Elektro-Innung: Obermeister Walter Ebert nimmt Abschied

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In der Elektro-Innung Main-Kinzig endet eine Ära. Walter Ebert wird bei der Jahreshauptversammlung am 15. März nicht noch einmal für das Amt des Innungsobermeisters antreten und nach 24 Jahren seinen Hut nehmen. Ebert gehörte dem Vorstand bereits seit 1993 an. Damals war er auf Anhieb zum stellvertretenden Obermeister gewählt worden, ehe er 1999 die Verantwortung an der Spitze übernahm.



Kreishandwerksmeister Martin Gutmann würdigte jetzt das langjährige ehrenamtliche Engagement des 68-Jährigen. „Wir werden seine Expertise in den Gremien der Kreishandwerkerschaft Hanau sehr vermissen“, sagte er.

Ebert ist für seine ehrliche und offene Art bei Politikern sowie im Handwerk gleichermaßen gefürchtet wie beliebt. Der Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Thorsten Stolz, nannte den 68-Jährigen bei der Verleihung des Landesehrenbriefs vor einigen Jahren einmal einen „Mann der klaren Worte“. Und tatsächlich ließ Ebert in den vergangenen fast drei Jahrzehnten kaum eine Gelegenheit verstreichen, um den Regierenden die Leviten zu lesen. Er kritisierte die zunehmende Bürokratie, die dem Handwerk zu schaffen macht. Bei den Freisprechungsfeiern mahnte er regelmäßig strukturelle Änderungen in der Bildungspolitik an, um dem Nachwuchsmangel im Handwerk Herr zu werden und er kritisierte Lehrer und Eltern, die Kinder ins Studium drängten statt ihnen die Chancen eines handwerklichen Berufs aufzuzeigen. Zudem bemängelte er die gesellschaftliche Überbewertung einer akademischen Ausbildung. „Die Zukunft ist elektrisch“. Mit diesem Leitspruch unterstrich der Obermeister stets die Bedeutung des Elektrohandwerks für Wirtschaft, Gesellschaft sowie die Energiewende.

Ebert selbst stammt aus einer Elektriker-Dynastie. Sein Großvater Karl Ebert gründete den Familienbetrieb bereits vor dem Krieg am Salisweg in Hanau, später zog das Unternehmen an die Philippsruher Allee und schließlich in die Weststadt um. Großvater Karl Ebert habe entscheidenden Anteil am Aufbau des Stromnetzes in Steinheim gehabt, unter Vater Kurt stieg die Belegschaft auf mehr als 40 Mitarbeiter an. Walter Ebert verbrachte schon als Schüler viel Zeit im Familienbetrieb und lernte das Elektrohandwerk von der Pike auf. 1973 machte er an der Hohen Landesschule in Hanau sein Abitur und studierte daraufhin Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Darmstadt. Als frisch gebackener Ingenieur heuerte er Ende der 70er Jahre bei der AEG an, die ihn zunächst nach Köln und später auch für mehrere Monat in ein Vertriebsbüro nach Somerville in der Nähe von New York entsandte. „Eine unvergessliche Zeit, in der ich viel Erfahrung sammeln konnte“, resümiert Ebert.

1984 folgte er dann dem Ruf seines Vaters, der für den heimischen Betrieb eine Führungskraft brauchte, nachdem ein Meister das Unternehmen verlassen hatte. Ebert übernahm von da an Verantwortung und kümmerte sich vor allem um die großen Projekte. „Wir haben damals viel für das Staatsbauamt, Stadt Hanau und Wohnungsgesellschaften gearbeitet“, erinnert er sich. Aber auch für Hanauer Industriebetriebe wie die Heraeus Quarzglas, Umicor und Evonik übernahm Ebert zahlreiche Aufträge. Die Firma Ebert gehörte neben den Mitbewerbern Becker, Blum und Beinhorn zu den vier großen Elektrobetrieben in Hanau, die insgesamt so viele Auszubildende beschäftigten, dass es für eine ganze Berufsschulklasse reichte. Walter Ebert war sich als Chef auch nie zu schade, selbst die Bohrmaschine in die Hand zu nehmen. „Ich war immer auch ein Praktiker“, sagt er.

Ebert vertrat seinen Berufsstand nicht nur in der Innung, sondern auch auf überregionaler Ebene. Seit 1989 ist er öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der Handwerkskammer Wiesbaden. Und für seine ehrenamtliche Tätigkeit im Landesverband bekam er die Ehrenurkunde sowie die Goldene Verbandsnadel. Viele seiner Initiativen galten der Nachwuchsgewinnung. Um die heimischen Betriebe bei der Ausbildung zu entlasten, führte er vor einigen Jahren den Berufsanfängertag ein, bei dem junge Lehrlinge vor dem Start eine Sicherheitsunterweisung und sowie Benimmregeln mit auf den Weg bekommen.

Ebert wird zur Mitte des Jahres auch aus seinem Betrieb ausscheiden, den er seit 11 Jahren gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Philipp Bettner führt. Dann bleibt für den Vater von fünf Töchtern mehr Zeit für vier Enkelkinder, ein Urenkelchen sowie seine beiden Hobbys; Ebert ist Jäger und leidenschaftlicher Sportschütze. Ganz will er seinem Beruf jedoch nicht den Rücken kehren. „Die eine oder andere Planung werde ich sicherlich noch machen“, sagt er.


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