Thomas Schwarz wurde nach 23 Jahren Leitungstätigkeit in den Ruhestand verabschiedet. Im Rückblick auf sein Wirken wird deutlich: Gemeinsam mit seinem Team hat er auf vielfältige Weise Pionierarbeit geleistet.

In einem Interview mit Schwarz aus dem Jahr 2001 ist zu lesen: „Ich kann mir durchaus vorstellen, in den nächsten 20 Jahren in Gelnhausen tätig zu sein.“ Dass dies tatsächlich so eingetreten ist, erklärt er so: „Ich bin ein Freund von Kontinuität – vorausgesetzt, dass man sich an der Stelle auch wohlfühlt, denn das ist die Voraussetzung für die Arbeit.“ Schwarz ist das, was man als einen leidenschaftlichen Radiologen bezeichnen kann. Sein Wunsch, Medizin zu studieren, entwickelte sich während seines Zivildienstes, den er in der Altenpflege ableistete. Schon vor dem Examen war klar, dass er in der Radiologie arbeiten möchte, denn er sagt: „Mein Herz schlägt höher, wenn ich Röntgenbilder sehe.“ Nicht nur das – er sah auf diesen Bildern auch mehr als andere.

Die Radiologie bestehe zu einem großen Teil aus Routine, jedoch: „Jedes Bild für sich ist spannend.“ Die bildliche Darstellung beispielsweise eines Gefäßbaumes habe für ihn viel mit Ästhetik zu tun. Im absoluten Vordergrund aber stehe die Qualität: „Nur ein Bild mit einem Höchstmaß an Qualität lässt eine optimale Diagnose zu.“ Häufig muss im Sinne des Patienten schnell reagiert werden, somit müssen die Bilder nicht nur aussagekräftig, sondern auch schnell verfügbar sein. Im Rückblick auf die letzten Jahrzehnte fasst der ehemalige Chefarzt so zusammen: „Die Radiologie von früher ist in keinster Weise mit der von heute vergleichbar.“

Schwarz, der sein Medizinstudium 1986 in Frankfurt beendet hat und danach zunächst in Offenbach und Aschaffenburg tätig war, erinnert sich, in seinen ersten Berufsjahren noch in der Dunkelkammer zur Filmentwicklung gestanden zu haben. Den darauffolgenden Weg von der konventionellen Radiologie zur modernen digitalen Technik hat er selbst erlebt und aktiv mitgestaltet. Die damit verbundenen Chancen boten sich ihm in Gelnhausen. Im Jahr 1997 begann er seine Tätigkeit in der Barbarossastadt, zwei Jahre später übernahm er die Leitung der Klinik. Die große Herausforderung bestand für ihn darin, hier etwas Neues aufbauen zu können. „Die Möglichkeiten, die sich eröffnet haben, waren gigantisch, und der technologische Sprung hat mich gereizt.“ Zunächst wurde ein Computertomograph (CT) angeschafft, der bisherige Durchleuchtungsarbeitsplatz wurde durch einen modernen Multifunktionsarbeitsplatz ersetzt. Somit konnte die Angiographie in Gelnhausen Fuß fassen. Es folgten ein Magnetresonanztomograph (MRT) und ein sogenanntes PACS, ein digitales System zur Verarbeitung, Verwaltung und Archivierung von Bildern und Daten. „Wir waren eine der ersten Kliniken im Umkreis, die ein solch modernes und zuverlässiges Archivsystem installiert haben“, erinnert sich Schwarz: „Das war ein Segen.“

