Das süße Gift der Kredite

Vogler
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Die Kreditzinsen sind seit geraumer Zeit so niedrig wie kaum zuvor. Nicht allein dies.



Manch einer, der sein Erspartes bei der Bank deponieren wollte, muss unter Umständen mit „Strafzinsen“ rechnen. Dieser neue Begriff im Wirtschaftsleben bedeutet nicht mehr und nicht weniger, dass die Bank für die Einlage einen Obolus verlangen kann. Bislang war immer das Gegenteil der Fall. Den “Sparefroh”, das lustige Männchen, das vor vielen Jahren Kinder und Jugendliche zu einem behutsamen Umgang mit Geld animieren sollte, ist schon lange und klanglos beerdigt worden. 

In der jüngsten Vergangenheit sind die Kreditinstitute dazu übergegangen, ihren Kunden möglichst viele Darlehen anzubieten. Ein Hauptargument: Warum sich nicht heute schon etwa leisten und erst morgen bezahlen? Bei den niedrigen Zinssätzen war einen Kredit ja nahezu kostenlos, denn es musste im Wesentlichen nur das zurückgezahlt werden, was man sich ausgeborgt hatte. Kein Vergleich also mit den Verhältnissen, bei denen beispielsweise eine Ratenzahlung mit 15 Prozent oder mehr Aufschlag belegt worden war.

Brisant wird jede Schuldenlast aber dann, wenn sich die Einkommensverhältnisse des Kreditnehmers zum Schlechteren verändern. Weil meistens die finanziellen Verpflichtungen an den Verhältnissen zum Zeitpunkt des Darlehensabschluss ausgerichtet worden waren, kann es schon bei geringfügigen Einbußen bei Lohn oder Gehalt zu erheblichen Verwerfungen kommen. Dabei spielen dann die geringen Zinsen eine eher untergeordnete Rolle.

Gerade in der aktuell schwierigen Zeit verwandelt sich das süße Gift in Form von Krediten in eine bittere Medizin. Das gilt gleichermaßen für den Privat- wie für den Staatshaushalt. In beiden Fällen wird die Rechnung meistens dann präsentiert, wenn es so gar nicht in die jeweilige Situation hinein passt. Davon kann derzeit manch ein Bezieher von Kurzarbeitergeld ein Lied singen. Vom Schreckgespenst des Verlustes des Arbeitsplatzes soll dabei gar nicht geredet werden. Unstrittig ist und bleibt: Banken und Sparkassen haben dieser problematischen Entwicklung mit ihrer Geldpolitik zumindest Vorschub geleistet.

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (69) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Mitarbeiter mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern arbeitet der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" für namhafte Fachpublikationen. Seine enge Verbundenheit zu den lokalen Medien hat er dabei nie verloren: Als Redakteur betreut er gegenwärtig das Mitarbeitermagazin "WIR" der Oikos-Gruppe (Bien-Zenker und Hanse Haus) und leistet für mehrere Unternehmen in ganz Deutschland "Formulierungshilfe" für deren Öffentlichkeitsarbeit. Von 1977 bis 2011 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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