"Ich stelle bis auf weiteres die Produktion zu einhundert Prozent ein"

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"Der russische Überfall auf die Ukraine hat auch für die deutsche Wirtschaft Folgen, die wir alle uns früher nicht vorstellen konnten. Dazu gehören auch steigende Energiepreise – und seit Donnerstag die Ankündigung der Bundesregierung, diese mit Obergrenzen deckeln zu wollen. Marktwirtschaft funktioniert anders. Aber in außergewöhnlichen Zeiten und ganz ausnahmsweise scheinen auch drastische Maßnahmen angebracht", haben die beiden Industrie- und Handelskammern (IHK) Hanau – Gelnhausen – Schlüchtern sowie Fulda dazu eine Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen vorgestellt, die zeigen soll, dass die Gaspreisbremse sinnvoll ist.



Das aktuelle Stimmungsbild, welches die beiden IHKs bei über 60 Unternehmen eingefangen haben, belege deutlich, dass die extreme Lage und allgemein schlechten Erwartungen der regionalen Wirtschaft deutlich schaden: "Es werden hohe Verluste und auch Insolvenzen von Kunden und Zulieferern erwartet, teilweise befürchten die antwortenden Unternehmerinnen und Unternehmer auch, selbst in den Konkurs abzurutschen. Erschwerend kommt hinzu: Eine rasche wirtschaftliche Erholung ist laut Umfrage vorläufig nicht zu erwarten. Dementsprechend schockiert sind Unternehmen, wenn ihnen angesichts drohender 'Gasmangellage' – ein Begriff, der noch vor wenigen Monaten völlig unbekannt war – der Energieversorger auch noch den Liefervertrag kündigt. Bereits jedes achtes Unternehmen (13%) musste in den vergangenen Wochen diese bittere Erfahrung machen. Dieser Wert könnte in den nächsten Monaten noch steigen, wenn die Preise nicht sinken und Energieversorger selber in Bedrängnis geraten. Deshalb könnte die Gaspreisbremse die Energieversorger stabilisieren und damit die Planungssicherheit der Unternehmen erhöhen. Denn selbst mit bestehenden Versorgungsversorgen ist die Planungssicherheit dahin. Laut Umfrage haben sich in den Unternehmen die Verbrauchspreise für Erdgas bis jetzt im Mittel um sechs Cent pro Kilowattstunde erhöht. Bisher mussten Unternehmen meist um die 5 ct/kWh zahlen. Die 43% der Unternehmen, die eine Preiserhöhung angekündigt oder sogar bereits verordnet bekommen haben, leiden teilweise (7%) unter künftig vier- oder fünffach höheren Preisen. Die Preise für Strom sind mit über zwölf Cent pro Kilowattstunde sogar noch stärker gestiegen."

Derart starke Steigerungen könnten nur Unternehmen halbwegs verkraften, deren Anteil von Energiekosten am Umsatz der Unternehmen gering sei: "Das ist eine einfache kaufmännische Rechnung: Wenn sich die Energiepreise auch nur verdoppeln – viele Unternehmen leiden unter stärkeren Preissteigerungen – wird sich auch der Anteil der Energiekosten am Umsatz ungefähr verdoppeln und steigt z. B. von fünf auf zehn Prozent. Fünf Prozent mehr Kosten am Umsatz bedeuten stets auch fünf Prozentpunkte weniger Gewinn – gemessen am Umsatz. Nur wenige Unternehmen erreichen zehn Prozent 'Umsatzrendite' oder mehr. Deshalb steht in vielen Unternehmen bereits heute wegen der gestiegenen Energiepreise die Marge unter Druck. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird kaum ein Unternehmen mit einem bisherigen Energiekostenanteil am Umsatz von 5% noch einen Gewinn ausweisen. In diese Kategorie fällt aber fast die Hälfte aller befragten Unternehmen (46%). Ohne beherzte Gegenmaßnahmen wie die Gaspreisbremse sind sehr viele dieser Unternehmen schon bald in ihrer Existenz bedroht. Denn ein weiteres Ergebnis der Umfrage zeigt, wie scharf der Wettbewerbsdruck der meisten Unternehmen ist. Während Energiepreiserhöhungen um 100% bis 200% üblich sind, geht die Hälfte (48%) der Unternehmen davon aus, ihre eigenen Preise um max. 2% erhöhen zu können. Und selbst das glückliche Neuntel, das glaubt, Preiserhöhungen um mehr als 10% durchsetzen zu können, wird die Preissteigerungen des Energiebedarfs nicht einfangen können. Kleiner Lichtblick: Einige Unternehmen berichteten, dass sie bislang keine negativen Folgen spüren und dass ihr Geschäft stabil weiterläuft. Aber vor allem die energieintensiv produzierenden Betriebe haben laut Umfrage schon jetzt kaum noch Spielraum. Ihnen mangelt es an Wettbewerbsfähigkeit, und sie können wichtige Vorprodukte oder Materialien nicht mehr zu weltmarktüblichen Preisen herstellen. Dementsprechend erreichte die IHK auch die Rückmeldung: 'Ich stelle bis auf weiteres die Produktion zu einhundert Prozent ein', heißt es in der IHK-Pressemitteiluing.

„Die von der Bundesregierung angekündigte Bremse für Gas- und Strompreise könnte die dringend notwendige Entlastung für die Mehrheit der Unternehmen sein“, hofft IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Gunther Quidde und ergänzt: „Der 200 Milliarden Euro starke Abwehrschirm stammt mit Sicherheit nicht aus dem volkswirtschaftlichen Lehrbuch der Marktwirtschaft. Aber diese Maßnahme kann, wenn sie richtig umgesetzt wird, Vertrauen schaffen und die aufgeregten Märkte beruhigen – so wie Stop-Schilder den Verkehrsfluss bremsen und Unfälle verhindern. Ich hoffe sehr, dass die Preisbremse gegen weitere Vertragskündigungen durch Strom- und Gasversorger wirkt. Wenn auf diese Weise die Unternehmen wieder Planungssicherheit bekommen, mag der harte Eingriff in die Marktordnung gerechtfertigt sein, weil er die drohende Rezession wenigstens etwas abmildern wird."

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