Anstrengungen gegen Klimawandel notwendig

Wetterau
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Der Klimawandel war das beherrschende Thema beim Neujahrsempfang des Wetteraukreises.



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Knapp 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Behörden, Verbänden und Vereinen waren der Einladung von Kreistagsvorsitzendem Armin Häuser und Landrat Jan Weckler zum Neujahrsempfang des Wetteraukreises gefolgt. „Sie alle“, so Landrat Weckler, an die Gäste im Friedberger Plenarsaal gerichtet, „tragen Verantwortung für die Menschen in unserem Landkreis.“ Was aber bewegt die Menschen? Auf diese Frage antwortete Landrat Weckler mit den Ergebnissen einer repräsentativen Studie zu den Ängsten der Deutschen, die ein großer Versicherungskonzern in Auftrag gegeben hatte.

Die größte Sorge, die 56 Prozent der Befragten äußerten, ist die Überforderung des Staates durch Flüchtlinge und Ausländer. Allerdings gehen hier die Werte deutlich zurück. „Und auch, wenn es manchmal Rückschläge gibt“, so Weckler, „glaube ich trotzdem, dass wir auf einem guten Weg sind.“ Fast ebenso viele Menschen, nämlich 55 Prozent, sorgen sich, weil die Welt gefährlicher geworden ist durch die Politik des amerikanischen Präsidenten. Angst vor politischem Extremismus befürchten 47 Prozent. Hier hätte vor einem Jahr kaum einer vorausgesagt, dass rechtsextreme Gewalt erneut zu Morden führt, wie der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke uns erschreckend vor Augen geführt habe. Der Klimawandel ist für 41 Prozent der Befragten Anlass zur Sorge.

Weckler: „Wir wollen Vorbild sein“

Vermutlich ist der Wert mittlerweile noch weiter gestiegen. „Das Thema wird uns noch viele Jahre und Jahrzehnte beschäftigen“ so Weckler. Auch wenn die Europäische Union nur für zehn Prozent der Treibhausgase weltweit verantwortlich ist und deren ambitionierte Ziele kaum zur Rettung der Welt ausreichten, so müsse doch jeder seinen Beitrag leisten. „Damit können wir anderen zeigen, dass es geht, dass jeder für seinen Bereich seinen Beitrag leisten kann, damit wir Nachahmer finden, für die wir wiederum Vorbild sein können.“

Der Wetteraukreis habe bereits im Jahre 2009 15 Klimaschutzziele beschlossen, die nach und nach umgesetzt werden. „Das Ziel, den CO2-Ausstoß bis 2020 gegenüber dem Referenzjahr 1990 um 40 Prozent zu reduzieren, wurde bereits erreicht. Wir müssen uns aber weiter anstrengen“, so die Forderung von Landrat Weckler.

"Wir müssen unseren CO2-Ausstoß auf Null reduzieren"

Wie es tatsächlich um den Zustand der Welt bestellt ist, darüber sprach Gunther Tiersch. Der Diplom-Meteorologe erklärt in den ZDF-Hauptnachrichten die Wettervorhersage. Schon beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos im vergangenen Jahr wurde der Klimawandel als größtes Risiko für die Weltwirtschaft identifiziert. Dennoch leugnet noch immer ein Viertel der Befragten den Klimawandel. Dabei sind die Fakten eindeutig. So nahmen beispielsweise schwere Stürme, Überschwemmungen und andere klimatische Ereignisse, die zu Versicherungsschäden von mehr als 100 Millionen Dollar führten, von 1980 bis 2018 um das Vierfache zu. Weltweit werden in einem dramatischen Ausmaß Regenwälder abgeholzt. Die wertvollen Hölzer werden verkauft, das weniger wertvolle Holz verbrannt. Die Nutzbarkeit der gewonnenen Ackerflächen ist zeitlich eng begrenzt. „Bis sich der Regenwald wieder bildet, können Jahrhunderte vergehen“, berichtete Wettermann Tiersch.

Temperaturanomalien nehmen zu

Mit der Abnahme des Regenwaldes sinkt die Luftfeuchtigkeit. Ein Kreislauf wird in Gang gesetzt. Ähnlich schlimm sieht es auf der Nordhalbkugel aus, etwa in Grönland, wo das ewige Eis eine Graufärbung bekommen hat, entstanden durch den Ruß aus Waldbränden und den Abgasen aus der Industrie. Dieses Eis erwärmt sich schneller und beschleunigt noch den Abbau des Eispanzers. Sollte das gesamte Grönlandeis abschmelzen, würde das zu einer Erhöhung des Meeresspiegels von acht Metern führen mit fatalen Folgen.

