In hessischen Kitas fehlen 8.400 Fachkräfte

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Laut Ländermonitoring und Fachkräfte-Radar 2021 zu den frühkindlichen Bildungssystemen ist ein kindgerechter Personalschlüssel in den hessischen Kitas immer noch nicht gegeben und könnte in diesem Jahrzehnt auch nicht mehr erreicht werden.



Bestätigt werden diese Ergebnisse durch den Kita-Personalcheck, eine Befragung, die ver.di in den letzten Monaten bei den Beschäftigten in Kooperation mit der Hochschule Fulda durchgeführt hat. Demnach fehlen für Hessen derzeit an die 8.400 Fachkräfte. Die Prognose bis 2030 im Fachkräfte-Radar: es fehlen fast 27.000 Arbeitskräfte.

Der Kita-Personalcheck macht in seinen Ergebnissen die starke Belastung und die Unzufriedenheit der Kita-Beschäftigten mit der Arbeitssituation deutlich. Trotz der Corona-Situation haben in Hessen unabhängig von der Trägerschaft über 2.200 Fachkräfte teilgenommen, so Gewerkschaftssekretärin Dr. Kristin Ideler. Über 44 Prozent der Befragten gaben an, dass sie zeitweise für mehr als 17 Kinder am Tag gleichzeitig verantwortlich sind. Daher ist es nicht überraschend, dass mehr als die Hälfte der Befragten sagen, dass sie zu wenig Zeit haben, um auf die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder einzugehen.

„Neben dem Stress macht das die Beschäftigten unzufrieden und belastet sie stark. Sie wollen eine gute Arbeit leisten und für die Kinder und Eltern da sein. Doch die Bedingungen sind so schlecht, dass dies schlichtweg nicht möglich ist. Die Ergebnisse der Befragung sind ein deutliches Signal der Kolleginnen und Kollegen für mehr Entlastung durch professionelle Arbeitsbedingungen“, betonte Ideler. Nur acht Prozent der befragten Fachkräfte gaben an, dass sie ihren eigenen pädagogischen Ansprüchen im Alltag derzeit noch gut gerecht werden können. Über 60 Prozent arbeiten häufig unbezahlt außerhalb ihrer normalen Arbeitszeit, um die Arbeit bewältigen zu können.

„Das ist skandalös und nicht hinnehmbar. Für die Beschäftigten, für die Kinder und für die Eltern muss sich dringend etwas ändern, um diese Situation zu verbessern“, forderte Ideler. „Für uns als zuständige Gewerkschaft für die Beschäftigten in den Kindertagesstätten heißt das, wir dürfen die Beschäftigten nicht mit ihren Belastungen allein lassen und sind gefragt, uns in Hessen, im Bund und bei den Arbeitgebern dafür einzusetzen, dass sich die Bedingungen endlich verbessern. Das werden wir mit unserer ganzen Kraft tun“, erklärte Ideler. Gefragt wurden die Kita-Fachkräfte auch danach, wie viele Fachkräfte in ihrem Team fehlen würden, um die pädagogische Arbeit so leisten zu können, wie es die gestellten Anforderungen, wie beispielsweise Bildungspläne, erwarten lassen. Ergebnis summiert: 8.400 Fachkräfte in Hessen fehlen derzeit.

Das Fachkräfte-Radar prognostiziert, dass die Ausbildungskapazitäten in Hessen um 133 Prozent zusätzlich gesteigert werden müssen, um den Fachkräftebedarf zu decken. Zudem muss die Investition in Leitungskapazitäten weiter gesteigert werden, hier ist Hessen nach wie vor schlechter als der Bundesdurchschnitt. „Wir fordern vom Land Hessen umgehend einen Kita-Gipfel zu veranstalten und alle Beteiligten an einen Tisch zu holen, um einen verbindlichen Stufenplan zu erarbeiten, wie wir durch professionelle Arbeitsbedingungen mehr Fachkräfte im Beruf halten, mehr bezahlten Ausbildungsplätze schaffen sowie ein gesundheitsförderliches Arbeitsumfeld in Kitas gestalten. Nur so können ein weiterer Platzausbau und die Steigerung der kindgerechten Qualität weiter verantwortbar betrieben werden.“ fordert Ideler.

„Ein erstes wichtiges Signal vom Land wäre es jetzt die Aushebelung des Fachkräftegebotes in §12 Abs. 2 der Corona-Verordnung ersatzlos zu streichen. Die Kitas sollen seit dem 5. Juli wieder im Regelbetrieb laufen. Das geht nur mit einem regulären Fachkraftschlüssel. Denn die Bedarfe an fachpädagogischer Unterstützung und Begleitung der Kinder ist derzeit größer denn je, dafür reicht kein erweitertes Führungszeugnis als Qualifikation“, resümiert Ideler.


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