Damit erhöht sich das Übertragungsrisiko von Krankheiten, denn viele Mücken- und Zeckenarten geben über einen Stich virale, bakterielle und parasitäre Infektionserreger weiter. Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) beispielsweise ist stechfreudig, stammt ursprünglich aus Südostasien und kam in den 1970er-Jahren als „blinder Passagier“ über den Handel nach Europa. Durch die zunehmend milderen Winter hat sich das maximal einen Zentimeter große schwarz-silberweiß gestreifte Tier in zahlreichen Ländern etabliert und breitet sich über den Reiseverkehr weiter aus.

Auch in Hessen wurde die Tigermücke mehrfach nachgewiesen, zwar noch nicht im Main-Kinzig-Kreis, aber beispielsweise in Frankfurt. Wegen des Flughafens, vieler Verkehrsknotenpunkte zu Land und Wasser und der günstigen klimatischen Bedingungen wird Hessen als Ort mit Gefährdungspotenzial eingeschätzt. „Der Stich der Asiatischen Tigermücke ist an sich ungefährlich, das Risiko liegt in der Übertragung von Krankheitserregern“, erklärt Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr. Hat die Tigermücke vorher eine infizierte Person gestochen, kann sie die Krankheit oder das Virus beim nächsten Stich weitergeben. Dazu gehören das Denguefieber, die Viren Chikunguya, Zika und Westnil oder die virusbedingte Gehirnentzündung Japanische Enzephalitis. „Zu den Krankheitszeichen dieser Viren gehören Grippe-Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Magen-Darm- und Gelenkbeschwerden, Hautausschläge, Augenentzündungen oder Erschöpfung“, sagt Christoph Höhn, Leiter des Sachgebiets Hygiene und Umweltmedizin im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr. In seltenen Fällen sind Entzündungen des Gehirns, der Leber oder des Herzens möglich.

2019 wurden in Hessen 108 Denguefieber-Fälle bei Reiserückkehrern gemeldet. 2020 waren es nur 19, was man sich weitgehend mit den Reisebeschränkungen der Pandemie erklärt. Warme Temperaturen begünstigen sowohl die Vermehrung der Viren in den Mücken als auch das Überleben der Insekten. Daher sind sich Experten darüber einig, dass eine weitere Verbreitung der Tigermücke verhindert werden muss. Dafür ist es am wirkungsvollsten, das Überleben der Larven zu verhindern. Heimische Mücken brüten gerne an natürlichen Gewässern wie etwa dem Rhein. Die Tigermücke hingegen bevorzugt Wasserbehälter, an dessen Rand sie oberhalb des Wassers ihre Eier ablegt. Die Eier können auch längere Kälte- und Trockenperioden gut überstehen. Erst, wenn sie durch einen steigenden Pegel ins Wasser geraten, schlüpfen die Larven; das kann bis zu zwei Wochen dauern.

„Regenwasseransammlungen in Behältern sind die idealen Brutstätten“, warnt Dr. Stefan Rockett, Leiter des Amts für Veterinärwesen und Verbraucherschutz. Das betrifft zum Beispiel mit Wasser gefüllte Gießkannen, Blumentöpfe, Balkonkästen, Vogeltränken, Planschbecken, Eimer, Schubkarren oder Wassertonnen. Abhilfe kann man schaffen, indem man Wassertonnen mit Deckeln oder einflugsicheren Netzen abdeckt oder das Wasser mindestens einmal wöchentlich zum Gießen verwendet. Auch Dachrinnen sollte man regelmäßig von Laub befreien, damit sich keine Wasserpfützen bilden.

Die öffentliche Verwaltung kümmert sich um die Bestandskontrolle, indem auf Fernreiserouten, etwa an LKW-Raststätten, Eiablagebehälter mit Fallen aufgestellt werden. Das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) sowie das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) erfassen außerdem Daten zur Risikobewertung. Dabei werden auch die Krankheitsfälle, die die Gesundheitsämter melden, berücksichtigt. Grundstückseigentümer sind verpflichtet, ihre Gemeinde über das Entdecken von Schädlingen zu informieren. Das Versprühen von Insektiziden sollte nur bei einer starken Verbreitung der Tigermücke begrenzt auf die betroffenen Flächen erfolgen. „Bei einer biologischen Bekämpfung der Tigermücke mit beispielsweise Bakterien können unerwünschte Effekte auf andere Mücken nicht ausgeschlossen werden. Darüber sollte also erst bei einem tatsächlichen Befall nachgedacht werden“, rät Katrin Hess, Leiterin des Amts für Umwelt, Naturschutz und ländlicher Raum. Effizienter ist die Förderung von natürlichen Feinden, die die Tigermücke fressen, etwa Fische und Insekten in Gartenteichen, Libellen, Wasserkäfer oder Wasserwanzen, empfiehlt das Hessische Ministerium für Soziales und Integration.

Die Geschäftsstelle Klimaanpassung des Hessischen Landesprüfungs- und Untersuchungsamts im Gesundheitswesen (HLPUG) hat eine Tigermücken-Meldestelle für die Bevölkerung eingerichtet, bei der man seine Fänge mit Foto unter der E-Mail-Adresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden kann. Wer sichergehen will, um welche Mücke es sich in seinem Garten handelt, kann diese zur Bestimmung eingefroren einschicken. Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V. (ZALF e.V.) sowie das Friedrich-Loeffler-Institut (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) antworten darauf und zeigen online auf dem sogenannten „Mückenatlas“ (www.mueckenatlas.com) die Fundorte der in Deutschland eingesendeten Tiere.


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