Auch in Deutschland haben die Temperaturanomalien erheblich zugenommen. Seit den Zweitausender Jahren sind die durchschnittlichen Temperaturen deutlich gestiegen. Gravierend und für Land- und Forstwirte alarmierend ist der Rückgang der Bodenfeuchte. Durch die heißen Sommer 2018 und 2019 hat die Trockenheit im Boden immer mehr zugenommen. Daran ändere auch der Regen der vergangenen Wochen wenig. Bis zu einer Tiefe von 60 Zentimetern ist der Boden wieder feucht, darunter aber absolut trocken.

Mehr heiße Tage und tropische Nächte

Der Klimawandel bedeutet auch für Mitteleuropa gravierende Wetterveränderungen. Die normale Westwindzone, die uns regelmäßig Niederschläge bringt, hat sich abgeschwächt, stattdessen umkreisen wellenförmige Wetterphänomene Deutschland und Mitteleuropa. Sie bringen große Regenmengen nach Spanien und Westfrankreich und ziehen dann nach Nordeuropa ab. Bei uns wird es derweil vor allem im Sommer im trockener.

Perspektivisch wird es in Deutschland deutlich wärmer. Wettermann Tiersch sprach von rund drei Grad in unserer Region. Besonders belastend werden die heißen Tage mit mehr als 30 Grad werden. Derzeit gibt es im Jahresdurchschnitt davon zwölf, künftig werden es wohl 30 zusätzliche Tage sein. Ähnlich belastend ist die Zunahme tropischer Nächte mit Nachttemperaturen von mehr als 20 Grad. Dass die Bedingungen für den Weinanbau auch in unseren Regionen deutlich besser werden, ist dabei nur wenig tröstlich. Wir müssen unseren Lebensstil ändern und den CO2-Ausstoß, der derzeit in Deutschland pro Person bei rund 12 Tonnen liegt, auf möglichst null reduzieren. Einen Beitrag dazu könne jeder leisten. Das beginnt schon vor der eigenen Haustür, etwa in den Steingärten die nach den Vorstellungen des ZDF Chefmeteorologen Gunther Tiersch verboten werden müssten.

"Wann haben Sie zum letzten Mal Ihren Bürgermeister umarmt?"

Nach dem aufrüttelnden Vortrag beschwor Kreistagsvorsitzender Armin Häuser mehr positives Denken. „Wenn ich drei Wünsche offen hätte, dann würde ich mir mehr Optimismus für unser Land wünschen. Optimismus durch unser Tun, alles zum Besseren wenden zu können. Dazu wünsche ich uns allen Kraft, Mut und Entschlossenheit.“

Als Zweites wünschte sich Häuser mehr Respekt und Anerkennung für die, die sich vor Problemen und Aufgaben nicht wegducken. „Wann haben Sie zum letzten Mal Ihren Bürgermeister in den Arm genommen“, fragte er und nannte es beschämend, dass Menschen, die sich für andere einsetzen, ob im Rettungsdienst, bei der Polizei, im Krankenhaus oder in den kommunalen Parlamenten immer häufiger Opfer von verbalen oder gar tätlichen Angriffen werden. Schließlich wünschte sich Häuser mehr Einsatz für die Demokratie. In Anspielung auf die jeweils mittwochs stattfindenden Kreistagssitzungen wünschte er sich einen „Wednesday für Democracy“. „Machen Sie mit! Mischen Sie sich ein! Engagieren Sie sich!“

Für die hochklassige musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgte das Stefan-Spielberger-Trio mit Stefan Spielberger, Jochen Engel und Peter Koch.

Bildunterschriften:

Foto: Landrat Jan Weckler, den Referenten des Abends, Dr. Gunther Tiersch, und Kreistagsvorsitzenden Armin Häuser.

Foto: Eingeladen waren auch die Hoheiten in der Wetterau. Unser Bild zeigt von links: Matthias Kallmeyer, der zusammen mit Laurina Röglin, die verhindert war, das Hessentagspaar 2020 bildet, Bad Vilbels Quellenkönigin Ena I., Landrat Jan Weckler, Rosenkönigin Yaren Dalli, Froschkönigin Lisa I. aus Büdingen und Apfelsaftkönig Achim Traumüller aus Büdingen-Vonhausen.


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