Insektenfreundliche Beleuchtung in der Nacht hilft tagaktiven Bienen

Eine Asiatische Hornisse mit Sender – so werden die Nester der invasiven Hornissenart aufgespürt. Foto: Reiner Jahn

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Die Untere Naturschutzbehörde hat die Wespen- und Hornissenberaterinnen und -berater des Main-Kinzig-Kreises zu einer informativen Vortragsreihe mit anschließendem praxisnahem Austausch ins Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen eingeladen.



Themen waren die Auswirkungen nächtlicher „Lichtverschmutzung“, ein besserer Insektenschutz und die Asiatische Hornisse, eine invasive Art, die bereits in Südhessen nachgewiesen wurde.

Renate Zahn, stellvertretende Abteilungsleiterin der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises, begrüßte die rund 20 Gäste im Barbarossasaal. Den ersten von fünf Vorträgen hielt Sachbearbeiter Dieter Krach, der beim Main-Kinzig-Kreis für Immissionsschutz und Schornsteinfegerwesen zuständig ist. Er beschrieb, wie Lichtimmissionen („Lichtverschmutzung“) Menschen, Tiere und Pflanzen in der Nacht stören, und brachte Beispiele wie etwa die richtige Abschirmung von Straßenbeleuchtung, die sowohl der Sicherheit der Menschen als auch dem Schutz der Tiere dient.

André Peters, Biologe und technischer Sachbearbeiter der Unteren Naturschutzbehörde, ging auf weitere Auswirkungen der Lichtstörungen ein. „Nicht nur Nachtfalter, sondern zahlreiche andere Tierarten wie Vögel, Reptilien, Amphibien oder Fledermäuse werden häufig durch unnötige Lichtquellen bei Nacht gestört“, so Peters. Dabei spielten Ablenkung, Anlockung, Desorientierung und auch Verschiebungen der Entwicklungsstadien bei Insekten oder Störungen im Hormonhaushalt eine Rolle. Wer nun dachte, Bienen seien nicht betroffen, weil sie nur tagsüber unterwegs seien, lag leider falsch. Eine Untersuchung hat gezeigt, dass Blühflächen, die nachts beleuchtet werden, weniger von nachtaktiven Insekten bestäubt werden als unbeleuchtete Flächen. Diese „Bestäuberlücke“ können tagaktive Bestäuber wie Bienen, Wildbienen und Wespen nicht schließen. Die Folge: Pflanzenbestände gehen zurück, weniger Nahrung steht zur Verfügung, das Artensterben geht weiter. Doch bei allen düsteren Aussichten gibt es auch Lichtblicke. Peters verwies darauf, dass Hessen als erstes Bundesland „die Nacht als Ziel seines Naturschutzes gesetzlich verankert“ hat.

Praktische Tipps zur insektenfreundlichen Beleuchtung gibt es auf der Internetseite des Sternenparks Rhön unter www.biosphaerenreservat-rhoen.de, Stichwort Rücksichtsvolle Beleuchtung.

Mehr Lebensräume für Insekten im Main-Kinzig-Kreis sind erklärtes Ziel der Initiative Main.Kinzig.Blüht.Netz (www.mainkinzigbluehtnetz.de). Die Projektkoordinatorin Mascha Wiegand stellte die facettenreichen Arbeitsfelder der Initiative vor. Kommunen, Landwirtschaft, Vereine, Verbände, Privatpersonen und Firmen werden öffentlichkeitswirksam in das Projekt eingebunden, um gemeinsam mehr Biodiversität zu erreichen. Wiegand stellte anhand von Projektergebnissen, Illustrationen und Beispielen vielerlei Möglichkeiten der ökologischen Aufwertung dar. Das Netzwerk setzt „Blühbotschafter“ ein, die in einem einjährigen Lehrgang geschult werden und sich stark machen für mehr „Akzeptanz für die wilderen Flächen“ in der breiten Bevölkerung, so Wiegand.

Die Asiatische Hornisse bedroht als invasive Art heimische Bienenvölker und ist bereits in Südhessen nachgewiesen worden, berichtete Reiner Jahn, der Beauftragte zur Bekämpfung dieser Hornissenart. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis sie im Main-Kinzig-Kreis gesichtet werde. Jahn räumte zunächst mit dem Mythos von einer bis zu fünf Zentimeter großen Riesenhornisse auf. Vielmehr sei die Asiatische Hornisse sogar etwas kleiner als ihre europäische Artgenossin. Dafür setzt sie auf Masse: In einem Nest können sich bis zu 500 Jungköniginnen befinden, zwölf bis 15 Nester auf einem Quadratkilometer sind nicht selten und ein Volk kann aus bis zu 3000 Individuen bestehen. „Die Nester der Asiatischen Hornisse können nahezu überall sein“, sagte Jahn – „unter Hausdächern, mitten im Gestrüpp und sogar unter Kanaldeckeln“. Um die Nester aufzuspüren, werden Einzeltiere gefangen und mit einem Sender ausgestattet. Fliegt das Tier zum Nest, kann man es anhand des Sendersignals verfolgen. Zur Beseitigung des Nestes reicht laut Jahn ein normaler Imkeranzug nicht aus, „um sich vor Stichen der extrem verteidigungsbereiten Hornissen zu schützen“. Eine Gefahr gehe von der Asiatischen Hornisse in der Regel nur aus, wenn sie gestört oder ihr Nest beschädigt werde, vereinzelt umherschwirrende Tiere seien keine Bedrohung. Beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (www.hlnug.de) gibt es einen Meldebogen für Hornissenfunde.

Zum Abschluss berichtete der Schädlingsbekämpfer Werner Losekann über seine Erfahrungen. Viele Menschen hätten „Angst vor allem, was gelb-schwarz ist und umherfliegt“, so Losekann. Er werde häufig gerufen, obwohl keinerlei Grund zur Beunruhigung bestehe. Grund genug also für mehr Aufklärungsarbeit, besonders zu Wespen und Hornissen.

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Eine Asiatische Hornisse mit Sender – so werden die Nester der invasiven Hornissenart aufgespürt. Foto: Reiner Jahn


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