Wie unterscheidet sich ein islamisches Handelskonto von einem normalen Konto?

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In den vergangenen Jahren sind etliche neue Möglichkeiten für die Anlage von Geld geschaffen worden, die dazu geführt haben, dass immer mehr Menschen Interesse an der eigenen Geldanlage entwickelt haben.



Neben den herkömmlichen Handelskonten, mit denen die meisten Menschen vertraut sind, gibt es jedoch auch islamische Gegenstücke, die geschaffen wurden, um den hohen Anforderungen der Scharia zu entsprechen.

Was genau macht diese aber aus und worauf sollte man hierbei achten? Im Rahmen dieses Artikels werfen wir einen genauen Blick hierauf und klären darüber auf, was es in diesem Zusammenhang zu beachten gilt.

Ist Trading Haram?

Eine Frage, die sich zu Anfang gleich stellt, ist: „Ist Trading Haram?”. Damit ein guter Überblick hierüber geschaffen werden kann, möchten wir deshalb gleich zu Beginn darauf eingehen. Die kurze Antwort hierauf ist: „Solange der Handel mit Finanzen den Prinzipien der Scharia entspricht, hat man nichts zu befürchten.“

Dementsprechend sollte in diesem Zusammenhang auch sichergestellt werden, dass Riba (Zinsen), Gharar (Risikoanlagen) und Maysir (Glücksspiel) verhindert werden. Islamische Handelskonten sind dabei so gestaltet, dass diese Prinzipien berücksichtigt werden, was bei herkömmlichen Handelskonten meist nicht der Fall ist.

1.   Riba-freie Konten

Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen einem herkömmlichen und einem islamischen Handelskonto ist, dass Letzteres keine Zinsen erhebt oder zahlt. Riba bzw. Zinsen sind nach dem islamischen Recht streng verboten, weil diese zu einer sozialen Ungleichheit führen und Ausbeutung begünstigen.

Um die Scharia-Konformität islamischer Handelskonten sicherzustellen, werden daher keine Zinsen erhoben und dementsprechend auch keine Übernachtfinanzierungskosten (Swaps) für offene Positionen verlangt.

2.   Vermeidung von Gharar und Maysir

Ebenfalls wichtig im Hinblick auf Scharia-Konformität ist bei islamischen Handelskonten, dass diese neben Zinsen kein Glücksspiel und Risiko beinhalten sollten. Das hat zur Folge, dass bestimmte Finanzinstrumente, die ein hohes Risiko bergen und dem Glücksspiel ähneln, meist nicht für islamische Konten zugelassen werden. Dazu zählen unter anderem Derivate, aber auch hochriskante Hebelgeschäfte. Bei normalen Handelskonten gibt es in dieser Hinsicht meist keinerlei Beschränkungen.

3.   Transparenz und Ethik

Weitere wichtige Faktoren, die bei islamischen Handelskonten großgeschrieben werden, sind Transparenz und Ethik. Das führt mehrheitlich dazu, dass es strenge Anforderungen in Bezug auf die Offenlegung sowie die Einhaltung ethischer Standards gibt. Bei normalen Handelsbanken ist das zwar ebenfalls gern gesehen, doch meist nicht so weitverbreitet und sicherlich auch nicht gesetzlich vorgeschrieben.

4. Halal-Aktien und Fonds

Ebenfalls wichtig, wenn es um ein islamisches Handelskonto geht, ist das Angebot von Halal-Aktien und Fonds, die mit islamischen Grundsätzen einhergehen. Dementsprechend führen die Unternehmen, die investiert sind, auch keine illegalen Geschäftspraktiken aus und stellen sicher, dass weder Alkohol noch Glücksspiel, Pornografie oder Waffen im Spiel sind. Bei normalen Handelskonten wird das meist nicht so streng gesehen und muss daher meist aufwendig erfragt werden, um wirklich ausgeschlossen werden zu können.

5. Islamische Handelsplattformen

Handelsplattformen gibt es mittlerweile in Hülle und Fülle, weshalb es nur wenig verwunderlich ist, dass es auch islamische Lösungen gibt. Diese richten sich explizit an die Anforderungen muslimischer Anleger und stehen damit im Einklang islamischer Grundsätze. Das Besondere an diesen Plattformen ist, dass sie eine Reihe von spezifischen Funktionen bieten, die sie von herkömmlichen Handelsplattformen unterscheiden:

  1. Scharia-konforme Screening-Tools:
    Um ein einfacheres Matching zwischen der richtigen und Scharia-konformen Geldanlage und dem jeweiligen Anleger sicherzustellen, helfen diese Tools dabei, Unternehmen basierend auf Geschäftspraktiken und weiteren Faktoren zu filtern.
  2. Schulungen und Ressourcen: Ebenfalls relevant sind Schulungen, die sicherstellen, dass muslimische Anleger auf dem aktuellen Stand der Dinge sind und darüber Bescheid wissen, welche Faktoren zu beachten sind. Hierzu zählen etwa Workshops, Webinare und viele weitere Informationsressourcen, die dafür sorgen, dass das Scharia-konforme Handeln und Investieren sichergestellt werden kann.
  3. Kundenservice: Unabhängig davon, für welche Handelsplattform man sich entscheidet, spielt der Kundenservice immer eine wichtige Rolle. Bei islamischen Handelsplattformen ist dieser meist speziell geschult, um in Ernstfällen, aber auch bei Fragen und Problemen weiterhelfen zu können. Kenntnisse der Scharia-Gesetze bilden hierbei die Grundlage.
  4. Gemeinschaftsorientierte Funktionen: Auch im Sinne der Scharia ist ein gewisser Gemeinschaftssinn, welcher durch islamische Handelsplattformen auf vielfältige digitale Art und Weise umgesetzt wird. Hierzu zählen insbesondere Möglichkeiten zur Vernetzung, aber auch der Austausch von Wissen.
  5. Integration von Zakat und Wohltätigkeitsprojekten: Untypisch für herkömmliche Handelsplattformen, aber dafür umso relevanter bei ihren islamischen Gegenstücken sind Möglichkeiten, wohltätig zu werden und Zakat (eine Form von Almosen im Islam) sicherzustellen. Dies wird mehrheitlich ebenfalls sichergestellt.

Wie zu sehen ist, können islamische Handelsplattformen meist eine spezifische Lösung für die Anliegen und Anforderungen islamischer Anleger bieten, indem bestimmte Aspekte der Scharia und des Islams eingehalten werden.

Fazit

Wie im Laufe des Artikels zu erkennen war, gibt es einige Unterschiede zwischen herkömmlichen Handelsplattformen und deren islamischen Gegenstücken. Islamische Handelskonten wurden spezifisch dafür entwickelt, den Scharia-Prinzipien zu entsprechen und gewisse Grundsätze, auf die auch Verfassungsrichter achten, einzuhalten, während normale Handelskonten sich an den Bedingungen des Marktes ausrichten.


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