Matthias Baselmann beendet seine Musiker-Karriere

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Der über die Region hinaus bekannte und beliebte Musiker Matthias Baselmann beendet aufgrund gesundheitlicher Probleme seine Karriere, die er in den vergangenen 17 Jahren hauptberuflich und davor über 25 Jahre semi-professionell mit großer Leidenschaft und Hingabe geführt hatte. Auf seiner Facebook-Seite hat sich Matthias Baselmann bereits an seine Freunde und Fans gewandt und ihnen die Gründe für sein Karriereende erläutert, verbunden mit einem großen Dank für die jahrelange Treue und Euphorie, die man ihm in all den Jahren entgegengebracht hat.



In einem Gespräch beschrieb Matthias Baselmann seinen Werdegang vom neunjährigen Bub, der vom Vater die ersten Grundbegriffe im Gitarrenspiel erlernte, über viele Stationen bis hin zum Profi-Musiker, der nun im Alter von 57 Jahren seinen geliebten Beruf aufgeben muss. Der Grund dafür liegt in der offensichtlich vererbten Krankheit COPD (chronic obstructive pulmonary disease). Diese heimtücksiche Krankheit ist unheilbar und greift die Lunge eines Menschen an. Baselmann stellte die Auswirkungen bei sich im Spätsommer 2020 fest, da er zunehmend müde und abgeschlagen war bei zunehmender Kurzatmigkeit. Ein Lungenfunktionstest bei einem Pneumologen brachte die erschütternde Diagnose COPD; an dieser Krankheit sind seine Mutter (2019) und sein Vater (2020) gestorben.

Der Rückblick auf seine Karriere beginnt mit seinem ersten öffentlichen Auftritt als Zwölfjähriger an der Seite seines Vaters. Von da an war es wohl, ob des enormen autodidaktischen Übungsfleisses des jungen Musikers, nur noch eine Frage der Zeit, bis erstmals im Alter von 15 beziehungsweise 16 Jahren erste Bands auf ihn aufmerksam wurden und ihn wegen seiner musikalischen Flexibilität und Wandlungsfähigkeit als Sänger und Gitarrist in ihr lineup übernahmen. Zunächst im Altkreis Hanau, etwa 10 Jahre später im Großraum Gelnhausen, hatte sich Baselmann bereits eine beträchtliche Schar an treuen Fans erspielt. Mitte der 1980er Jahre war es die damals zu den erfolgreichsten Bands des Kreises Hanau/Gelnhausen/Schlüchtern zählende Band „Folk Family“, bei der er erste Erfahrungen in den größten Hallen der Region mit teilweise mehr als 1.000 Zuhörern sammeln konnte, was ihm in späteren Jahren beim Umgang mit Publikum jeder Größenordnung enorm hilfreich sein sollte. Etwa zeitgleich heuerte er bei der damals beliebtesten Tanzband des Landkreises Hanau, „Die Teddys“, an.

„Damals wurde noch richtig und im klassischen Sinne getanzt. Foxtrott, Walzer, Twist, Rock´n Roll, Marsch- und Volksmusik und alles, womit man zu der damaligen Zeit die Menschen auf Festen aller Art in Wallung bringen konnte, stand auf dem Programm. Heutzutage wäre so etwas kaum mehr denkbar. Diese drei Jahre gehören aber sicherlich zu den lehrreichsten meiner gesamten Laufbahn“, erzählt Baselmann. „Meine oberste Prämisse war es immer, mir selbst treu zu bleiben und nicht etwas zu tun, nur weil es den Leuten gefällt. Ich habe zu jeder Zeit nur Musik gespielt, hinter der ich zu hundert Prozent stehen konnte. In meinen Augen gibt es auch keine schlechte Musik, höchstens schlecht gespielte. Musikalische Vorbilder hatte ich eigentlich auch nie, jedoch hatte ich schon immer ein Faible für Musik à la 'The Eagles' und ganz besonders für die Songs meiner Lieblingsband 'TOTO'", erzählt der Musiker.

„Zu den absoluten Höhepunkten meiner über 40-jährigen Karriere zähle ich ohne Zweifel die Auftritte mit meiner damaligen Band 'Charity' zum Gelnhäuser Hessentag 1996, mit großen Open Airs, Fernseh- und Radioauftritten und immerhin einem halben Auftritt auf der großen Bühne eines hessischen Radiosenders auf dem Gelnhäuser Flugplatz, für den mehr als 10.000 Zuschauer erwartet wurden, der jedoch dank eines nicht enden wollenden Wolkenbruchs direkt nach unserem Soundcheck aus sicherheitstechnischen Gründen kurzerhand abgesagt wurde. Schön wär´s gewesen“, meint Baselmann immer noch wehmütig.

