Pure Vorfreude auf die neue Saison

Theater
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"Nimm den Kopf mal ein bisschen höher und rümpfe die Nase." Wie gewünscht hebt die Katze das Kinn und liefert den vom Fotografen erhofften etwas arroganten Gesichtsausdruck, während der Hahn im Vordergrund Grimassen zieht und Faxen macht.



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Der Esel zieht unterdessen genervt die Augenbrauen nach oben und der Hund signalisiert zähnefletschend, dass auch er das Gockelgehabe nicht leiden kann.

Es ist definitiv ein ungewohntes Treiben, das da gerade im blauen Saal von Schloss Philippsruhe vonstatten geht. Tiere haben sonst aus gutem Grund in den Museumsräumen keinen Zutritt. Aber natürlich handelt es sich hier um eine ganz besondere Menagerie: es sind die "Bremer Stadtmusikanten" der Brüder Grimm Festspiele, die gerade geduldig das Footshooting für die Plakate der bevorstehenden Festspielsaison über sich ergehen lassen. Fabian Baecker (Hahn), Marvin George (Hund), Annalisa Stephan (Katze) und Detlev Nyga (Esel) sind an diesem Tag schon die dritte Gruppe, die den Anweisungen von Julian Freyberg folgen müssen. Der Fotograf aus Amsterdam prägt mit der ihm eigenen Bildsprache seit 2015 die Werbung der Festspiele. Dabei liefert er mit seinen ausdrucksstarken Fotos eher eine Interpretation der aktuellen Stücke und vermittelt Emotionen.

Die Reihenfolge der Fotosession ist äußeren Umständen geschuldet, denn die meisten haben eine weite Anreise. Den Anfang haben an diesem Tag deshalb die beiden Schauspieler gemacht, die als Jacob und Wilhelm Grimm die Hauptrollen im Musical spielen. Jonas Hein und Peter Lewys Preston sind das erste Mal bei den Festspielen dabei und lassen sich von dem besonderen Ambiente des Fotoshootings im Schloss einfangen. Am Ende der Sitzung ist nicht ganz klar, wer mehr Bilder gemacht hat: der Fotograf oder die beiden jungen Männer, die keine Gelegenheit für ein Selfie in der Kulisse des Schlosses auslassen. Hein, der für die seine Rolle als Jacob mit einer blonden Perücke ausgestattet wurde, erntet für ein Instagram-Selfie schnell den Kommentar, dass er in diesem Kostüm aussehe wie "der junge Thomas Gottschalk", was in der Runde für heiteres Gelächter sorgt.

Fröhlichkeit und ein herzlicher Umgangston zwischen allen Beteiligten prägen aber den ganzen Tag und die manchmal recht anstrengenden Fotosession. Kleine Pausen werden nicht nur für einen kurzen Ausflug auf den Balkon genutzt, sondern auch gern für kurze ausgelassene Wortgefechte und gut gelaunte Späße. So beißt die böse Stiefmutter (Carolin Sophie Göbel) von Schneewittchen (Rebekka Reinholz) übermütig selbst in den Apfel, den sie bis eben der ungeliebten Stieftochter anbieten sollte. Für das nächste Foto liegt natürlich dann wieder unversehrtes, rotglänzendes Obst in ihrer Handfläche. Für den Außenstehenden ist es dann mitunter faszinierend zu beobachten, wie rasch von einem Moment zum anderen alle Heiterkeit aus den Gesichtern verschwinden kann, wenn die Arbeit im hellen Licht der Fotolampe fortgesetzt wird.

Noch perfekter als die beiden Grimm-Brüder in ihrer altertümlichen Kleidung passen die beiden Königinnen in die historische Kulisse von Schloss Philippsruhe. Die Bilderserie für Maria Stuart ist das letzte Projekt des Tages. Katja Straub (Maria) und Madeleine Nische als ihre Gegenspielerin Elisabeth blicken wahrhaft hoheitsvoll in die Kamera und lassen in diesem Moment keinen Zweifel daran, dass sie erbitterte Gegnerinnen sind. Anders als bei den vorangegangenen Fotoserien brauchen sie keine weiteren Requisiten – das Schlossambiente mit den Holztäfelungen reicht aus, um einen standesgemäßen Rahmen zu liefern. Für die Brüder Grimm dagegen galt es, eigens echte historische Dokumente und alte Bücher zu besorgen und bereit zu legen. Für die Stiefmutter des Schneewittchens sollte es ein feiner goldener Handspiegel sein, der die immer wiederkehrende Frage des Märchens nach der Schönsten im ganzen Land symbolisieren sollte. Darum kümmert sich das Festspiel-Team hinter den Kulissen. Sabine Dries und David Liuzzo sind an diesem Tag außerdem "Mädchen für alles". Kaffeekochen, Pizza bestellen oder schnelle Fahrten zum Hauptbahnhof – sie sind mittendrin im Geschehen und halten im Zweifelsfall auch mal eine Lampe oder ein Lichtsegel. Gleichzeitig lernen sie auch die Schauspielerinnen und Schauspieler der Hauptrollen kennen.

Übrigens- auch Intendant Frank-Lorenz Engel ist persönlich vor Ort. Aufmerksam verfolgt er das Geschehen und ergänzt gelegentlich die Anweisungen von Freyberg oder äußert Wünsche für eine besondere Motivgestaltung. Dass auch für einen gestandenen Festspielleiter das erste Fotoshooting der Saison etwas ganz Besonderes ist, zeigt sich daran, dass er nicht nur immer wieder prüfende Blicke auf das Display der Kamera von Julian Freyberg wirft, sondern auch mit dem eigenen Handy ein paar Aufnahmen "fürs Familienalbum" macht. "Das Fotoshooting ist noch keine echte Arbeit, sondern pure Vorfreude auf die neue Saison."

Hintergrund

Mit den Brüder Grimm Festspielen ehrt die Stadt Hanau seit 1985 die deutschen Märchensammler und Sprachforscher Jacob und Wilhelm Grimm, die in Hanau geboren wurden. Jedes Jahr locken die preisgekrönten Festspiele rund 80.000 Besucher an. Bei den Grimm-Inszenierungen handelt es sich um Uraufführungen, die in den vergangenen Jahren mehrfach mit dem "Deutschen Musical Theater Preis" ausgezeichnet worden sind. 2019 finden die 35. Festspiele mit den Stücken "Jacob und Wilhelm - Weltenwandler" (Musical/Premiere am 10. Mai), "Die Bremer Stadtmusikanten" (Familienstück mit Musik/Premiere am 1. Juni), "Schneewittchen" (Schauspiel/Premiere am 8. Juni) sowie "Maria Stuart" (Reihe Grimm Zeitgenossen/Premiere am 18. Mai) vom 10. Mai bis 28. Juli statt. Spielstätte ist das überdachte Amphitheater im Park von Schloss Philippsruhe. In der Reihe "Junge Talente" wird in der Wallonischen Ruine außerdem "Die Leiden des Jungen Werther" (Premiere am 19. Juli aufgeführt).

Weitere Informationen über die Brüder Grimm Festspiele gibt es im Internet unter www.festspiele.hanau.de. Tickets gibt es im Hanau Laden am Freiheitsplatz, an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Internet unter www.frankfurt-ticket.de oder auch unter der Telefonnummer 069 / 13 40 400. Die Festspiel-Tickets berechtigen zwischen dem 10. Mai und dem 28. Juli 2019 auch zum kostenfreien Eintritt ins GrimmsMärchenReich, dem neuen Mitmachmuseum im Schloss Philippsruhe.

Fotos: BGF / Stadt Hanau


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