Im Laufe der Jahre schritt die Digitalisierung weiter voran, auch im Bereich der Patientenverwaltung. „Als ich damals nach Gelnhausen kam, gab es genau einen Computer in der Abteilung, und der stand originalverpackt ganz oben im Regal“, schmunzelt der Mediziner. Heute unvorstellbar: „Das, was wir momentan tun, wäre ohne die Digitalisierung nicht möglich – oder nur mit enormem Personaleinsatz.“ Entscheidend sei, dass die medizinischen Bilder und Daten zu gleicher Zeit und in gleicher Qualität an allen notwendigen Stellen verfügbar sind – während früher die Bilder auf aufwendige Weise gesucht werden mussten. Jede Weiterentwicklung des Krankenhauses, sei es im Hinblick auf ihre Kompetenzzentren oder die Zertifizierung einzelner Fachbereiche, betrifft auch die Radiologie: „Somit haben wir unser Leistungsportfolio kontinuierlich den neuen Anforderungen angepasst.“ Zur Verdeutlichung nennt Schwarz ein eindrucksvolles Beispiel: So habe man bei der Anschaffung des neuen CT’s mit einer Anzahl von 1.200 Untersuchungen pro Jahr gerechnet. Jedoch wurden daraus im Jahr der Anschaffung bereits 2.000 Untersuchungen. Heute werden in der Radiologie der Main-Kinzig-Kliniken an den Standorten Gelnhausen und Schlüchtern zusammen rund 20.000 CT-Untersuchungen durchgeführt.

Auch personell habe sich der Bereich enorm entwickelt: Aus den anfänglich 3,5 Arztstellen wurden elf. Bezieht man alle Berufsgruppen mit ein, sind aktuell mehr als 40 Personen in der Radiologie der Main-Kinzig-Kliniken tätig. Natürlich seien mit der technischen Entwicklung auch die Anforderungen an die Kompetenzen der Mitarbeiter gestiegen, erläutert Schwarz. „Alle Neuerungen wurden ja parallel zur Patientenversorgung eingeführt und umgesetzt.“ Damit dies gelingen konnte, musste das Abteilungsklima stimmen. Eine offene Atmosphäre des Miteinanders spielte für ihn eine große Rolle, es war ihm wichtig, vorhandene Einzelinteressen zu vereinen. So schätzte er kurze Dienstwege und eine flache Hierarchie: „Es gibt für mich nur eine Hierarchie: die des Wissens und des Könnens – gepaart mit sozialer Kompetenz.“ Bis zuletzt war der Chefarzt nicht nur in leitender Funktion, sondern auch in der unmittelbaren Patientenversorgung tätig.

Blickt Schwarz in die Zukunft seines Faches, sieht er vor allem die interventionelle Radiologie auf dem Vormarsch – mit großen Vorteilen insbesondere im Bereich der Tumor-, Gefäß-, aber auch der Schmerztherapie. Zudem schätzt er die Möglichkeiten, die mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz verbunden sind, gerade im Erkennen von Details. Jedoch ist er auch davon überzeugt, dass der Mensch weiterhin wichtig sein werde, um die Ergebnisse zu validieren: „Wir dürfen im Umgang mit harten Daten unser Gespür und Fingerspitzengefühl nicht verlieren. Außerdem bleibt der Austausch mit allen anderen Fachabteilungen wichtig, um das Gesehene einzusortieren und die diagnostischen Puzzleteile zusammenzusetzen.“

Schwarz ist ein Mediziner mit Leidenschaft, sagt aber: „Ich habe auch Spaß ohne Radiologie.“ Er beruft sich hierbei auf den Entdecker der Röntgenstrahlung, Wilhelm Conrad Röntgen, der seinerzeit, so sagt man, auch gern „in die Sommerfrische“ fuhr. „Ich liebe es, durch meine Berentung endlich Zeit für die Familie zu haben, Dinge in aller Ruhe machen zu können“, so Schwarz. Beim Tennisspielen gehe es ihm nicht um Gewinnen: „Hauptsache, man ist an der frischen Luft.“ Zudem füllt er die freie Zeit gern im heimischen Garten, mit handwerklichen Tätigkeiten oder dem Hören von Musik aus. Über sein Wirken in Gelnhausen sagt er: „Ich bin dankbar dafür. Es war eine große Gnade, so etwas Sinnvolles tun zu können, und ich hatte viel Freude daran.“

Foto: Der Chefarzt der Radiologie, Thomas Schwarz, wurde in den Ruhestand verabschiedet.


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