Im Sinne der Schüler: Musikschulen trotzen Corona

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Dort, wo normalerweise forsche Schlagzeugwirbel, zarte Flötentöne, fröhliche Kindergesänge, Klatschübungen oder ewige Tonleiter-Übungen aus Pianistenhänden die Gänge der Schulen fluten, herrscht derzeit eine gespenstische Stille.



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Kein Ton rührt sich mehr. Das Corona-Virus hat das musikalische Leben an den öffentlichen Musikschulen im Main-Kinzig-Kreis und der Stadt Hanau, alle auch Mitglieder des „Verbands deutscher Musikschulen“ (VdM), zum Erliegen gebracht.

Doch die Stille in den Räumen und Fluren der Schulgebäude täuscht: Mittlerweile, so berichten die Schulleiter der drei benachbarten Musikschulen, Harry Wenz von der Musikschule Main Kinzig in Gelnhausen, Christoph Möller von der Musikschule Schöneck-Nidderau und Jörn Pick von der Paul-Hindemith-Musikschule Hanau, wird eben auch viel auf digitalem Wege gewirbelt, getastet, gesungen und gezupft. „Mit der 4. Verordnung des Landes Hessen, ab Mittwoch, 18. April den Präsenz-Unterricht aufgrund der Corona-Pandemie einzustellen, haben wir alle sehr schnell reagiert und zusammen mit unseren Dozentinnen und Dozenten Alternativ-Angebote zur künftigen Unterrichtsgestaltung entwickelt und auf den Weg gebracht“, äußern sich die drei Schulleiter unisono. Dabei standen und stehen die Schülerinnen und Schüler im Fokus der Bemühungen, adäquate Unterrichtsformate nunmehr digital umzusetzen. Primäres Ziel sei es, mit den Schülern weiterhin in Kontakt zu bleiben, ihnen Unterstützung und Anregungen für das häusliche Üben zu geben.

Freilich hat das Unterrichten mit Skype und Co. auch Grenzen. So sind die technischen Möglichkeiten begrenzt, ein gemeinsames Musizieren in der Gruppe ist nur sehr schwer mit starken Einschränkungen möglich zumal nicht jeder der Teilnehmer das gleiche technische Equipment zur Verfügung hat. Gleichwohl lässt sich aber vor allem der Einzel-Unterricht sehr gut umsetzen. „Die Reaktion der Schülerinnen und Schüler als auch der Eltern - die gerne mal zwischendurch "Mäuschen" spielen - ist ausgesprochen positiv. Auch wenn es da mal knistert und dort mal das Bild stehen bleibt - viele Eltern sind dankbar, dass wir uns solch einen Aufwand mit Online-Unterricht und den ganzen Vorbereitungen machen. Denn so kehrt wieder ein Stück Normalität in den Alltag ein und es gibt auch etwas Sinnbringendes zu tun - neben Schule und Fernsehen“, äußert sich der PHM-Fachbereichs-Organisator für Gitarre, Christian Gutgesell, wohl stellvertretend für seine Musikschulkollegien.

Auch wenn jede der VdM-Musikschulen teils individuelle Wege bei ihren jeweiligen alternativen Unterrichtsangeboten beschreitet, so ähnelt sich das allgemeine Portfolio des Online-Angebots doch stark. Da finden sich neben der direkten Online-Kontaktaufnahme auch eigens erstellte Tutorials der Lehrkräfte, weiter eine Lehr- und Lernvideothek, Beratungen zur Literaturauswahl, Übungen zur Gehörbildung, Musiktheorie-Unterricht und Anleitungen, wie das Handy Töne besser aufnehmen oder wiedergeben kann. Binnen kürzester Zeit, so die drei Schulleiter weiter, wurden viele kreative Ideen in die Tat umgesetzt. Selbst für die Kita-Kinder gibt es digitale Angebote wie beispielsweise Anleitungen zum gemeinsamen Singen und Tanzen im häuslichen Umfeld.

„Wir möchten für unsere Schülerinnen und Schüler da sein, ihnen in dieser für sie auch sehr schwierigen Zeit der häuslichen Isolation ein kleines Stück Normalität nach Hause liefern. Und welches Mittel kann denn da geeigneter sein, als das aktive Musizieren, nun halt eben in digitaler Form?“, so die gleichlautende positive Bewertung des Online-Unterrichts. Gleichwohl ist den Schulleitern aber auch bewusst, dass der Unterricht via Skype und Co. den regulären Präsenz-Unterricht von Instrument zu Instrument nicht ersetzen kann – schon gar nicht im Ensemblespiel, das in den öffentlichen Musikschulen seit jeher einen großen Platz einnimmt. „So wie es jetzt ist, ist das eine von allen Seiten akzeptierte gute Übergangslösung – vor allem im Sinne unserer Schülerschaft.“

„Kinder und Eltern sind glücklich – ich bin platt“, beschreibt eine Fagott-Dozentin denn auch ihre Erfahrung nach einigen Unterrichts-Tagen am Laptop in einem Satz. Und so hofft man in den Musikschulen in Nidderau, Gelnhausen und Hanau darauf, die derzeitig stillen Räume bald wieder ganz real mit Musik fluten zu können.

Foto: So wie die Cello-Dozentin Daniela Craul der Musikschule Schöneck-Nidderau unterrichten nahezu alle Lehrkräfte der drei öffentlichen VdM-Musikschulen im Main-Kinzig-Kreis und Stadt Hanau derzeit mit Online-Plattformen ihre Schülerschaft auf digitalem Weg. Foto: Privat


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