Nicht in einen Krieg hineinziehen lassen

Vogler
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Die Video-Rede des ukrainischen Präsidenten vor dem deutschen Bundestag war ein genialer Schachzug.



Jeder der sich in der etwas Geschichte auskennt, erinnert sich daran, dass der ehemalige britische Premier Winston Churchill sein rhetorisches Talent nutze, um die USA an seiner Seite in den zweiten Weltkrieg gegen Deutschland hineinzuziehen. Die Parallelen zu der Auseinandersetzung in der Ukraine sind klar. Die ukrainische Staatsführung lässt nichts unversucht, einzelne NATO-Staaten – besser noch das ganze Verteidigungsbündnis - in diese Konfrontation mit Russland zu verwickeln.

Geschichte wiederholt sich aber so einfach nicht. Selbst Deutschland und Frankreich können es als große europäische Nationen nicht mit Russland aufnehmen. Amerika ist zu weit weg und völlig offen ist die Haltung von China im Falle einer Ausweitung des Krieges. Vor diesem Hintergrund ist das Verhalten der meisten europäischen Staaten sinnvoll und vernünftig: Man unterstützt die Menschen in der Ukraine, bleibt aber dem eigentlichen Kriegsschauplatz fern. Dies mag für die Ukraine eine bittere Pille sein, aber es gilt zuerst die eigenen Interessen zu wahren und da spricht alles dafür, Deutschland aus diesem Krieg herauszuhalten, auch wenn einige Kriegstreiber – wie zum Beispiel Norbert Röttgen (CDU), der selbst aber keinen Wehrdienst geleistet hat – sich hier für eine Intervention stark machen.

Die politische Führung eines Landes ist stets gut beraten, einen kühlen Kopf zu bewahren. Das gilt selbst dann, wenn in den Medien jeden Abend die Emotionen zur Nachrichtenzeit hochkochen. So gesehen haben Kanzler und Vize-Kanzler sich in der augenblicklichen Situation wacker geschlagen. Überdies scheinen beide die deutsche Bereitschaft zu aktiven Kampfhandlungen richtig einzuschätzen. Friedensdemos und Gebete sind das Eine. Mit der Waffe in der Hand im Schützengraben zu liegen, das etwas anderes und hätte eine ganz neue Qualität.

Auch dieser Krieg wird eines Tages enden. Wünschenswert wäre schon jetzt ein Konzept, die es dann weiter geht. Dabei steht schon heute fest, Russland wird eine starke Nation sein und bleiben, an der man nicht vorbeigehen kann. Kaum ein vernünftig denkender Mensch wird ernsthaft in Erwägung ziehen, Russland könne man im klassischen Sinne „besiegen“. Auch ein Sieg über die Ukraine gilt als höchst unwahrscheinlich, Afghanistan, Vietnam und viele andere Länder lassen grüßen. Einzig ein wohlüberlegter Interessenausgleich der beiden Krieg führenden Parteien kann in Abstimmung mit den Nachbarstaaten in Zukunft ein gedeihliches Miteinander schaffen. Diese Aufgabe ist es wert, dass kluge Menschen ihre Köpfe zusammen stecken, lieber heute als morgen!

Zum Autor

Im Jahre 1971 startete Hans-Jörg Vogler (71) als nebenberuflicher Vereinsberichterstatter seine journalistische Karriere und nach Stationen als Redaktionsleiter und Mitarbeiter mehrsprachiger, internationaler Kundenmagazine sowie als Autor von vier Büchern arbeitet der gelernte Redakteur bis heute in Biebergemünd als "Freier Autor" für namhafte Fachpublikationen. Seine enge Verbundenheit zu den lokalen Medien hat er dabei nie verloren: Als Redakteur betreut er gegenwärtig das Mitarbeitermagazin "WIR" der Oikos-Gruppe (Bien-Zenker Living- und Hanse Haus) und leistet für mehrere Unternehmen in ganz Deutschland "Formulierungshilfe" für deren Öffentlichkeitsarbeit. Von 1977 bis 2001 gehörte Vogler - mit einer kurzen Unterbrechung - als CDU-Abgeordneter dem Main-Kinzig- Kreistag an. Partei und aktiver Politik hat er seit langem den Rücken gekehrt.


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