Umgang mit „Systemsprengern“ diskutiert

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Mit dem gleichnamigen Kinofilm erlebt derzeit die Kategorie „Systemsprenger“ in der Jugendhilfe enorme Verbreitung.



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In dem sogar für den Oscar nominierten Film dreht sich alles um ein Mädchen, das durch ihr Verhalten in keiner Pflegefamilie lange verweilt und die Systeme der Jugendhilfe herausfordert. Das Jugendamt des Main-Kinzig-Kreises hat sich nun im Rahmen einer Fachtagung mit vielen Akteuren der Jugendhilfe kritisch mit diesem Begriff auseinandergesetzt.

Matthias Röder, stellvertretender Leiter des Jugendamts des Kreises, stellte zwei Forderungen an den Beginn der Veranstaltung. Er warnte zum einen vor einer problematischen weil ausgrenzenden „Etikettierung von Jugendlichen“: „Der Begriff ist für die Betroffenen nicht hilfreich. Bei ‚Systemsprenger‘ handelt es sich eher um eine Zuschreibung des ‚Systems‘ selbst, das System sprengen wollen diese Kinder und Jugendlichen gar nicht“, so Röder. „Sie wollen Rückhalt und Stabilität oder Handlungssicherheit gewinnen.“ Gleichwohl gebe es junge Menschen, bei denen gängige Hilfeansätze scheiterten und für sie immer wieder nach neuen Lösungen geschaut werden müsse.

Mit „Systemsprenger“ laufe man zum anderen Gefahr, den Blick zu sehr auf die Gefahren zu lenken, die von einem Kind oder einem Jugendlichen ausgingen, so Röder. Dadurch gerate die Hilfe in den Hintergrund. Verschiedene Institutionen seien allerdings beteiligt, die mit ihren Möglichkeiten helfen können, dazu zählten neben der Jugendhilfe die Gerichte und die Polizei bis hin zur Psychiatrie. „Hier braucht es eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit“, erklärte Matthias Röder. „Im Main-Kinzig-Kreis existiert ein gutes Netz für eine solche interdisziplinäre Zusammenarbeit. Gerade bei solch herausfordernden Fällen gibt es gute Erfahrungen und die Bereitschaft, gemeinsam kreative und innovative Lösungen zu suchen.“

Katrin Löffert, Diplom-Sozialpädagogin im Jugendhilfezentrum Don Bosco, gab anschließend ganz anschaulich Einblicke in ihre Arbeit in Sinntal. Don Bosco beherbergt strafunmündige junge Menschen, bei denen sich offene Jugendhilfeangebote nicht als geeignete Maßnahme angeboten hatten oder denen aufgrund der aktuellen Problematik nicht anders begegnet werden konnte als mit einer geschlossenen Unterbringung. Eindrucksvoll schilderte Katrin Löffert den anspruchsvollen und professionellen Arbeitsalltag in der intensivpädagogisch-therapeutischen Gruppe und betonte insbesondere die notwendige Zusammenarbeit zwischen Fachkräften aus Pädagogik und Psychiatrie.

Nach diesen theoretischen und praktischen Impulsen befassten sich Kleingruppen der rund 80 Teilnehmer mit Themen und Strategien für die je eigene Jugendhilfearbeit rund um „Systemsprenger“. Als Ergebnis wurden von den Beteiligten als Gelingensfaktoren im Umgang mit Kindern, die Systeme durch ihr extremes Verhalten herausfordern und an Grenzen bringen benannt: eine positive Grundhaltung gegenüber dem Kind, eine Ressourcen- statt Defizitorientierung, das Gelingen eines Beziehungsaufbaus, die Beteiligung von Eltern und die Kooperation mit anderen Fachkräften.

Foto: „Die Kinder und Jugendlichen wollen Rückhalt und Stabilität oder Handlungssicherheit gewinnen: Matthias Röder leitete den Fachtag zu „Systemsprengern“ ein.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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