Ein Mehrwert für die Region

Wetterau
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Wirtschaftsgeografie – für die meisten Menschen dürfte es aufregendere Themen geben. Dabei sind die Aufgabenfelder gar nicht so trocken.



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Ganz im Gegenteil: Passende Flächen für ein Gewerbegebiet finden, Tourismuskonzepte für eine Region entwickeln, Leerstände in den Ortskernen mit Leben füllen, kurzum: die Zukunft mitgestalten – das ist es, was besonders junge Menschen an Wirtschaftsgeografie interessiert. Bei der Wirtschaftsförderung Wetterau bekommen einige von ihnen die Chance, schon während des Studiums an konkreten Projekten mitzuarbeiten. Was sich später auch für die heimischen Kommunen auszahlt, die das Wissen dieser Nachwuchskräfte zu schätzen wissen.

Bei der Wirtschaftsförderung sind immer wieder neue Gesichter zu sehen. Was nicht daran liegt, dass das Stammpersonal ständig wechselt. Sondern an einem Angebot, das sich bei Studenten der Unis Gießen und Frankfurt sowie der THM Friedberg herumgesprochen hat: Hier ist ein guter Platz für das dreimonatige Pflichtpraktikum. Die jungen Menschen, für die eigens zwei Arbeitsplätze eingerichtet wurden, studieren nicht nur Wirtschaftsgeografie, sondern auch Wirtschaftsinformatik oder -ingenieurwesen, haben den Schwerpunkt zum Beispiel auf Verkehrsplanung oder Tourismus gelegt. Laura Großheimann etwa macht gerade ihren Master im Fachbereich Humangeografie an der Goethe-Universität Frankfurt. Die 27-Jährige kommt aus Langen, kannte vor ihrem Praktikum bei der Wirtschaftsförderung vom Wetteraukreis gerade mal Bad Vilbel und Büdingen. Das wird sich bis zum Jahresende sicher ändern: »Bei der Wirtschaftsförderung bekommt man wirklich etwas zu tun«, erzählt sie, »ich war überrascht, wie eigenständig man hier als Semesterpraktikantin arbeiten darf.«

Das betont auch Coralie Leyenberger, die gerade ihr Bachelor-Studium in Raum- und Stadtplanung an der Justus-Liebig-Universität Gießen abgeschlossen hat und sich nun für den Master-Studiengang »Nachhaltiges Tourismus-Management« in Eberswalde eingeschrieben hat. Auch eines ihrer Projekte bei der Wirtschaftsförderung hatte Tourismus zum Inhalt: Sie recherchierte in Frankfurt, wie bekannt die Wetterau im Umland ist und wertete die Daten aus. »Die Region ist im Aufschwung«, sagt die 24-Jährige. »Man merkt: Im Einzugsgebiet von Frankfurt verändert sich etwas.« Sie selbst schätzt an der Wetterau die »sehr schöne Landschaft« und die gute Vernetzung der Menschen. Auch mit einigen Bürgermeistern hatte Leyenberger während ihres Praktikums Kontakt: »Sie engagieren sich sehr für ihre Gemeinde und wollen, dass sie vorankommt.«

Theorie an der Uni, Praxis bei der Wirtschaftsförderung

Unterstützung dabei können die Nachwuchskräfte leisten, Nils Altvater zum Beispiel. Der 28-Jährige hat direkt nach seinem Master-Studium in Wirtschaftsgeografie und Raumentwicklungspolitik an der Uni Gießen eine Stelle bei der Stadt Rosbach bekommen. Als Sachbearbeiter für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung will er dabei helfen, »die wirtschaftsstarke Stadt nachhaltig zu entwickeln«, konkret: ökologische, ökonomische und soziale Faktoren zu berücksichtigen. Durch die bevorzugte Lage Rosbachs an der A5 und der Nähe zu Frankfurt herrsche ein großer Entwicklungsdruck. Eine der daraus resultierenden Herausforderungen sei es, den benötigten Wohnraum zu schaffen, dabei aber den Landverbrauch so gering wie möglich zu halten. Fachlich sieht Altvater sich gut aufgestellt: »Die theoretischen Ansätze habe ich an der Uni gelernt, die nötige Praxiserfahrung habe ich bei der Wirtschaftsförderung bekommen, erst als Praktikant, dann als Werkstudent.«

