Ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen standen 80 Menschen im Ostkreis zur Seite

Von links: AGH-Leiterin Annette Böhmer-Seeliger und die beiden für den östlichen Main-Kinzig-Kreis zuständigen Koordinatorinnen Esther Morell und Ingrid Elyas.

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Seit Gründung der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst 1997 ist der ambulante Hospizdienst in Trägerschaft des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis im gesamten Landkreis im Einsatz und steht schwerstkranken und sterbenden Menschen zur Seite. Auch im Altkreis Schlüchtern sind die ehrenamtlichen Hospizbegleiter im Einsatz und besuchen Menschen in ihrem Zuhause, in Pflegeeinrichtungen oder auf der Palliativstation der Main-Kinzig-Kliniken Schlüchtern. Im vergangenen Jahr haben sie so alleine im östlichen Main-Kinzig-Kreis 80 Menschen am Ende ihres Lebens begleitet.



Es ist Dienstagmorgen. Die Koordinatorinnen der AGH sitzen gemeinsam mit Leiterin Annette Böhmer-Seeliger zusammen und planen die Rufbereitschaften der nächsten Wochen. Das Telefon klingelt. Die angezeigte Telefonnummer erkennt Esther Morell sofort: Es ist die Palliativstation der Main-Kinzig-Kliniken in Schlüchtern. Im Gespräch erfährt sie von zwei Patienten, die sich gerade im Sterbeprozess befinden. Angehörige, die sie auf diesem Weg begleiten, gibt es nicht. „Ich kümmere mich darum“, verspricht sie und legt auf. Einen Anruf und keine fünf Minuten später hat sie zwei ehrenamtliche Hospizbegleiter gefunden, die gerne bereit sind, die Begleitungen zu übernehmen. Kein Einzelfall, wie Morell feststellt: „In unserem Bereich müssen wir oft sehr flexibel reagieren.“ Dies gilt besonders, wenn sich Patient*innen schon im fortgeschrittenen Stadium befinden. Seit vier Jahren ist die examinierte Krankenschwester als Koordinatorin der AGH für den Altkreis Schlüchtern zuständig. Zur entsprechenden Regionalgruppe von Ehrenamtlichen gehören 20 ausgebildete Hospizbegleiter*innen, die sich von Bad Soden-Salmünster über Steinau und Schlüchtern bis Sinntal engagieren. Das große Einzugsgebiet sorgt nicht nur für einige Fahrstrecken, die Strukturen im ländlichen Raum sorgen auch dafür, dass die ambulante Hospizarbeit hier etwas anders ist, als beispielsweise in Hanau. So sei das familiäre Netz hier noch sehr stark, viele versuchen so lange wie möglich alles alleine zu machen. Entsprechende Anfragen erhalte die AGH oft sehr spät. „Trotzdem können wir immer noch eine Begleitung anbieten.“

Schneller und flexibler Einsatz

Neben dieser Form der ambulanten Hospizarbeit im häuslichen Umfeld der Betroffenen kommen die Hospizbegleiter*innen der AGH aber auch in Pflegeheime oder auf die Palliativstation der Main-Kinzig-Kliniken Schlüchtern und schenken den Menschen hier etwas von ihrer Zeit. „Wir unterstützen, wenn Not ist, sofort“, so Böhmer-Seeliger. Eine Aussage, die auch Dr. Diana Mäser bestätigen kann: „Seit Eröffnung unserer Palliativstation im Januar 2019 sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst in die Betreuung unserer schwerstkranken und sterbenden Menschen und deren Zugehörigen integriert und nicht mehr wegzudenken“, berichtet sie. Oft stellen die Hospizbegleiterinnen eine vertraute Brücke zwischen der krankenhausstationären Behandlungszeit und der Weiterbehandlung im häuslichen Umfeld oder in einem stationären Hospiz dar. Die Palliativpatient*innen erleben eine Vielzahl an Emotionen und Empfindungen. Die Besuche der ehrenamtlichen Hospizbegleiter*innen können für sie deshalb sehr bedeutsam sein, da sie zusätzliche Unterstützung, menschliche Interaktion und emotionale Begleitung bieten. Dies kann dabei ganz unterschiedliche Formen haben, wie Morell erklärt. Manchmal braucht es dafür noch nicht einmal die gleiche Sprache. Sie erinnert sich an einen ukrainischen Mann, mit dem sie lange Karten gespielt habe: „Bis zum Schluss wusste ich nicht, worum es in dem Spiel eigentlich ging. Aber er hat gestrahlt. Und nur das ist wichtig.“ Eine Haltung, die alle Hospizbegleiter*innen in der AGH vereint. Auch die Ärztin betont das hohe Maß an Sensibilität und Einfühlvermögen der Begleiter*innen und stellt fest: „Unser gesamtes Behandlungsteam kann den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der AGH nur das größte Lob aussprechen für die stets qualifizierte und einfühlsame Betreuung sowie den größten Dank für die selbstlose Einsatzbereitschaft.“

Starkes Team

Insgesamt begleitete die AGH im vergangenen Jahr rund 230 Personen im gesamten Main-Kinzig-Kreis. Mit 80 Begleitungen hat die kleinste der drei Regionalgruppen innerhalb der AGH wieder großen Einsatz gezeigt. Um dieses Engagement auch künftig zu stärken, habe man bereits im vergangenen Jahr entsprechende Verstärkung für das hauptamtliche Team gesucht und gefunden. Seit Dezember wird mit Ingrid Elyas eine neue Fachfrau eingearbeitet, die Morell künftig bei Hausbesuchen und Begleitungen sowie der Koordination der Ehrenamtlichen unterstützen wird. Gleichzeitig startet im Juni der nächste Ausbildungskurs für Menschen, die sich ehrenamtlich als Hospizbegleiter*in engagieren wollen. „Seit 24 Jahren bieten wir diesen jährlichen Ausbildungskurs für ehrenamtliche Hospizbegleiter*innen an“, stellt Böhmer-Seeliger fest. Mit viel Erfahrung, Einfühlungsvermögen aber selbstverständlich auch Spaß sollen die Teilnehmer so bestmöglich auf ihr Engagement in diesem ganz besonderen Ehrenamt vorbereitet werden. Teilnehmer*innen aus dem östlichen Main-Kinzig-Kreis sind dabei immer auch herzlich willkommen: „Wir freuen uns über jeden, der sich für diese Tätigkeit interessiert und unser Team in einer unserer drei Regionalgruppen vor Ort unterstützen möchte“, fasst Böhmer-Seeliger zusammen. Alle Infos dazu gibt es auf der Homepage unter www.hospizdienst-hanau.de.

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Von links: AGH-Leiterin Annette Böhmer-Seeliger und die beiden für den östlichen Main-Kinzig-Kreis zuständigen Koordinatorinnen Esther Morell und Ingrid Elyas.


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