Die erste digitale Ausgabe der WJ IMPULSE

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Die aktuellen Corona-Beschränkungen sind für alle Unternehmer im Kreis eine große Herausforderung.



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Unter dem Motto „Unternehmerische Chancen in der Krise“ veranstalteten deshalb die Wirtschaftsjunioren (WJ) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern am 26. Mai ihre vierte „WJ IMPULSE“ Veranstaltung – diesmal digital. Im Live-Interview berichten vier Talk-Gäste aus unterschiedlichen Branchen, wie sie die Krise erlebt und darauf reagiert haben und welche unerwarteten Chancen sich eröffneten. Im Rahmen eines Facebook- und YouTube-Livestreams aus dem bright! events and exhibitions Studio in Maintal konnten die Zuschauer mittels der Kommentarfunktion beider Plattformen Fragen an die Gäste stellen.

Moderiert wurde die Online-Veranstaltung von WJ Sprecher Kolja Erdmann und WJ Mitglied Ahmet Cetiner. Beide haben selbst eigene Unternehmen und sind ebenso von den Veränderungen betroffen, wie die Gäste der Veranstaltung. „Es war Mitte März als sich unser aller Leben stark verändert hat, nicht zuletzt für Unternehmer. Durch Corona musste die Kinderbetreuung neu geregelt werden, Mitarbeiter wurden ins Home-Office oder gar in Kurzarbeit geschickt. Wir als Wirtschaftsjunioren wollen Unternehmern Mut machen, jetzt die Chancen aus der Krise wahrzunehmen und die Möglichkeit bieten, sich über unser Netzwerk zu unternehmerischen Themen auszutauschen“, so WJ Sprecher Kolja Erdmann. 

Online-Seminare und Digitalisierung

Zu Beginn der Talk-Runde berichtet Ömer Özbekler von den Einschnitten in seinem Unternehmen. Er ist Wirtschaftsjunior in Hanau und gemeinsam mit seinem Bruder führt er das Unternehmen BCO GmbH. Mit ihrem Team bieten sie bundesweit Schulungen, Seminare und Trainings für unterschiedliche Branchen an. Doch wie funktioniert das in Zeiten von Kontaktbeschränkungen? „Wir haben uns gefragt, wie wir unser Akademie-Geschäft weiterführen können“, so Özbekler. „Innerhalb kurzer Zeit haben wir ein komplett neues Konzept erstellt, wie wir es schaffen, die Menschen ab jetzt zu Hause zu schulen. Es war für uns keine Option, es einfach ausfallen zu lassen. Für Auszubildende haben wir eine digitale Prüfungsvorbereitung für kaufmännische Ausbildungsberufe auf die Beine gestellt. Azubis konnten in Live-Schulungen Fragen zu Prüfungsthemen stellen. Es war eine tolle Erfahrung, sowohl für uns als auch für die Auszubildenden.“ Sein Appell an Unternehmer lautet, sich dem Wandel zu stellen und ihn aktiv zu gestalten. Jetzt hoffe er, dass die Digitalisierung in Deutschland durch Home-Office und virtuelle Meetings einen positiven Schub mache. „Aber ausschließlich virtuell zu arbeiten, wird auch nicht funktionieren, speziell in unserer Branche. Menschen brauchen Menschen, um von ihnen zu lernen. Wir wollen es als Chance verstehen, das Beste aus diesen beiden Welten zu kombinieren. Ich hoffe, dass wir es schaffen, diese neue Kombination aus digital und vor Ort auch in der Nach-Corona-Zeit beizubehalten“, resümiert der Unternehmer.