„Überhaupt wurde Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre die Stadt Gelnhausen und ihre nähere Umgebung wie Freigericht, Gründau und insbesondere Bad Orb immer mehr zu meinem Haupteinzugsgebiet. Es gab eine Zeit, in der ich alleine in Gelnhausen bis zu fünfmal im Monat zu irgendeinem Anlass dort gebucht wurde“, erinnert sich der 57-Jährige. Im Nachhinein sehr traurig stimmt ihn die Tatsache, dass genau die Veranstalter, denen er damals regelmäßig volle Häuser beschert hatte, nach einiger Zeit das Gerücht verbreiteten, „der Baselmann“ wäre nicht mehr bezahlbar und man brauche gar nicht erst bei ihm anzufragen. „Das ist dann wohl eine der Kehrseiten des Erfolges. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich mich von so etwas nicht unterkriegen lasse, zumal das einfach nur aus der Luft gegriffenes Geschwätz war. Mit meinen durchschnittlichen Gagen lag ich zu dieser Zeit jedenfalls noch weit unter dem, was andere Musiker so aufriefen. Jedenfalls habe ich mir dann Anfang der 2000er Jahre eine Homepage und Visitenkarten basteln lassen und bin mit meiner Tätigkeit als Musiker erstmals an die breite Öffentlichkeit herangetreten. Von da an wurde dann eben aus dem regional bekannten Musiker Matthias Baselmann der weitläufig und sehr bekannte Musiker Matthias Baselmann, der auch mal eben im benachbarten Ausland wie den Niederlanden, der Schweiz oder auch Österreich, Tschechien und sogar Spanien und Ägypten auftreten durfte“, erinnert er sich an diese bewegte und ereignisreiche Zeit. 2004 machte er dann die Musik zu seinem Beruf, was er zu keiner Zeit bereuen sollte.

Im Verlaufe seiner Karriere hat die „Jukebox auf zwei Beinen“, wie ihn seine Fans gerne nennen, in unzähligen musikalischen Projekten, Bands und auf Tonträgern vieler Kollegen mitgewirkt. Als wichtigste Stationen nennt er dabei immer wieder das zusammen mit seinem kongenialen Duopartner Andre Amberg 2010 ins Leben gerufene unplugged-Duo „2nonplugged“, mit dem er unzählige, vielumjubelte Konzerte geben durfte. Desweiteren gründete er mit seinem Freund Manfred Becker, mit dem er zeitgleich bei der „Eulenspiegel Hausband“ spielte, im Jahre 2005 die aufsehenerregende Formation „The L.N.ParSons Live Project“, welche sich detailgetreu dem musikalischen Schaffen von Alan Parsons und seinem Alan Parsons Project widmete. Unvergessen bleibt dabei bis heute ein restlos ausverkauftes Open Air-Konzert in der Gelnhäuser Kaiserpfalz im Jahre 2006.

Etwa zur selben Zeit wurde Baselmann von einem sehr ambitionierten Keyboarder, Andreas König, der ihn bei einem seiner Auftritte beim Bad Homburger Laternenfest, welches Baselmann von 1999 bis 2019 insgesamt 20 Jahre lang an jeweils vier Abenden, zunächst mit „Erste Sahne“ und später mit seiner „MBB“, bespielte, als „Darsteller“ von Bryan Adams in der B.A.-Tributeband „Bryan 69“ gecastet. Mit dieser Band trat er in unzähligen namhaften Livemusik-Clubs in ganz Deutschland auf.

