Hanauer Kreisfreiheit ein finanzieller Rohrkrepierer?

Vogler
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Jetzt hat auch der Main-Kinzig-Kreistag zugestimmt: Hanau kann kreisfrei werden.



Die Diskussion über die aktuelle "Sonderstatusstadt" ist nicht neu. Seit der Gründung des Main-Kinzig-Kreises haben sich die Kommunalpolitiker aus Stadt und Kreis immer wieder damit beschäftigt. Schulträgerschaft, Sozialamt und vor allen Dingen das Thema "Finanzen" waren und sind von je her streitig.

Zur Erinnerung: Es ist man gerade drei Jahre her, als Hanau sein Sozialamt dem Kreis "andiente". Besonders gut gefallen hat dies dem damaligen Landrat Erich Pipa nicht. Kein Wunder, Hanau hat gemessen an der Einwohnerzahl deutlich mehr Empfänger von staatlichen Zuwendungen, als der übrige Main-Kinzig-Kreis. So gesehen - und darauf hat Landrat Thorsten Stolz berechtigterweise hingewiesen - möglicherweise jetzt einen finanziellen Rohrkrepierer gezündet.

Wenn es um Geld geht, hört bekanntlich die Freundschaft auf. Die Stadt Hanau darf sich auch nicht davon stehlen, wenn es um Altschulden geht, die der gesamte Kreis, also inklusive Stadt Hanau - angehäuft hat. Mit Blick auf die Finanzsituation kann der Main-Kinzig-Kreis aber alles in allem aber viel entspannter in die Zukunft blicken, als die chronisch klamme "Großstadt" in spe. Übrigens: Auch bei der Abfallwirtschaft ist Hanau auf Kooperation mit anderen Gebietskörperschaften zwingend angewiesen.

Ein Kuriosum wird der Hanauer Exodus für die Gemeinde Großkrotzenburg ergeben. Diese Kommune wird dann keine "Landverbindung" mehr mit dem Kreisgebiet haben. Diese Kommune grenzt westlich nur an Hanau, ansonsten ausschließlich an die bayerische Landesgrenze.

Kreisfrei zu werden, das ist auf jeden Fall Balsam für die oft gekränkte Seele der Hanauer. 1974 verloren sie bei der Gebietsreform die Kreisfreiheit und 2005 obendrein den Sitz des Landratsamtes, das damals von Hanau nach Gelnhausen verlegt wurde. Jetzt soll diese Schmach getilgt werden, wenn Hanau künftig "kleinste Großstadt" in Hessen werden soll.

Damit wird nach mehr als 40 Jahren etwas getrennt, was eigentlich nie so richtig zusammengehört hat: Hanau, eine Stadt mit vielen Zentralfunktionen und der Main-Kinzig-Kreis, der sich im "Speckgürtel" des Rhein-Main-Gebietes trefflich eingerichtet hat. Mit Blick auf Wohnqualität und Infrastruktur hat sich der Kreis weitgehend von Hanau abgenabelt. Die Situation von 1974 ist mit den heutigen Verhältnissen ohnehin nicht mehr vergleichbar.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (67) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter sein journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Mitarbeiter mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern arbeitet der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" für namhafte Fachpublikationen. Seine enge Verbundenheit zu den lokalen Medien hat er dabei nie verloren: Als Redakteur betreut er gegenwärtig das Mitarbeitermagazin "WIR" der Bien-Zenker GmbH und leistet für mehrere Unternehmen in ganz Deutschland "Formulierungshilfe" für deren Öffentlichkeitsarbeit. Von 1977 bis 2011 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an. Der aktiven Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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