„Wann ist Corona endlich vorbei?“

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Der Bruder kommt zu Besuch. Aber ich darf ihn nicht umarmen. Die Regeln zur Eindämmung der Corona-Krise einzuhalten, ist eine große Herausforderung.



Wie gehen Menschen mit Beeinträchtigungen damit um? Wie ist die Lage in den Wohnbereichen des BWMK (Behinderten-Werk Main-Kinzig e.V.)? Wir sprachen mit Abteilungsleiter Michael Schreck (36), der unter anderem für die Wohnstätte in der Feuerbachstraße in Hanau zuständig ist.

Wie ist die Stimmung in der Wohnstätte?
Michael Schreck: "Wir sind alle sehr positiv überrascht davon, wie gut die Bewohnerinnen und Bewohner mit der Situation umgehen. Wir hatten größere Schwierigkeiten erwartet, zumal seit Mitte März ein Besuchsverbot in den Wohnbereichen gilt, das erst Anfang Mai durch die Landesregierung etwas gelockert wurde. Dennoch gelten strenge Regeln für Besucherinnen und Besucher. Die Menschen, die in der Wohnstätte leben, haben alle kognitive Beeinträchtigungen. Es ist für sie oft nicht einfach zu verstehen, dass Verwandte oder andere nahestehende Menschen zu Besuch kommen, aber kein körperlicher Kontakt möglich ist. Und dass auch Besuche zuhause eingeschränkt sind, weil dann die Regel besteht, dass 14 Tage dort verbracht werden müssen. Unser Organisationsstab hat diese Regel sehr früh eingeführt, um die Bewohnerinnen und Bewohner zu schützen und die Infektionsgefahr zu verringern."

Wie vermitteln Sie den Menschen die vielen Regeln in Zusammenhang mit Corona?
Michael Schreck (lacht): "Mit Bildern, Händen und Worten! In der Tat – es finden sehr viele persönliche Gespräche statt. Glücklicherweise nutzen wir schon lange die Möglichkeiten der Unterstützten Kommunikation, das heißt Piktogramme, Gebärdensprache oder Technik, um uns mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu verständigen, die über keine Lautsprache verfügen oder sprachlich eingeschränkt sind. Im BWMK gibt es eine Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation, die sehr früh Materialien zu Corona zur Verfügung gestellt hat, damit wir die Situation und die geltenden Regeln allen verständlich machen können. Hier in der Wohnstätte haben wir zudem einen festen Tag eingeführt, an dem alle über den aktuellen Sachstand zu Corona informiert werden."

Wie geht das Team mit der veränderten Situation um?
Michael Schreck: "Die Motivation des Personals ist nach wie vor sehr hoch. Natürlich ist die Anfangseuphorie etwas abgeklungen, zumal kein wirkliches Ende der Krise in Sicht ist. Dennoch werden wir seitens des BWMK gut unterstützt und haben frühzeitig Hilfe aus anderen Bereichen unseres Sozialunternehmens erhalten. Seit Februar tagt der Organisationsstab in zweitägigem Rhythmus und gibt alle relevanten Entscheidungen und Informationen zügig weiter. Das vermittelt dem Personal Sicherheit im alltäglichen Handeln. Bislang hatten wir keinen Infektionsfall in den Wohnbereichen, darüber sind wir sehr froh und achten weiterhin streng auf die Einhaltung aller Schutz- und Hygieneregeln. Ich danke allen, die in dieser herausfordernden Zeit einen so tollen Job machen! Natürlich merken wir, dass die Bewohnerinnen und Bewohner unruhiger werden, je länger die Situation andauert. Die Fragen werden häufiger. Am meisten werden wir gefragt: ‚Wann ist Corona endlich vorbei?‘ oder ‚Wann darf ich wieder arbeiten?‘ Zum Glück gab es noch keine größeren Konflikte. Aber auch dann sind wir vorbereitet und können unser Kriseninterventionsteam aktivieren."

Da auch in den Werkstätten und Arbeitsbereichen noch ein Betretungsverbot besteht – wie beschäftigen sie die Menschen, die seit Mitte März den ganzen Tag in der Wohnstätte sind?
Michael Schreck: "Um den Kontakt zu Familie, Freunden und Angehörigen zu halten, unterstützen wir die Bewohnerinnen und Bewohner beim Telefonieren, bei Video-Chats und anderen Formen der digitalen Kommunikation. Natürlich sind auch Spaziergänge oder kleine Ausflüge unter den derzeit geltenden Bedingungen möglich. Die Werkstätten des BWMK unterstützen uns auch uns haben Arbeit hierhergebracht – zum Beispiel erledigen wir Verpackungsaufträge für die Firma Engelbert Strauss. Die Bewohnerinnen und Bewohner beteiligen sich gern an diesen Arbeitsangeboten. Beliebt sind auch die Tage, an denen gemeinsam gekocht und gebacken wird."

Gibt es auch positive Erfahrungen mit der Krise?
Michael Schreck: "Sicher können wir gute Erfahrungen aus der derzeitigen Organisation der Betreuungsdienste mitnehmen. Wie diese sich langfristig übertragen lassen, werden wir sehen. Auch die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation, um Teamabsprachen zu treffen und Informationen auszutauschen, werden intensiver genutzt. Diese Möglichkeiten erleichtern uns die Arbeit sicher auch nach der Krise."

 

Foto:
Positiv durch die Krise: Michael Schreck leitet unter anderem die Wohnstätte für Menschen mit Beeinträchtigungen in der Feuerbachstraße Hanau.


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