FDP fordert Fusion der Sparkassen im MKK

Politik
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Auch wenn der Vorgang um die Abberufung des Vorstandes der Sparkasse Gelnhausen noch längst nicht abgeschlossen sei, blicken der ehrenamtliche Kreisbeigeordnete und ehemalige Stadtrat der Stadt Hanau, Prof. Dr. Piesold (FDP), und sein Kollege, der finanzpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Main-Kinzig-Kreis, Kolja Saß, nach vorne. Für Dr. Piesold ergibt sich aus der neuen Situation eine große Chance zur Fusionierung der Sparkassen, die er und Saß schon seit Jahren gefordert hätten.



Die Leistungsfähigkeit einer Sparkasse hänge unter anderem uch von der Größe ab, so Dr. Piesold und verweist auf das Sparkassen Ranking des DSGV aus dem Jahr 2022. Die Kreissparkasse Schlüchtern sei bei diesem Ranking nach der Größe auf Platz 341 von 361 Instituten gelandet. Die Sparkasse Gelnhausen belege den Platz 295 und befände sich somit auch im hinteren Teil, während Hanau, die auf Platz 69 stehe, aus Sicht der FDP noch einen akzeptablen Platz innehatte. Da das Ranking zwei Jahre alt sei, müsse man damit rechnen, dass zumindest die Kreissparkasse Gelnhausen und die Kreissparkasse Schlüchtern weiter nach hinten gerutscht seien. Im April 2024 gab es nach Auskunft des Deutschen Sparkassenverbandes nur noch 351 Institute. Die Verringerung der Anzahl sei aufgrund Fusionen zustande gekommen.

Die Kreissparkasse Schlüchtern habe nach Meinung Dr. Piesold’s eine Größenordnung, die innerhalb der Sparkassenorganisation oft als „kleines Institut“ bezeichnet würde. Zwar seien diese kleinen Sparkassen teilweise noch rentabel, aber insbesondere aufgrund der zunehmenden Regulierung durch die EZB und weiteren bürokratischen Vorschriften der Bafin würden die kleinsten Institute immer mehr unter Druck geraten. „Deshalb gibt es ja auch zahlreiche Fusionen innerhalb des Verbandes“, meint Dr. Piesold. Wie klein die Sparkasse in Schlüchtern sei, verdeutliche ein Vergleich mit der Frankfurter Sparkasse, die den Platz 5 belege. Das Frankfurter Institut habe eine Bilanzsumme von 22,46 Milliarden Euro, Kundeneinlagen von 18 Milliarden Euro und 1.502 Mitarbeiter. Schlüchtern komme auf eine Bilanzsumme von 713 Millionen Euro, Kundeneinlagen von 590 Millionen Euro und beschäftigte 114 Mitarbeiter. Wenn man die Kundeneinlagen durch die Mitarbeiterzahl teilen würde, käme man auf eine recht einfache Vergleichszahl. Schon dieser simple Vergleich offenbare die höhere Effizienz des Frankfurter Instituts. Die Kreissparkasse Gelnhausen schneide bei diesem Quotienten noch schlechter ab. Man könne wohl davon ausgehen, dass weitere Eckdaten die Effizienzbetrachtung eher bestätigten als widerlegen würden. Aufgrund der Steigerung der Anforderungen an eine Sparkasse gehen die beiden Liberalen davon aus, dass sich die Effizienz kleiner Sparkassen weiter verringern werden. Der Trend zur Digitalisierung und die damit verbundenen Aufgaben würden diese Tendenz entsprechend verstärken. Die Sparkasse Hanau wäre demgegenüber besser aufgestellt. Mit einer Bilanzsumme von 5,9 Milliarden Euro (Jahr 2022) sei sie aber gegenüber den großen Sparkassen im Rhein-Main-Gebiet immer noch klein.

Die großen Sparkassen, wie die NASPA (Bilanzsumme 15,6 Milliarden Euro) oder Frankfurter Sparkasse (Bilanzsumme 22,5 Milliarden Euro), hätten aufgrund ihrer Masse einen Wettbewerbsvorteil. Eine gemeinsame Sparkasse Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern käme auf eine Bilanzsumme von mehr als 8 Milliarden Euro und wäre so schon ein recht großes Institut. „Auch wenn wir häufig Liebhaber von kleinen Einheiten im Main-Kinzig-Kreis finden, ist die Größe eines Kreditinstituts schon ein Standortfaktor, den man berücksichtigen muss“, stellt Saß fest. Deshalb präferiere auch er den Zusammenschluss. "Die FDP-Fraktion im Kreistag des Main-Kinzig-Kreises hat in der Vergangenheit mehrfach die Zusammenlegung der drei Sparkassen (Kreissparkasse Schlüchtern, Kreissparkasse Gelnhausen und Sparkasse Hanau), an denen der Main-Kinzig- Kreis beteiligt ist, gefordert", erinnert Saß an Initiativen seiner Fraktion aus der vergangenen Legislaturperiode. Bisher sei wenig geschehen. Nun da die Vorstandsposition in Gelnhausen vakant sei, könnten die Karten neu gemischt werden. Für Saß sei ein großes Institut aus mehreren Gründen attraktiver. „Eine gewisse Kreditinstitutsgröße ermöglicht auf Grund der höheren Bilanzsumme dem Geldinstitut aus eigener Kraft größere Kreditengagements einzugehen, wovon mittelgroße Bauprojekte, wie Wohnsiedlungen innerstädtische Zentren, Ärztehäuser und vieles mehr sowie mittelständische Unternehmen profitieren, die in der Region expandieren und meist auch hochwertige Arbeitsplätze schaffen. Davon profitiert wiederum die Region selbst“, stellt Saß fest. Außerdem sei das Institut für das Führungspersonal auch attraktiver. Immer wieder habe man feststellen müssen, dass sehr gute Führungskräfte zu den großen Instituten abwandern würde, da dort die Gestaltungsmöglichkeiten einfach besser seien, meint der Unternehmer Saß.

Ob die große Lösung komme, sei in der gegenwärtigen politischen Situation eher unwahrscheinlich. Im Main-Kinzig-Kreis gebe es eine Tendenz zur Regionalisierung und ein Denken in kleinen Strukturen. Die Auskreisung Hanaus verstärke diese Tendenz. Deshalb wäre für die FDP auch ein Stufenverfahren denkbar. Dabei würde zunächst die Kreissparkasse Gelnhausen und Schlüchtern fusioniert. Da der bisherige Vorstandsvorsitzende Jacobs als Fusionsexperte galt, sei man ohnedies davon ausgegangen, dass diese Lösung in Betracht gezogen worden sei, unterstreicht Dr. Piesold. Später könne dann die eigentlich vernünftige Lösung geschaffen werden, stellen Saß und Dr. Piesold abschließend fest und verweisen darauf, dass im Sparkassenwesen immer noch die Politik mitsprechen würde, die nicht immer rational und wirtschaftlich denken würde.


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