Kreissparkasse Gelnhausen: Warum musste der Vorstandsvorsitzende Jacobs gehen?

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Im Juli 2023 übernahm Bernd Jacobs das Amt des Vorstandsvorsitzenden bei der Kreissparkasse Gelnhausen (wir berichteten). Nach nur knapp neun Monaten wurde er Anfang April 2024 ungewöhnlich schnell wieder abberufen (wir berichteten). "Bei Vorstandspositionen der Sparkassen handelt es sich um die höchstdotierten Positionen, auf die der Landkreis Einfluss hat. Eine Erklärung durch die Kreisspitze über die Hintergründe dieser überraschenden Personalentscheidung steht allerdings aus", ist dies für die FDP-Fraktion im Kreistag unverständlich.



Verantwortlich für diese Personalentscheidung sei der Verwaltungsrat der Kreissparkasse unter dem Vorsitz von Landrat Thorsten Stolz (SPD).

„Warum Jacobs nach einer nur so kurzen Amtszeit wieder abberufen wurde, ist mittlerweile über einen Monat nach der Entscheidung immer noch erklärungsbedürftig. Man weiß gar nicht, welches der möglichen Szenarien schlimmer wäre“, wundert sich der finanzpolitische Sprecher der FDP-Kreistagsfraktion Kolja Saß. „Entweder wurde Herr Jacobs, dem vor einem Jahr der Vorzug gegenüber anderen Bewerbern für das Spitzenamt bei der Kreissparkasse Gelnhausen gegeben wurde, wegen seiner Person außerordentlich und fristlos entlassen, dann deutete dies zum einen auf mangelnde Sorgfalt bei der Besetzung der Stelle als auch auf eine längere und damit teure Auseinandersetzung hin. Oder es handelt sich um eine Abberufung ohne außerordentlichen Grund. Dann könnte das bei einem herkömmlichen Vertrag eines Bankvorstands eine Abfindungszahlung in Millionenhöhe bedeuten, welche die Kreissparkasse zu tragen hätte“, stellt Saß die Lage dar und ergänzt: „Das ist viel Geld, dass dem Geldinstitut dann nicht zur Verfügung steht, um seinen öffentlichen Auftrag zu erfüllen."

Die FDP fragt: Was könnten die Gründe für eine solche ordentliche Abberufung sein? Gab es Auseinandersetzungen über die Geschäftsstrategie zwischen Jacobs und der Kreisspitze? Der bisherige Vorstandschef schreibe in eigenen Veröffentlichungen, dass er „bei der Kreissparkasse Gelnhausen […] mit Optimierungsmaßnahmen zum Wachstum des Betriebsergebnisses […] signifikant in sehr kurzer Zeit beigetragen habe“ und weiter heiße es dort: „In diesem Kontext stieß Jacobs notwendige Effizienzsteigerungsinitiativen aktiv an.“

„Ohne Konflikte geht so etwas selten“, konstatiert der Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion Prof. Dr. Joachim Fetzer und berichtet aus seinen Recherchen: „Besonders aufhorchen lässt ein Passus in der veröffentlichten Selbstdarstellung Jacobs: Er verfüge über Praxiserfahrung in der Anbahnung und Umsetzung von Fusionsprojekten aus der Begleitung eines Dreierzusammenschlusses (2010) und zwei weiteren Verschmelzungen (2003/2020), die er bei Genossenschaftsbanken und Sparkassen begleitet habe.“

„Sollte es etwa so sein, dass hier jemand ein entsprechendes Fusionsprojekt vorantreiben wollte und in kürzester Zeit daran gescheitert wäre?“, fragt sich Fetzer und ergänzt: „Es wäre für die Kreispolitik und die Öffentlichkeit von großem Interesse, hierüber angemessen informiert zu werden. Denn gut aufgestellte Sparkassen sind wichtige regionale Standortfaktoren und daher von öffentlichem Interesse.“

„Bei den jüngsten Ereignissen in der Kreissparkasse Gelnhausen, bei dieser wichtigen Personalentscheidung, hatte der Verwaltungsratschef Landrat Stolz, der auch Personaldezernent der Kreisverwaltung des Landkreises ist, schlicht keine glückliche Hand“, kritisiert Saß. „Das größte Manko in diesem Vorgang ist jedoch die erschütternde Kommunikation seitens der Verantwortlichen, die einen strategischen Plan nicht erkennen lässt. Um die Kreissparkasse nicht weiter zu beschädigen, muss der Vorgang vollständig aufgeklärt werden und gegenüber dem Kreistag und der gesamten Öffentlichkeit Rechenschaft abgelegt werden. Zudem muss ein zukunftsfähiges Konzept für die MKK-Sparkassen vorgelegt werden. Schließlich sind wir alle die Träger unserer Sparkassen", schließt Saß mit seiner sehr deutlichen Forderung in Richtung des Landrates, nun endlich mit transparenter Kommunikation und einem Zukunftskonzept für die Geldinstitute des Landkreises zu beginnen.

Die Redaktion hatte Landrat Stolz direkt nach der Entlassung Jacobs um eine Stellungnahme gebeten und diese Antwort erhalten: "Aus personalrechtlichen Gründen wird es zu den Umständen keine Stellungnahme geben können."


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