In der Klinik für Rhythmologie, unter Leitung von Chefarzt Dr. med. Guido Groschup, wurde Ende Juni das nagelneue Elektrophysiologie-Labor in Betrieb genommen.
Mit der Gründung der Klinik für Rhythmologie, unter Leitung von Chefarzt Dr. med. Guido Groschup, im Januar 2020 ging das Klinikum direkt in die Planung für ein komplett neues Labor für elektrophysiologische Untersuchungen mit modernster Technik. Knapp anderthalb Jahre später ist das Labor jetzt fertig und konnte in Betrieb genommen werden. 1,6 Millionen Euro wurden in den Bau der hochmodernen Anlage inklusive der Räumlichkeiten investiert. „Die ersten Patienten konnten bereits von der High-End-Technologie profitieren und auch wir als Team freuen uns, dass das neue Elektrophysiologie-Labor endlich genutzt werden kann“, sagt Groschup nach der Behandlung der ersten beiden Patienten.
Was macht das neue Labor so besonders? Mit der modernen biplanen Angiographieanlage der neuesten Generation ist die Behandlung sowohl für Patienten als auch Mitarbeiter mit einer sehr geringen Strahlenbelastung verbunden. Im Vergleich zur Übergangslösung, in der die zusätzliche Technik für die elektrophysiologischen Untersuchungen auf mobilen Wagen in das Katheterlabor gefahren wurde, sind das 3D-Mappingsystem und die komplette Elektrophysiologie-Ausrüstung nun auf einem einzigen beweglichen Trägersystem im Raum an der Decke installiert. Durch die freie Beweglichkeit werden die Arbeitsabläufe für das Team erheblich erleichtert und die Behandlungsabläufe flexibel gestaltet. Über einen 58 Zoll großen Monitor kann das Herz in seiner ganzen Komplexität live als 3D-Bild in alle Richtungen gedreht und analysiert werden – die Auswahl kann jederzeit über einen Touchscreen, ähnlich wie auf einem Smartphone, vergrößert, verkleinert und nach Wunsch angepasst werden. Neben den Bildsignalen zeigt der mit bis zu acht Signalquellen belegbare Monitor auch immer das EKG des Patienten an – dazu sind mehrere Hochleistungsrechner verbaut, die die Eins-zu-eins-Darstellung ohne Verzögerungen ermöglichen. Geschäftsführer Volkmar Bölke zeigt sich beeindruckt von der innovativen Gerätetechnik: „Schon 2020 hat es uns sehr gefreut, dass wir Herrn Dr. Groschup als Rhythmologen gewinnen und mit der Gründung der neuen Klinik das Behandlungsspektrum für unsere Patienten erweitern und eine umfassende wohnortnahe Behandlung ermöglichen konnten, doch mit der Inbetriebnahme des neuen Elektrophysiologie-Labors erreichen wir mit unserem Angebot noch einmal ein ganz neues Level.“
Das neue Labor wurde in den Bereich der beiden bestehenden Herzkatheter-Labore und der kardiologischen Tagesklinik integriert. Gemeinsam mit der Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin, unter Leitung von Chefarzt PD Dr. med. Christof Weinbrenner, ermöglicht dies die interdisziplinäre Behandlung der Patienten mit komplexen Herzerkrankungen. Durch eine spezielle Lüftungstechnik mit OP-Standard können in den neuen Räumlichkeiten auch Herzschrittmacher implantiert und bei Bedarf Notfallpatienten behandelt werden, was eine flexible Nutzung der insgesamt drei direkt aneinandergrenzenden Labore ermöglicht. Außerdem bietet die räumliche Gestaltung Patienten kurze Wege zwischen der Aufnahme, der Untersuchung und Überwachung nach der Behandlung. Hierfür stehen insgesamt zwölf Plätze mit zentraler Monitorüberwachung zur Verfügung. „Das Projekt startete durch die Pandemie zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, doch trotz zahlreicher Einschränkungen ist uns die Umsetzung sehr gut gelungen. Unser Dank gilt daher allen beteiligten Mitarbeitern des Klinikums, die von der technischen Abteilung über die IT-Abteilung, die Verwaltung und vor allem natürlich bis hin zum gesamten Team der Herzkatheterlabore sowie der Tagesklinik großen Einsatz und Flexibilität während der Umbauphase gezeigt haben“, sagt Groschup.
Über die Klinik für Rhythmologie
Die spezielle Rhythmologie ist ein Teilbereich der Kardiologie und befasst sich mit der Diagnose und Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Neben der medikamentösen Therapie kann eine Herzrhythmusstörung mit einer elektrophysiologischen Untersuchung und einer damit einhergehenden interventionellen Verödungstherapie (Ablation) dauerhaft behandelt bzw. geheilt werden. Eine solche Therapie wird bei zahlreichen schnellen (tachykarden) Herzrhythmusstörungen angewandt – dabei verödet der Rhythmologe die krankhaften und zu einer Herzrhythmusstörung führenden Bereiche. Die Klinik für Rhythmologie stellt eine ideale Ergänzung zur Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie, Nephrologie und internistische Intensivmedizin dar und arbeitet mit deren Team Hand in Hand. Die Klinik hält das gesamte Spektrum der interventionellen Elektrophysiologie vor. Neben der konventionellen Ablation, z.B. bei AV-Knoten-Reentrytachykardien, steht eine 3D-Mappingtechnologie der neuesten Generation zur Behandlung komplexer Rhythmusstörungen zur Verfügung. Dadurch können die Herzkammern originalgetreu abgebildet werden. Zudem können Informationen zur Erregungsausbreitung ebenso wie narbige Veränderungen graphisch dargestellt werden. Dies ermöglicht eine exakte Analyse und Behandlung der vorliegenden Rhythmusstörung unter Berücksichtigung der individuellen Veränderungen des Herzens. Neben der Behandlung von Vorhofflimmern bzw. Vorhofflattern in der linken Vorkammer können damit auch Kammerrhythmusstörungen, z.B. nach einem Herzinfarkt, behandelt werden. Die kontinuierliche Anpressdruckmessung der verwendeten Katheter erhöht dabei die Sicherheit und Effektivität der Behandlung.
Foto: Geschäftsführer Volkmar Bölke (links) und Dr. med. Guido Groschup, Chefarzt der Klinik für Rhythmologie, (rechts) freuen sich, dass das neue, hochmoderne Elektrophysiologie-Labor am Klinikum endlich genutzt werden kann. Quelle: Klinikum Hanau