Streuobstwiesen sind schützenswertes Kulturerbe

Von rechts: Dominik Brasch (Vorsitzender SPESSARTregional), Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, Geschäftsführer LPV Matthias Metzger und Johannes Michel, Leiter der Abteilung „Förderung Ländlicher Raum“.

Politik
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Der Main-Kinzig-Kreis ist im Westen sowie an den Hängen von Spessart und Vogelsberg von Streuobstwiesen geprägt. Sie sind von Menschen geschaffene Naturparadiese, artenreiche Biotope, Teil der regionalen Identität und zu Recht als immaterielles Kulturerbe geschützt. Der Landschaftspflegeverband und viele andere Initiativen widmen sich mit Herzblut dem Erhalt dieser besonderen Kulturlandschaft“, sagte Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmer (SPD) kürzlich im Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen.



Anschließend überreichte sie Matthias Metzger, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Main-Kinzig-Kreis e.V. (LPV), zwei Förderbescheide in Höhe von 16.000 Euro beziehungsweise 35.500 Euro. Die beiden Zuschüsse dienen der Regionalentwicklung im Rahmen von SPESSARTregional und stammen aus dem LEADER-Förderprogramm der Europäischen Union. Der Landschaftspflegeverband wird die beiden Fördersummen für zwei konkrete Maßnahmen zum Erhalt und Schutz der heimischen Streuobstwiesen verwenden.

„Viele dieser Wiesen sind in keinem guten Zustand“, unterstrich Matthias Metzger bei der Bescheid-Übergabe und ergänzte: „Der Klimawandel macht den alten Nuss- und Obstbäumen sichtlich zu schaffen, dringend erforderliche Neuanpflanzungen sind immer schwieriger umzusetzen. Zudem werden viele private Streuobstgrundstücke nicht mehr gepflegt.“ Zwar würden Streuobstprodukte mittlerweile besser vermarktet, doch eine Gesamtstrategie, die zum Erhalt der Streuobstbestände positive Wirkung entfalte, gebe es noch nicht. Ein großer Teil der heimischen Äpfel würde aus unterschiedlichen Gründen nicht geerntet und verfaule auf den Wiesen. Der Landschaftspflegeverband will dem entgegenwirken und die ökologische Bedeutung der Streuobstwiesen in das öffentliche Bewusstsein rücken. Zu diesem Zweck sind zwei Maßnahmen geplant, die nun gefördert werden.

Nach dem großen Erfolg der Broschüre „Wildobst“ wird der Verband eine „Streuobstbroschüre“ herausgeben. Die Kosten belaufen sich nach Angaben von Matthias Metzger auf etwa 20.000 Euro. Mit leicht verständlichen Informationen soll die „Streuobstbroschüre“ möglichst viele Menschen auf das Thema aufmerksam machen und auch zur Pflege von Streuobstwiesen ermuntern. Die Broschüre gibt Hinweise, wie Obstbäume gepflanzt und Streuobstwiesen nachhaltig gepflegt werden. Sie vermittelt, wie Streuobstprodukte, zum Beispiel Obst, Nüsse oder Heu, nach der Ernte verwendet werden und informiert über den so wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Ein immerwährender Kalender gibt Tipps und Hinweise zu Arbeiten auf der Streuobstwiese rund ums Jahr. Die „Streuobstbroschüre“ soll in einer Auflage von 5.000 Exemplaren gedruckt und kostenlos verteilt sowie zum Download angeboten werden.

Die zweite Maßnahme nimmt die Streuobstprodukte und deren Vermarktung in den Blick. Zum einen sollen neue Vermarktungswege und -strukturen für regionale Streuobstprodukte aufgebaut werden. Hierzu sollen sowohl die Produzentinnen und Produzenten als auch Verbraucherinnen und Verbraucher über die hohe Qualität der Streuobstprodukte informiert und so die Nachfrage gesteigert werden. Zum anderen soll die vorhandene Infrastruktur zur Produktion und Vermarktung von regionalem Obst verbessert werden. Denkbar ist, ein überregionales Netzwerk zu schaffen, das Transportlogistik, Lagerung von Tafelobst und Verarbeitung von Streuobst beinhaltet, zum Beispiel in Keltereien und als Trockenobst. „Mit der Projektumsetzung werden wir ein externes Fachbüro beauftragen, das zunächst den Status Quo vorhandener Vermarktungs- und Verarbeitungsstrukturen für Streuobst recherchiert. Anschließend werden Handlungsempfehlungen erarbeitet, die zum Ziel haben, Streuobstprodukte besser zu verwerten und zu verarbeiten“, erläuterte Matthias Metzger. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf knapp 53.000 Euro. Unterstützt wird es von der Ökomodellregion Main-Kinzig sowie dem NABU-Kreisverband, regionalen Keltereien als Mitglieder des LPV sowie dem Verein Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute Regionalschleife Main-Kinzig, dem Behinderten-Werk Main-Kinzig gGmbH mit dem Hofgut Marjoß und SPESSARTregional.

Susanne Simmler dankte Matthias Metzger und dem Landschaftspflegeverband für das große Engagement: „Im Verband finden Akteurinnen und Akteure zusammen, die sich in der Landwirtschaft, der Kommunalpolitik und dem Naturschutz engagieren. Sie setzen wegweisende Projekte zum Schutz unserer Natur- und Kulturlandschaften um und engagieren sich damit zum Wohle aller.“

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Von rechts: Dominik Brasch (Vorsitzender SPESSARTregional), Erste Kreisbeigeordnete Susanne Simmler, Geschäftsführer LPV Matthias Metzger und Johannes Michel, Leiter der Abteilung „Förderung Ländlicher Raum“.


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