Einem reinen Zufall ist es zu verdanken, dass sich anlässlich eines Kneipenjubiläums im Jahre 2008 fünf absolute Ausnahmemusiker zusammenfanden, um eine der versiertesten Rockcoverbands des Main-Kinzig-Kreises ins Leben zu rufen: Die „Matthias Baselmann Band“. Fast 14 Jahre lang war die "MBB" Garant für echtes Konzertfeeling, denn diese Band bestand wahrlich aus dem Besten, was die heimische Musikerszene zu bieten hatte. Ohne es zu wissen, stand Matthias Baselmann jedoch am 14.08.2021 zum letzten Mal mit seiner geliebten „MBB“ auf der Bühne, denn seine Krankheit machte ihm beim Singen buchstäblich einen dicken Strich durch die Rechnung und es war laut eigener Aussage der bis heute einzige Auftritt, dessen Ende er förmlich herbeisehnte. „Schon länger hatte ich das Gefühl, dass es mir immer schwerer fiel, drei oder gar vier Stunden lang fast nonstop zu singen. An besagtem Abend reifte in mir der Gedanke, meine Karriere zeitnah zu beenden. Die Leute sollten mich so in Erinnerung behalten, wie sie mich kannten: energiegeladen und mit scheinbar nie müde werdender Stimme.“ Gemessen an der Dauer seiner langen Karriere hat Baselmann nur recht wenige Tonträger veröffentlicht: in den 1990er Jahren waren es überwiegend Demo-CD´s seiner Band „Freeway“, die sich 2007 auflöste. Mit seiner Band „Charity“ waren es die Werke „All that I want“ und die 1996 erschienene CD „Gelnhausen is cool“ anlässlich des Gelnhäuser Hessentages. Als Solokünstler veröffentlichte Matthias Baselmann 2003 die mit satten 20 Songs als echten Longplayer zu bezeichnende CD „Matz ab!“, auf der er auf beeindruckende Weise seine musikalische Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt.

Im Laufe der vergangenen 40 Jahre hat er in seiner Branche viele Kollegen kommen und gehen sehen. Viele ehemalige Mitstreiter aus seinen Anfangsjahren sind entweder nicht mehr unter uns oder haben ihr Instrument und die Musik an den Nagel gehängt. „Ich habe 2008 und 2018 mit zahllosen Kollegen und ehemaligen Wegbegleitern bei zwei mit je über 1.500 Karten restlos ausverkauften Konzerten mein 30-jähriges und mein 40-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. Ich persönlich zähle diese beiden Konzerte zum Besten, was ich jemals abgeliefert habe. Konzerte, von denen man sich auch heute noch erzählt. Dass ich nach so vielen Jahren bis vor Kurzem immer noch dabei war, ist für mich der Beweis, dass ich wohl irgendetwas verdammt richtig gemacht haben muss. Ich bin weder ein außergewöhnlich guter Gitarrist, noch ein geschulter Sänger. Ich habe einfach immer nur gemacht, ohne darüber nachzudenken und anscheinend hat dieses Unbeschwerte und Spontane den Menschen gefallen, weil es eben unverfälscht und zu hundert Prozent Baselmann war. Und das macht mich stolz, zufrieden und glücklich“, sagt er heute rückblickend.

„Momentan ist das Ende meiner Laufbahn irgendwie noch irreal und lässt sich noch nicht greifen. All meine Kollegen können ja coronabedingt ebenfalls nicht in gewohntem Format oder in der einst möglichen Häufigkeit auftreten. Wenn dies allerdings, hoffentlich recht bald, wieder möglich sein sollte und ich nur noch Zuschauer bin, dann werde ich realisieren, wie viel mir das alles bedeutet hat und wie sehr ich es geliebt habe. Auch hier möchte ich daher nochmal meinem treuen Publikum danke sagen, denn ohne die vielen abertausend Menschen, die mich über eine so lange Zeit getragen, unterstützt und begleitet haben, wäre dies alles in dieser Größenordnung nicht möglich gewesen. Mein größter Dank gilt allerdings meiner Frau Sabine, meiner Schwester Simone sowie deren Kindern, die mich in Momenten des Trübsals auffangen, mir bei Bedarf in den Hintern treten und mich anspornen. Wir sind eine Gemeinschaft und das ist für mich das Allerwichtigste."

Am Ende des Gesprächs erwähnte Matthias Baselmann noch seine Überlegungen, eventuell ein Buch über die tolle Zeit zu schreiben: "Aber da muss ich noch einmal in mich gehen und mir meine Erlebnisse in eine richtige Reihenfolge bringen. Mal sehen, vielleicht klappt es ja, natürlich auch abhängig davon, ob es einen Verlag gibt, der ein solches Buch veröffentlichen würde".

Eine Rückkehr auf die Bühne schließt er aus. Ob er vielleicht einmal im Rahmen einer Veranstaltung zwei oder drei Songs präsentieren würde, lässt er offen: "Aus heutiger Sicht sage ich dazu nein, zumal ich abwarten muss, wie sich meine Krankheit entwickeln wird." Seiner Ehefrau Sabine hat er allerdings versprochen, mindestens achtzig Jahre alt zu werden, schildert er mit einem leichten Augenzwinkern.


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