Die Investition in Nachwuchskräfte wie Altvater, Leyenberger und Großheimann zahlt sich aus, ist Bernd-Uwe Domes, einer der beiden Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau, überzeugt. Vor vier Jahren haben er und sein Kollege Klaus Karger entschieden, regelmäßig Studenten bei sich aufzunehmen und auszubilden. »Dabei geht es um den Wissenstransfer, den Austausch mit den Hochschulen«, sagt Domes, der selbst Praxisprüfer an der Uni Gießen im Fachbereich Wirtschaftsgeografie und Stadtentwicklung ist. Eine der wichtigsten Aufgaben der Wirtschaftsförderung ist Netzwerken, nicht nur mit den Hochschulen. Die Vermittlung der jungen Geografen zum Beispiel an Kommunen ist dabei ein logischer Schritt – von der Wirtschaftsförderung als studentischer Plattform zum Sprungbrett in den Beruf. »Die Ausbildung als Wirtschaftsgeograf läuft oft unter dem Radar, dabei ist sie hochspannend für wachsende Räume«, betont Domes. »Sie ist eine gute Grundlage, um zum Beispiel Standortanalysen durchzuführen, sei es für Kommunen oder für Unternehmen. Und das Beste: Die Kompetenz der jungen Leute bleibt in der Region, sie sind ein echter Mehrwert.«

Auch die Wirtschaftsförderung selbst profitiert von den jungen Kollegen. »Dass wir ihnen Verantwortung übertragen und auf Augenhöhe mit ihnen zusammenarbeiten, zahlt sich doppelt und dreifach aus«, sagt Karger. »Sie bringen ganz neue Ideen ein, zum Beispiel beim Thema Nachhaltigkeit. Das ist eine gute Ergänzung für unsere Arbeit.« Manchmal passt es sogar so gut, dass die Studenten gleich bei der Wirtschaftsförderung bleiben. Bei Oliver Schmidt war das so. Der 24-jährige Wirtschaftsgeograf ist seit Januar als Projektmanager im Team angestellt. Er ist Experte, wenn es um die Analyse der Strukturdaten des Wetteraukreises geht, außerdem beantwortet er Anfragen von Unternehmen, organisiert Veranstaltungen und vieles mehr. Ein Zukunftsthema sei die Digitalisierung von mittelständischen Unternehmen, sagt Schmidt. »Sie haben aber oft keine Kapazität, um sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir wollen ihnen dabei helfen.«

Idee: Interkommunale Landesgartenschau

Um den Blick in die Zukunft geht es oft auch in den Bachelor- und Master-Arbeiten, bei denen die Wirtschaftsförderung den Studenten zur Seite steht. Der Ober-Rosbacher Florian Herrmann etwa hat seine Bachelor-Arbeit über den Schienennahverkehr in der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen geschrieben, und in seiner Master-Arbeit hat er sich mit einem interkommunalen Gewerbepark Oberhessen beschäftigt. Nun ist der 27-jährige Wirtschaftsgeograf seit Mai als Projektmanager in der Region angestellt: beim Verein Oberhessen.

Ganz praxisnah ist auch das Thema, das sich Sarah Heckmann für ihre Master-Arbeit im Studiengang Wirtschaftsgeografie und Raumentwicklungspolitik an der Uni Frankfurt ausgesucht hat. Die 26-Jährige aus Limeshain, die seit 2016 im Team der Wirtschaftsförderung mitarbeitet, möchte zu den Potenzialen und Herausforderungen einer Landesgartenschau im Oberen Niddertal – Hirzenhain, Ortenberg und Gedern – forschen. Mit dem Thema interkommunale Zusammenarbeit beschäftigt sie sich schon seit längerer Zeit. Gegenstand ihrer Bachelor-Arbeit waren potenzielle Konflikte, die bei der Planung interkommunaler Projekte auftreten können, inklusive Lösungsansätze.

Auch in ihrer Masterarbeit will sie die Chancen und Herausforderungen der Stadt- und Regionalentwicklung herausarbeiten – am Beispiel einer Landesgartenschau über Gemeindegrenzen hinweg. Nicht nur die Wirtschaftsförderer Domes und Karger, auch die Bürgermeister der drei Kommunen sind gespannt auf die Ergebnisse. Sie sind sich einig: Eine solche Landesgartenschau würde eine gute Möglichkeit bieten, die Entwicklung des Tals voranzubringen. Gerade haben sie vereinbart, die Machbarkeit eines solchen neuen Formats zu prüfen – bevor am Ende womöglich die Bewerbung steht.

Foto: Nicht nur im Büro, sondern oft auch in der Mittagspause ein Team: die Wirtschaftsförderung Wetterau und ihre studentischen Praktikanten. Bildrechte: wfg


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