Mehr Respekt für Lebensmittel

Vogler
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Wenn rund ein Drittel unserer Lebensmittel weggeworfen werden, sollte dies jedem zu denken geben. Früher wurden Kinder mit dem Spruch „ein Löffel für Mama, ein Löffel für Papa“ angehalten, ihre Mahlzeit komplett zu verzehren.



Heute kann man einen dritten Löffel in zufügen, nämlich den, „ein Löffel für die Tonne!“ Lebensmittel, das sind im wahrsten Sinne des Wortes „ Mittel zum Leben“. So etwas wirft man nicht achtlos weg. Dies gilt für alle Altersgruppen, wobei die Älteren in dieser Beziehung sensibler sind, als junge Leute. Der Grund ist ein einfacher: Viele haben noch die Kindheitserinnerungen parat, wonach man sehr sorgfältig die den Produkten gegen den Hunger umgeht.

Die Gründe für den oft leichtfertigen Umgang mit Brot, Wurst, Käse und anderer Nahrung sind offenbar vielfältig. Eine Rolle spielt auch das sogenannte „Mindesthaltbarkeitsdatum“. Was kurz vor dessen Ablauf in den Supermarktregalen steht, hat kaum eine Chance, verkauft zu werden. Und was daheim „abgelaufen“ ist, wandert meist unweigerlich in die Tonne – selbst wenn durchaus noch gut und essbar ist. Möglicherweise suggeriert die Wortwahl „Mindesthaltbarkeit“ dem Verbraucher, dass ein solches Produkt nicht länger als aufgedruckt „haltbar“ und damit essbar ist. Sozusagen, dass mit dem Gongschlag das Lebensmittel von genießbar in ungenießbar umschlägt. Der englische Aufdruck „best before“ (am Besten bis zum … verbrauchen) hat da eine beachtenswert bessere Aussagekraft. Natürlich soll dies in keiner Weise einen Anreiz vermitteln, Verdorbenes noch zu essen.

Es gilt also weiterhin dafür zu werben, vernünftig einzukaufen und mit Nährmitteln sorgfältiger umzugehen. Vor dem Hintergrund, dass weltweit Millionen Menschen sich nicht auskömmlich mit Nahrungsmitteln versorgen können, ist es mehr als moralisch verwerflich, wenn Pausenbrote im Mülleimer auf dem Schulhof landen. Der Autor und Theologe Peter Hahne merkt dazu völlig zutreffend an: „Was wir uns heute leisten, ist ein Ausdruck von Wohlstandverwahrlosung und Gewissenlosigkeit.“

Das gilt natürlich auch für die Überreste eine opulenten Mahls. Am nächsten Tag lässt sich vieles noch einmal aufwärmen, manche Speisen schmecken überdies besser, wenn sie aufgewärmt wurden, Gulasch zu Beispiel. Oder wie der Volksschriftsteller, Wilhelm Busch, von der Witwe Bolte zum Genuss von Sauerkohl schreibt: „… wovon sie besonders schwärmt, wenn er wieder aufgewärmt.“

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (71) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Mitarbeiter mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern arbeitet der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" für namhafte Fachpublikationen. Seine enge Verbundenheit zu den lokalen Medien hat er dabei nie verloren: Als Redakteur betreut er gegenwärtig das Mitarbeitermagazin "WIR" der Oikos-Gruppe (Bien-Zenker Living- und Hanse Haus) und leistet für mehrere Unternehmen in ganz Deutschland "Formulierungshilfe" für deren Öffentlichkeitsarbeit. Von 1977 bis 2001 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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