Corona-Einschränkungen, Kostenexplosion und Konsumzurückhaltung bedrohen Gastgewerbe

Gerald Kink, Präsident des DEHOGA Hessen.

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Einer aktuell unter rund 500 Unternehmen des hessischen Gastgewerbes durchgeführten Befragung zufolge belasten gestiegene Kosten vor allem in den Bereichen Gas, Strom und Lebensmittel die Betriebe massiv. 62 Prozent der Restaurants, Hotels, Cafés, Bars und Gasthäuser spüren die Konsumzurückhaltung der Gäste.



Zwar habe die Branche erstmals wieder stabile Umsätze im Juli 2022 erreicht. Wirtschaftliche Erholung brächten diese aber keinesfalls: Durch geradezu explodierende Kosten steige der Druck auf die Betriebe weiter an. Durchschnittlich seien Lebensmittel in der Branche um 26 Prozent, Personalkosten um 17, Stromkosten um 42 und die Kosten für Gas sogar um 66 Prozent im Juli 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Dazu kämen nun die neuen Pläne für Corona-Maßnahmen ab Oktober, die für Hotellerie, Gastronomie, Clubs und Discotheken, eine Maskenpflicht, erneute Kontrollen des Impfstatus und ggf. sogar Abstandsgebote und Begrenzungen von Personenanzahlen bei großen Veranstaltungen vorsähen. „Und damit wachsen die Sorgen vor dem, was die Branche in Herbst und Winter erwartet, dramatisch.“, so Gerald Kink, Präsident des DEHOGA Hessen.

„Wir sind zwar froh darüber, dass es eine klare Absage an Lockdowns gibt, gar keine Frage. Die Maskenpflicht ist mit Sicherheit ein mildes Mittel. Sie wird zudem am Platz wieder abgenommen. Aber es sind viele wichtige Fragen aktuell vollkommen offen. Es geht schließlich nicht nur um den Restaurantbesuch, sondern auch um Familienfeiern oder Clubveranstaltungen.“, so Kink. Denn da begönnen die Herausforderungen: Impf- oder Genesenennachweise zu kontrollieren, damit auf eine mögliche Maskenpflicht verzichtet werden könne, verursache wieder einen immensen Aufwand. Dabei sei die personelle Situation in den Betrieben schon angespannt genug.

Die Länder sollen gemäß des aktuellen Entwurfs zum Infektionsschutzgesetz diese und sogar weitergehende Maßnahmen bei steigendem Infektionsgeschehen beschließen können. Derweil habe sich die Mehrheit der Menschen an ein weitestgehend beschränkungsfreies Leben gewöhnt: „Es herrscht eine allgemeine Müdigkeit, ja Ablehnung wiederholter Einschränkungen.“ so die Beobachtungen des Verbandes.

Die vom Bundesjustizminister angemahnte Verhältnismäßigkeit sei entscheidend. Dazu brauche es aber belastbare Erkenntnisse. Gerald Kink: „Wir erleben seit Monaten, dass die Inzidenz allein als Mittel ausgedient hat. Abwasseruntersuchungen wie in anderen Ländern sind jedoch flächendeckend in Hessen bisher gar nicht möglich. Auf Gutdünken also mögliche Maßnahmen wie Maskenpflicht, Abstandsgebote und Kontrollverpflichtungen über das Gastgewerbe zu verhängen, können wir nicht akzeptieren.“ Die Branche kämpfe aktuell mit wachsender Konsumzurückhaltung bei gleichzeitig explodierenden Kosten. „Wir sehen derzeit nicht, dass es erneute Hilfsprogramme geben soll, und die dringende Auszahlung der Coronahilfen aus den vergangenen Monaten zieht sich außerdem in die Länge.“

Der DEHOGA Hessen erwarte daher, dass jetzt alles unternommen werden müsse, damit es gar nicht zur Entscheidung über solche Maßnahmen durch den Hessischen Landtag käme. Denn die wären für die Branche in mehrfacher Hinsicht fatal. Außerdem gelte es dringend, einen erneuten Flickenteppich an Regelungen in den Bundesländern zu vermeiden. „Wie soll man erklären, dass das Oktoberfest – nach dem just bekundeten klaren Willen der Stadt München – ohne jede Einschränkung stattfindet während in einem hessischen Restaurant und im Frankfurter Club der Impfstatus geprüft werden muss!?“, mahnt der Präsident des DEHOGA Hessen.


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