Solidarität und Lieferdienst für Bücher

Auch Buchhändler Dieter Dausien ist digital unterwegs. Sein Buchladen am Freiheitsplatz in Hanau ist Anlaufstelle für viele Stammkunden und war für einige Wochen geschlossen. „Wir werben daher intensiv für unser Online-Angebot und sind sehr aktiv auf Social Media. Der Webshop hat in der Schließungszeit einen enormen Schub bekommen“, berichtet Dieter Dausien. „Da wir schon vor der Krise im Internet sehr aktiv waren, seit 1997 sind wir online, haben wir zum Glück nicht so große Einbußen erlebt. Und wir konnten sogar viele Neukunden hinzugewinnen. In Hanau liefern wir Bücher, die per Web-Shop bestellt werden, innerhalb eines Tages. Das Ausliefern war anfangs eine echte Herausforderung, da die Prozesse neu geplant werden mussten. Das war eine extrem anstrengende Zeit für alle. Da wir aber so ein gutes Team haben, konnten wir das gut bewältigen.“ Er sieht die Chancen für lokale Unternehmer darin, sich eine unverwechselbare Identität zu schaffen und dadurch eine ganz andere Glaubhaftigkeit zu haben als „die Großen“. Das zeige sich besonders in der Krise. „In der Schließungsphase haben wir gemerkt, dass sich unsere Kunden wirklich dafür interessieren, wie es uns geht und dass sie uns helfen wollen. Diese Solidarität haben wir ganz stark gespürt.“, so der Buchhändler.

Social Media und bewusste Ernährung

Julian Räuchle betreibt in Maintal das Grill & Flair Restaurant Little Beach. Hier wird mit sorgfältig ausgewählten Zutaten und viel Liebe gekocht. Doch auch im täglichen Restaurantbetrieb hat sich in der Krise viel verändert. „Ich wusste von Anfang an, dass ich nicht schließen will, wie es andere Gastronomen in Maintal gemacht haben“, erinnert sich der Gastronom. „Wir hatten bereits vorher eine eigene Abhol-Plattform, die bis dahin etwa 20 Prozent des Umsatzes gebracht hat. Diese haben wir nun genutzt. Anfangs hatten wir wirklich Angst, dass wir es nicht schaffen könnten. Aber über Social Media waren wir in Maintal stark wahrnehmbar. Und der Faktor, dass die Menschen die Gastronomie in ihrem Ort unterstützen wollen, hat uns da sehr geholfen. Nach kurzer Zeit haben wir unsere Mitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt und konnten wieder fast voll besetzt arbeiten.“ Mit der Lieferplattform „Maintal Lokal“ hat Julian Räuchle angefangen, ein lokales Liefergeschäft aufzubauen. „Der Online-Shop hatte schon länger auf meiner Agenda gestanden, aber bisher fehlte immer die Zeit, das umzusetzen. Aber es war ganz schön turbulent: An einem Tag war der Beitrag im Internet zu lesen und einen Tag später haben wir schon geliefert. Es war eine spannende Zeit, wir haben unheimlich viel gelernt. Da wir viele Prozesse optimiert haben, sind wir jetzt schneller und können dadurch effektiver arbeiten.“, resümiert Julian Räuchle. Er nimmt den Trend wahr, dass die Menschen jetzt bewusster leben und sich vor allem bei der Ernährung mehr Gedanken machen. Das stärkt ihm und seinem Restaurant den Rücken. Er rät anderen Gastronomen, sich stärker im Internet über Social Media zu positionieren. Das biete die Möglichkeit, mit den Kunden zu kommunizieren, trotz neuer Regelungen.

