanau, und ihr Kollege aus dem Vorsitz des Kreisverbands Gelnhausen, Herbert Graf. Die Kommission stellte der aus ihren Empfehlungen resultierenden höheren Belastung der im Dienst befindlichen Lehrerinnen und Lehrer Maßnahmen zur psychischen Gesundheit und zum Stressabbau gegenüber. „Den akut überlasteten Lehrkräften mit Achtsamkeits-Fortbildungen zu kommen ist, wie einem Ertrinkenden den Schwimmkurs am kommenden Nachmittag zu empfehlen“, konstatierte Jörg Engels, Vorsitzender des Kreisverbands in Hanau.

Als Möglichkeit, mehr Zeit für die Bildung der Schülerinnen und Schüler aufbringen zu können und die Belastung der Kollegien zu vermindern, wurde der verstärkte Einsatz von zusätzlichem, auch nicht-pädagogischem Personal gesehen, z.B. von Verwaltungskräften. Eine Teilnehmerin stellte fest: „ Es müssen nicht alle Aufgaben an den Schulen von Lehrkräften übernommen werden“.

Dass hierfür mehr Geld in den Bildungsbereich fließen muss, ist den Mitgliedern der Bildungs-Gewerkschaft bewusst. Sie hoffen darauf, dass bei der kommenden Landtagswahl im Herbst diese Forderung auch von den Eltern ins Zentrum der Diskussion gerückt werden. Einen ersten Anstoß hierzu wollten sie mit der heutigen Aktion liefern.

lehrkrafbahngn az

lehrkrafbahngn az1


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de