Viel Leben auf dem „digitalen Marktplatz“

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Mit knapp 300 eingetragenen Firmen und konstant hohen vierstelligen Zugriffszahlen jeden Tag hat sich der „Marktplatz“ auf CoroNetz schnell zu einer beliebten Plattform für die lokale Wirtschaft im Main-Kinzig-Kreis entwickelt.



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Durch die Corona-Pandemie musste der Großteil aller Geschäfte schließen. Viele bieten ihre Produkte nun online als Lieferservice an. Das Pressereferat und die Wirtschaftsförderung des Main-Kinzig-Kreises hatten deshalb die Idee, diese Angebote gebündelt auf einer digitalen Plattform zugänglich zu machen. Am 24. März ging der Marktplatz online. „Wir freuen uns, dass der digitale Markplatz des Main-Kinzig-Kreises so gut ankommt und rufen Einzelhändler, Gastronomen, Handwerker und Dienstleister auf, diese Plattform zu nutzen. An die Bürgerinnen und Bürger appellieren wir, gerade jetzt durch das eigene Einkaufsverhalten die Strukturen vor Ort zu stärken“,  sagen Landrat Thorsten Stolz (SPD) und Wirtschaftsdezernent Winfried Ottmann (CDU). Das Angebot wird jetzt auch durch zusätzliche Werbung weiter aktiv bekannt gemacht und wirksam unterstützt.

Inzwischen wurde zudem eine Suchfunktion eingerichtet, damit Nutzerinnen und Nutzer sich bei der Vielzahl der Einträge schneller zurechtfinden. So kann nun auch nach einem bestimmten Stichwort gesucht werden - neben der Auswahl einer der 29 Städte und Gemeinden sowie einer Branche wie Lebensmittel, Gastronomie, weiterer Einzelhandel oder Handwerk. Anbieter tragen sich kostenfrei in einem Online-Formular unter www.mkk.de/marktplatz.html ein. Wer keinen eigenen Lieferservice anbietet, kann mit der Main-Kinzig-Post oder anderen Diensten kooperieren. Die Bandbreite der Anbieter ist riesig. Wer die Einträge durchstöbert, findet Läden in Kommunen aus allen Ecken des Kreisgebiets – und erfährt nebenbei, wie vielfältig und originell sich der hiesige Einzelhandel präsentiert.

Marcel Uhrig von Uhrigs Whiskystube in Biebergemünd hat sich als einer der ersten für den Marktplatz eingetragen. Er hat über Facebook  von dem Angebot erfahren. Uhrig findet es eine „coole Sache“ – auch wenn die Nachfrage nach seinem Whisky, Gin, Rum oder Wein noch verhalten ist.  Angesichts der allgemeinen Verunsicherung hätten die Menschen wohl anderes im Sinn als feine Spirituosen, vermutet er. Markus Reutzel vom Hanauer Blusenkontor konnte schon neue Kunden über den Marktplatz gewinnen. Er bietet in der Krise einen speziellen Mund- und Nasenschutz an: aus einem chemisch behandelten Stoff, flüssigkeitsabweisend und waschbar. Den Stoff bezieht er aus Österreich, in Deutschland sei weit und breit nichts zu bekommen, „nicht mal die Bänder“, so Reutzel. Bestellungen kommen von Apotheken und Ärzten, von Privatleuten und sogar von einem Gymnasium, das seine Lehrer für die Abiturprüfungen ausrüsten will. So hofft Reutzel, dass er seine Näherinnen auch weiterhin beschäftigen kann.

Das Hofgut Kapellenhof in Hammersbach ist mit seiner Bioschafkäserei bisher gut durch die Krise gekommen. Betriebsleiter Pascal Küthe, der mit seinen Mitarbeitern 160 Schafe betreut, verzeichnet bisher „keine großen Einbußen“: „Wir liefern vor allem an den Einzelhandel in der Region“, sagt er, und die Lebensmittelläden haben ja weiter geöffnet. Den Marktplatz habe eine Kollegin entdeckt und den Schafhof eingetragen. „Vielleicht gewinnen wir dadurch neue Kunden“, hofft Küthe. Bei Sport Flemmig in Schlüchtern ist die Nachfrage nach Ausrüstung für Bewegung im Freien trotz Corona groß  – oder sogar wegen der Krise. „Rausgehen dürfen wir in Hessen ja noch und das macht den Kopf frei“, sagt Inhaberin Tinka Flemmig, für die tägliches Jogging ein „Lebenselixir“ ist. Eine Kollegin hatte in der Lokalzeitung vom Marktplatz gelesen. „Der Lieferservice oder auch eine kontaktlose Abholung werden gut angenommen“, berichtet sie. „Man merkt, dass die Leute hinter dem lokalen Einzelhandel stehen, das tut gut.“

Tobias Gros von der Brentano-Buchhandlung hat sich schnell umgestellt, als er sein Geschäft in der Gelnhäuser Altstadt schließen musste. Er liefert nun täglich Bücher zu seinen Kunden in der Barbarossastadt und Umgebung. Der Eintrag im Marktplatz, Mundpropaganda und soziale Medien haben ihm bereits neue Leser beschert. Bestellt wird viel Unterhaltsames, Kinder- und Gartenbücher, aber auch „Die Pest“ von Camus, das sogar nachgedruckt werden musste. Und die Stammkunden nutzen offenbar die Corona-Krise, um Bücher zu bestellen, die sie schon lange lesen wollten. Natürlich sei der Lieferservice vor allem Schadensbegrenzung und der Aufwand hoch, sagt Gros. Aber er ist zuversichtlich, damit einigermaßen durch die Krise zu kommen. Zu finden ist der Marktplatz unter www.mkk.de  > CoroNetz > Marktplatz

Foto: Tobias Gros von der Brentano-Buchhandlung in Gelnhausen liefert täglich zu seinen Kunden in der Umgebung.


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