Schutzmaßnahmen und Optimismus

Saskia Jungermann ist Sprecherin der WJ Darmstadt und arbeitet im familiengeführten Busunternehmen Heinrich Jungermann GmbH in dritter Generation. Das Unternehmen beschäftigt etwa 20 Mitarbeiter in den Bereichen Fahrdienst, Werkstatt und Verwaltung. Die junge Unternehmerin berichtet aus ihrem Unternehmensalltag: „Wir haben zwei Geschäftsbereiche: den ÖPNV und den Reiseverkehr, der leider im Moment völlig stillsteht. Beim ÖPNV konnten wir zum Glück mit Einschränkungen weiterfahren. Aber wir sind auf den Ferienfahrplan reduziert worden, Schülerverkehr und Nachtverkehr sind komplett weggefallen. Anfangs war es sehr surreal für mich und unsere Fahrer, aber dann ist es immer mehr zur Realität geworden.“ Für Sie sei es besonders wichtig, ihre Mitarbeiter zu schützen. „Wir müssen immer abwägen: Ist es gefährlich, weiter zu fahren? Ist es notwendig, weiter zu fahren? Wie können wir das Risiko minimieren? Wir haben unsere Fahrer geschützt, indem die Fahrgäste nur hinten einsteigen dürfen. Es werden im Bus keine Fahrkarten verkauft und es gibt eine Absperrung zum Fahrer nach hinten.“ Kurzarbeit kam für die Busunternehmerin nicht in Frage, da alle Mitarbeiter gebraucht würden. Die finanzielle Situation wird jedoch erst Ende des Jahres für das Unternehmen klar sein: „Die Einnahmen durch das Fahrgeld sind unsere Liquidität, aber die fallen ja im Moment fast weg. Aber die Verkehrsträger unterstützen uns mit Ausgleichszahlungen. Am Ende des Jahres wird das dann verrechnet. Aber was passiert dann? Wie wird es in den nächsten Jahren weiter gehen? Bleiben die Fahrgäste weiter aus? Das wissen wir jetzt alles noch nicht.“ Trotzdem blickt die Unternehmerin positiv in die Zukunft. Ihr habe geholfen, dass sie mit dem ÖPNV ein zweites Standbein habe, denn der Reiseverkehr werde auch in den nächsten Monaten still stehen. Sie rät Unternehmern, kreativ zu werden und sich etwas zu trauen. Nur so könne man neue Geschäftsbereiche und Chancen für sich entdecken. 

Aus den Gesprächen zieht Moderator Ahmet Cetiner eine positive Bilanz: „Wir sollten als Unternehmer nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern uns der Situation anpassen mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Denn dann geht es auch weiter, wie wir hier an den Geschichten unserer Gäste gesehen haben.“ Insgesamt sei zu spüren, dass die Menschen mehr zusammenarbeiten und sich gegenseitig helfen. Dass sie bewusster leben und entscheiden, wo sie was kaufen. „Wir Wirtschaftsjunioren wünschen uns, dass das so bleibt und noch mehr Unternehmer ihre Chancen in der Krise wahrnehmen. Ja, es ist großer Arbeitseinsatz dafür nötig und manchmal braucht man auch ein wenig Glück. Nicht allen Unternehmern geht es so gut. Aber wir müssen die Situation annehmen und das Beste daraus machen“, resümiert WJ Sprecher Kolja Erdmann. „Ein großer Dank geht an unsere WJ Mitglieder, die dieses Event ehrenamtlich auf die Beine gestellt haben.“ Eine Wiederholung des Live-Streams ist derzeit auf dem YouTube-Kanal der Junioren unter dem Kanal WJ_Hanau_Gelnhausen_Schlüchtern zu sehen. Die Wirtschaftsjunioren wollen das digitale Format beibehalten und auch die nächste WJ IMPULSE virtuell veranstalten. Über weitere digitale Veranstaltungen für Unternehmer und Führungskräfte kann man sich auf der Facebook-Seite der Junioren aktuell informieren.

Weitere Informationen: www.facebook.com/WJ.Hanau und www.wj-hanau.de 

Foto: Die Teilnehmer der ersten digitalen „WJ IMPULSE“ (v.l.n.r.): Ömer Özbekler, Saskia Jungermann, Ahmet Cetiner, Kolja Erdmann, Julian Räuchle und Dieter Dausien. 

Foto: Die vierte Ausgabe der „WJ IMPULSE“ fand zum ersten Mal digital statt.


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