Vorgehen bei Corona-Infektionen in Schulen und Kitas

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„Covid im Herbst“ lautete kürzlich das Thema eines Online-Vortrags, zu dem das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr alle im Main-Kinzig-Kreis niedergelassenen Kinderärzte eingeladen hatte. Dabei ging es um das Vorgehen des Amtes für Gesundheit und Gefahrenabwehr bei Corona-Infektionen in Schulen und Kitas in Bezug auf die Quarantäne und Freitestung. Auch die Maskenpflicht, Betretungsverbote und die Definition eines Negativnachweises wurden besprochen.



„Vernetzung, Austausch und Informationsweitergabe sind seit Anbeginn ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit in der Pandemie und im Verlaufe der Zeit eine immer größere Säule geworden“, erläutert Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Susanne Simmler (SPD). Mit Blick auf den Herbst und der Gewissheit, dass sich das Leben mehr und mehr wieder in die Innenräume verlagere, sei es wichtig, das Vorgehen des Gesundheitsamtes den niedergelassenen Kinderärzten im Kreis vorzustellen. „Es ist wichtig, dass wir alle auch weiterhin an einem Strang ziehen, Bürgerinnen und Bürger, Eltern und die Ärzteschaft“, hob Susanne Simmler hervor. Unsicherheit besteht oft bei allen Betroffenen angesichts des unterschiedlichen Vorgehens in Schulen und Kitas. „Während bei einer Corona-Infektion in Kitas meist die ganze Gruppe isoliert wird, konzentriert man sich in Schulen mehr auf die Kontakte des Index. Wegen der festen Sitzplätze im Unterricht müssen nicht komplette Klassen in Absonderung geschickt werden. Geimpfte und Genesene werden nicht isoliert“, erklärte Dr. Simone Karau, die den Vortrag hielt. In jedem Fall werden jedoch Einzelfallentscheidungen getroffen, die auf den Kriterien des Robert Koch-Instituts sowie den Erlassen des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration basieren.

Laut Coronavirus-Schutzverordnung gilt das Schüler-Testheft nun zeitlich unbegrenzt als Negativnachweis, auch in den Ferien. Kinder unter sechs Jahren oder Kinder, die noch nicht eingeschult sind, brauchen keinen Negativnachweis. Bei einem positiven Test muss man nicht sofort eine tatsächliche Infektion mit dem Coronavirus befürchten: Der Landkreisverwaltung wurden innerhalb eines zehnwöchigen Zeitraums zwischen Mai und Juli 2021 von Schulen 224 positive PoC-Antigentests gemeldet – davon stellten sich in den anschließenden PCR-Tests allerdings lediglich 90 als positiv heraus, 134 waren negativ. „Ein Blick auf die Infektionszahlen von Kindern und Jugendlichen im Kreis zeigt uns auch, dass, wenig überraschend, ältere Jugendliche stärker betroffen sind als Kleinkinder und dass der Anstieg seit dem Schuljahresbeginn sehr deutlich ausfiel“, bilanziert Dr. Karau. Der Inzidenzwert der unter Sechsjährigen beispielsweise war in einer Septemberwoche im Vergleich zu einer Juniwoche zwölf Mal höher.

Im Rahmen der diesjährigen Einschulungsuntersuchungen befragt die Kreisverwaltung die Eltern informell zu einer Covid-19-Impfung: Von den bisher 130 befragten Haushalten waren 52 Elternpaare nicht geimpft. „Dass 40 Prozent dieser Kinder nicht durch geimpfte Eltern geschützt sind, bereitet uns Sorge“, so Dr. Karau. Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr, betonte, dass trotz der Schließung der Impfzentren Ende September das Impfen weitergehe. „Nicht nur mit der Aktion ‚Dein Pflaster‘ sind wir regelmäßig mit unseren Impfmobilen an unterschiedlichen Orten. Wir werden zusätzlich im Laufe des Oktobers drei Impfstellen in Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern aufbauen, deren Öffnungszeiten wir auf unserer Webseite bekanntgeben.“ Man habe beobachtet, dass das baldige Ende der kostenlosen Bürgertests nochmal einige motiviert habe, sich impfen zu lassen. Das bedeutet jedoch nicht, dass künftig jeder Test automatisch privat bezahlt werden muss: Die Coronavirus-Testverordnung des Bundes führt auf, dass zum Beispiel enge Kontaktpersonen von Infizierten weiterhin Anspruch auf eine Testung haben. In den kommenden Monaten rechnet das Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr mit der Freigabe des Biontech-Impfstoffs für Kinder ab sechs Jahren.

„Bis dahin möchten wir all jene, die sich bislang noch nicht zu einer Impfung haben entschließen können, dazu ermuntern, sich eingehend bei seriösen Quellen zu informieren und durch eine Impfung dazu beizutragen, gerade solche Personengruppen zu schützen, für die eine Impfung nicht möglich ist“, erklärt Susanne Simmler. Christoph Höhn, kommissarischer Leiter des Sachgebiets Hygiene und Umweltmedizin, empfahl den Kinderärzten die Befragung „Post-Covid-19“ der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (www.dgpi.de), bei der Ärzte Symptome von Kindern und Jugendlichen, die mit einer Corona-Infektion in Verbindung stehen, online anonymisiert eingeben können. „Ihre Daten werden dabei helfen, die Forschung zu Long-Covid-Symptomen bei Kindern zu verbessern“, so Höhn. Das Projekt wird von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) sowie vom Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte unterstützt (BVKJ).


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