Die Kinzig wartet auf den Fischotter

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Eine der charismatischsten, gefährdetsten, aber auch umstrittensten Arten unserer Gewässer ist der Fischotter. Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) setzt sich seit vielen Jahren für die extrem seltene Marderart ein. „Wie der Name schon sagt, frisst der Fischotter Fisch. Damit ist er ein direkter Nahrungskonkurrent des Menschen. Und bei Nahrungskonkurrenz versteht der Mensch nun mal keinen Spaß“, erläutert GNA-Biologe Dr. Helmut Steiner die Hintergründe der Problematik.



Der Fischotter, wissenschaftlich Lutra lutra genannt, wurde in der Vergangenheit fast bis zur vollständigen Ausrottung verfolgt. Nun kommt er langsam wieder. Noch ist er nicht überall in seinem früheren Verbreitungsgebiet angekommen, und doch wird schon wieder seine Verfolgung aufgenommen. Bayern genehmigte im letzten Jahr sogar das Töten von Fischottern. „Entnahme“ wird das verschämt genannt.

Die Suche geht weiter

So kommt es, dass der Fischotter eine der Säugetierarten in Europa ist, die sehr stark bedroht ist. Bundesweit ist er sogar "vom Aussterben bedroht". Daher soll ihm in den kommenden Jahren die Rückkehr an die Kinzig „aus eigener Kraft“ erleichtert werden. Dazu kooperierte die GNA von 2018 bis 2021 mit der renommierten Heinz Sielmann Stiftung, die das Vorhaben finanziell und ideell unterstützte. Seitdem geht die Suche weiter. Dazu begeht Dr. Steiner jedes Jahr im Rahmen der bundesweiten ISOS-Kartierung der Aktion Fischotterschutz (Hankensbüttel) festgelegte Transsekte im Main-Kinzig-Kreis und im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen. Durch seine nächtliche Lebensweise ist der Fischotter allerdings eine schwer zu untersuchende Tierart. Als Nachweise gelten daher Trittsiegel, Kot und andere Spuren wie Scharrhaufen an den Gewässern.

Der Körperbau des Fischotters ist unverwechselbar

Durchschnittlich 110 bis 130 cm lang, wiegt er sieben bis 10 Kilogramm. Kennzeichnend sind eine stromlinienförmige Gestalt, ein langer Schwanz und Schwimmhäute zwischen den Zehen. Als Lebensraum beanspruchen Fischotter naturnahe, strukturreiche Fließgewässer mit dichter Ufervegetation, die im Winter lange eisfrei sind. Die Baue finden sich - über dem Wasserspiegel liegend - an schwer zugänglichen, überhängenden und stark verwurzelten Uferbereichen, wovon es an der hessischen Kinzig nicht fehlt. Nahrungstiere sind Fische, Amphibien, Krebse, Kleinsäuger, Insekten und Weichtiere wie Muscheln und Schnecken. Fischotter können bis zu 15 Jahre alt werden.

Situation an der Kinzig

Im Einzugsgebiet der Kinzig, früher Teil des Verbreitungsgebietes, glänzt der Fischotter noch durch Abwesenheit. In den Jahren 2018 und 2019 unternahm die GNA entlang der Kinzig eine intensive Suche nach der zweitgrößten heimischen Marderart. Dabei wurde die gesamte untere Kinzig mit dem Kajak befahren, um vom Wasser aus nach Spuren zu suchen. Gefunden wurde Nutria und Bisam. Dass sich der Biber an der Kinzig wieder wohl fühlt, ist ganz einfach anhand seiner charakteristischen Nagespuren zu erkennen. Wer nach wie vor fehlt, ist der Fischotter. Dabei ist die Kinzig dank zahlreicher Renaturierungen und Schutzbemühungen wieder ein schöner Fluss. Selbst im Stadtgebiet von Hanau hat die Kinzig durchgehend Begleitgrün, wie man erstaunt vom Boot aus feststellt.

Aktion Otterspotter

Wo könnte der Fischotter herkommen? Wo gibt es die nächsten Fischottervorkommen? Schaut man sich bei den Nachbarn um, so wird man im unterfränkischen Sinn-Jossa-Gebiet fündig. Im Rahmen ihrer Kartierungsarbeit für die Aktion Otterspotter konnte die GNA 2023 und 2024 Fischotter an der Sinn, flussabwärts von Bad Brückenau nachweisen. Folgt man der Jossa und anderen Nebenbächen der Sinn aufwärts, so trennen ihren Oberlauf meist nur einige hundert Meter von dem der Bäche, die in die Kinzig entwässern. Für eine hochmobile Art wie den Fischotter sollte das eigentlich kein Problem sein. Zwischen dem Gronaubach (Sinn-Jossa) und dem Auerbach (Kinzig) sind es sogar nur 200 Meter. Es gäbe also zahlreiche Zugänge ins Kinzigsystem. „Noch haben wir ihn nicht gefunden, aber eines Tages wird er kommen…!“, so Dr. Steiner zuversichtlich.

Mehr Informationen über das Projekt „Vorfahrt für den Fischotter“ finden Sie unter www.gna-aue.de. Die gemeinnützige GNA setzt sich seit langem für die Natur und die Artenvielfalt ein. Zur Unterstützung bittet die GNA um Spenden auf das Konto bei der Raiffeisenbank Rodenbach mit der IBAN: DE75 5066 3699 0001 0708 00. Die GNA ist berechtigt, Spendenbescheinigungen auszustellen.

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