Welt-Erste-Hilfe-Tag: „Der einzige Fehler ist, nichts zu tun“

Dr. Manuel Wilhelm, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, demonstriert an einer Puppe die Wiederbelebung bei Herz-Kreislaufstillstand: den Oberkörper der Person frei machen, beide Hände mit den Fingern verschränkt übereinander legen und mit dem Handballen mindestens 100 Stöße pro Minute auf den Brustkorb ausüben.

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Wenn der Ehepartner plötzlich nicht mehr atmen kann, das Kind krampft oder der Kollege bewusstlos vorgefunden wird, ist das ein großer Schock. Viele wählen den Notruf, fühlen sich aber oft nicht in der Lage, Erste Hilfe zu leisten. „Die Unsicherheit ist verständlich, aber wenn jemand um sein Leben kämpft, gibt es zur Ersten Hilfe keine Alternative. Abgesehen davon ist man dazu gesetzlich verpflichtet“, erklärt Dr. Manuel Wilhelm, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst im Main-Kinzig-Kreis, anlässlich des bevorstehenden Welt-Erste-Hilfe-Tags am Freitag, 10. September.



Die Angst vieler Helferinnen und Helfer, durch einen Fehler den Zustand der Person zu verschlimmern, ist im Notfall unbegründet. „Der einzige Fehler, den man machen kann, ist, nichts zu tun“, betont Dr. Wilhelm. Erste Hilfe ist im Prinzip auch gar nicht schwer: Nach der bewährten Formel „Prüfen, Rufen, Drücken“ lassen sich in drei schnellen Schritten Leben retten: „Erst muss geprüft werden, ob die Person noch bei Bewusstsein ist und normal atmet. Ist das nicht der Fall, müssen Ersthelfer unverzüglich den Notruf (112) wählen und im Nachgang mit der Herz-Druck-Massage beginnen, denn das ist und bleibt die wirksamste Methode bei einem Herzstillstand. Dabei ist wichtig, schnell und fest auf die Mitte des Brustkorbs zu drücken und das mindestens hundert Mal pro Minute. Viele tun sich schwer, diese Regel in der Gefahrensituation einzuschätzen. Orientieren Sie sich deshalb am Rhythmus von beispielsweise ‚Stayin‘ Alive‘ von den Bee Gees. Damit drücken Sie wie von allein im Takt“, erklärt Dr. Wilhelm.

Es sei außerdem wichtig, die Herz-Druck-Massage so lange auszuführen, bis die Einsatzkräfte vor Ort eingetroffen sind und die Versorgung übernehmen, berichtet Reiner Kaul, Sachgebietsleiter der Integrierten Leitstelle des Gefahrenabwehrzentrums des Main-Kinzig-Kreises. „Unsere Kollegen und Kolleginnen in der Leitstelle leiten die anrufende Person aktiv an, begleiten und unterstützten sie, bis der erste Retter vor Ort ist“, so Kaul. Dr. Wolfgang Lenz, Leiter des Amts für Gesundheit und Gefahrenabwehr, betont: „Erste Hilfe ersetzt den Notruf oder die Hilfe des Notarztes nicht, aber sie kann den Zustand der verletzten oder erkrankten Person erheblich verbessern und sogar ihr Leben retten.“

Auf diese bedeutende Unterstützung macht der Welt-Erste-Hilfe-Tag aufmerksam, der im Jahr 2000 von der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Halbmondgesellschaften initiiert wurde und seitdem in mehr als 150 Ländern am zweiten Samstag im September mit Veranstaltungen begangen wird. Ziel ist es, in der Bevölkerung die Bereitschaft der Herzdruckmassage zu stärken und Wissensdefizite zu reduzieren.

Im Main-Kinzig-Kreis fungiert der Landkreis als Träger des Rettungsdienstes, stellt die Infrastruktur und organisiert die Dienste. Die mehr als 600 Rettungsdienst-Beschäftigten sind bei Hilfsorganisationen angestellt, etwa dem Deutschen Roten Kreuz, der Johanniter-Unfall-Hilfe oder dem Arbeiter Samariter Bund. Außerdem sind 130 Notärzte und viele Ehrenamtliche auf Abruf im Einsatz. Pro Tag werden im Durchschnitt 210 Einsätze gefahren, in Spitzenzeiten können es auch 400 sein. Am häufigsten werden die Notfallsanitäter aufgrund von Herzinfarkten, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckbeschwerden, Schlaganfällen und Krampfanfällen gerufen. „Eine Herzdruckmassage ist beim Kreislaufstillstand die entscheidende Maßnahme. Daher haben wir vor einem Jahr beschlossen, am Telefon noch intensiver dazu anzuleiten, bis der Rettungswagen eintrifft. Und tatsächlich haben wir damit im Vergleich zum Vorjahr die Quote der sogenannten Laien-Reanimationen von 35 auf 53 Prozent erhöht“, berichtet Dr. Wilhelm.

Auch in Bezug auf die Ausstattung gibt es gute Nachrichten: „Wir haben bis zu 35 Rettungswagen und fünf Notarzteinsatzfahrzeuge im Einsatz und verfügen über eine moderne Ausrüstung, beispielsweise mobile Ultraschall- oder Beatmungsgeräte. Wir haben auch die Möglichkeit, während eines Einsatzes einen Telenotarzt hinzuzuschalten“, zählt Dr. Lenz auf.
Zum Welt-Erste-Hilfe-Tag am 10. September zeigt der Rettungsdienst im Main-Kinzig-Kreis in einem Video, wie man im Falle eines Herzstillstands eine Reanimation vornimmt. Das Video ist auf dem Youtube-Kanal des MKK unter https://www.youtube.com/user/mainkinzigtv/videos zu finden.

wilhelmerstehilfe az

Dr. Manuel Wilhelm, ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, demonstriert an einer Puppe die Wiederbelebung bei Herz-Kreislaufstillstand: den Oberkörper der Person frei machen, beide Hände mit den Fingern verschränkt übereinander legen und mit dem Handballen mindestens 100 Stöße pro Minute auf den Brustkorb ausüben. 


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