Sommerlich genießen ohne Alkohol

Auch so mancher vergnügte Grillabend oder Biergartenbesuch darf da nicht fehlen. Während die meisten Menschen diese unbeschwert genießen, stellen sie für andere jedoch mitunter eine Herausforderung dar, wie Cosima Goncalves Silva, die Teamleiterin der Fachambulanz für Suchtkranke, und Ingo Bischoff, Fachbereichsleiter der Beratungsdienste des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis, wissen. Gerade Menschen mit einer Alkoholerkrankung müssen hier besonders achtsam sein. Zum Glück gibt es aber auch im Sommer viele Möglichkeiten, das Leben auf gesunde Art und Weise zu genießen: Zum Beispiel mit den beiden spritzig- frischen und alkoholfreien Cocktails St. Kitts und Rainbow.

Einen Cocktail-Shaker mit Eis füllen, 90 Milliliter Ananassaft, einen guten Spritzer Limettensaft und ein Zentiliter Grenadine-Sirup hinzugeben und ordentlich schütteln, mit Ginger Ale auffüllen und fertig ist die erste fruchtige Erfrischung für heiße Sommertage. Während der St. Kitts in wenigen Handgriffen frisch gemischt ist, ist die Zubereitung seines farbenfrohen Kollegen schon etwas aufwändiger, dafür macht der Rainbow seinem Namen dann aber auch alle Ehre. In knallig bunten Farben leuchten die unterschiedlichen Schichten im Glas und erfreuen das Auge. Und genau dies ist das Wesentliche, wie die Teamleiterin der Fachambulanz, Cosima Goncalves Silva findet: „Es geht darum, sich etwas bewusst schön zu machen, das Leben zu genießen.“ Was für viele Menschen ganz selbstverständlich zum Alltag dazu gehört, haben viele der Klienten*innen, die in die Beratungsstelle in der Gelnhäuser Holzgasse kommen, durch ihre Erkrankung verlernt. Auch wenn das Schirmchen in Glas oder die Orangenscheibe am Rand vielleicht keine wirklich wichtige Aufgabe für den Geschmack eines Getränkes haben oder die Effektivität des Durstlöschens verstärken: die kleinen Einzelheiten tun am Ende einfach gut und machen aus dem Getränk etwas Besonderes. Grade Menschen, die sich ihrer Suchtproblematik in einer Reha gestellt haben und den Schritt in die Abstinenz gegangen sind, sehen sich dabei oft mit einer ganzen Reihe von Dingen konfrontiert, auf die sie achtgeben oder verzichten müssen. Dabei geht es oft nicht nur um den reinen Verzicht auf Alkohol, wie Bischoff und Goncalves Silva wissen. Im sogenannten Suchtgedächtnis sind oft bestimmte Reiz-Reaktions-Muster verankert, die in bestimmten Situationen das alte Verlangen wieder wecken können, etwa ein Geruch oder eine bestimmte Umgebung. Auch das falsche Glas kann dabei wie ein Trigger funktionieren: „Wenn ich immer Wein aus einem langstieligen Glas getrunken habe, kann es sein, dass ein solches Glas diesen Reiz wieder auslöst.“ Hier sei vor allem eins gefordert: Achtsamkeit. Ziel einer entsprechenden Therapie sei dabei, dass diese Achtsamkeit für die Betroffenen selbstverständlich wird. „Es ist wie beim Autofahren“, erklärt Bischoff. Auch dort lerne man, dass man an einer roten Ampel halten müsse und irgendwann geschehe dies ganz automatisch. So sei es auch hier. Mit Blick auf die bunten Fruchtsaftgetränke stellt Bischoff fest, dass es nicht nur darum gehe, auf etwas bestimmtes, in diesem Fall den Alkohol, verzichten zu müssen. Wer den Schritt geht und sich für eine Therapie entscheidet, erhalte auch etwas dafür zurück: „Man bekommt ganz viel Lebensfreude zurück.“ Die Welt sei schließlich voll von Dingen, die Spaß machen. Dies müssen sich die Betroffenen nur erst wieder bewusst machen.

Grade der Sommer sei dabei oft keine leichte Zeit um mit dem Trinken aufzuhören. Die Verlockungen lauern an allen Ecken und Enden: Sei es der gemeinschaftliche Biergartenbesuch mit Kollegen nach der Arbeit, das Grillen mit Freunden oder Familie, oder so manches Vereins- oder Stadtfest, dass in den schönen Monaten zu einem Besuch einlädt. „Es ist keine leichte Zeit, um mit dem Alkohol aufzuhören.“ Die Versuchung, hier und dort eine Ausnahme zu machen, ist groß. Umso größer sei die Vorsicht, die hier geboten ist, wie Goncalves Silva rät: „Die Abstinenz ist wie eine Mauer“, erklärt sie. Stabil und Robust. „Dann mache ich eine Ausnahme und das ist, als würde ich einen Stein aus dieser Mauer heraus ziehen.“ Dieser bringt die Mauer nicht zwangsweise gleich zum Einsturz, aber je mehr Ausnahmen gemacht würden, desto größer werde das Risiko.

Die beiden hier vorgestellten alkoholfreien Cocktail-Varianten bieten auf alle Fälle schon einmal eine gesunde und äußerst leckere Alternative zu ihren promillehaltigen Verwandten. Eine Alternative, die sicherlich auch allen schmecken dürfte, die vielleicht einfach einmal aus gesundheitlichen Gründen oder als verantwortungsvolle Autofahrer einen Abend ohne Alkohol genießen wollen.

Die Rezepte: Für den St. Kitts alkoholfrei einen Shaker mit Eis füllen, 90 ml Ananassaft, einen Spritzer Limettensaft und 1 cl Grenadine-Sirup hinzugeben und ordentlich schütteln. In ein Glas umfüllen und mit Ginger Ale auffüllen und eiskalt genießen. Für den Rainbow-Cocktail zunächst Mineralwasser (mit Kohlensäure) mit Lebensmittelfarbe Blau einfärben. Ein Glas zu etwa einem Drittel mit Orangensaft füllen. Mit Hilfe eines Löffels dann vorsichtig Grenadine-Sirup an der Glaswand herablaufen lassen, sodass der schwerere Sirup unter den Saft sinkt. Nun vorsichtig das blaugefärbte Mineralwasser von oben hinzufügen. Das Wasser ist leichter als der Saft und bildet damit die eine blaue Schicht an der Oberfläche. Ein farbenfrohes Vergnügen für Auge und Gaumen.

Foto: Ingo Bischoff, Fachbereichsleiter der Beratungsdienste des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis, und Cosima Goncalves Silva, Teamleiterin der Fachambulanz für Suchtkranke, genießen die fruchtigen Cocktail-Varianten ohne Alkohol.