Der Krieg in der Ukraine sowie ein schnell fortschreitender Klimawandel veranlassen die Gelnhäuser Sozialdemokrat*innen, die lokale Energiewende voranzutreiben. Die Stadtverordnetenversammlung soll den Magistrat beauftragen, den Bau eines Solarparks in den Weiberswiesen im Stadtteil Roth zu planen und nach Investoren hierfür zu suchen. Für die lokale Energiewende ist zu prüfen, ob das Projekt in Form eines Bürgersolarparks zu realisieren ist, an dem die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Anteile erwerben können.
"Die Herausforderungen einer unabhängigen und sauberen Energieversorgung und damit der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie sind durch Putins Angriff auf die unabhängige und friedliche Ukraine nochmals gewachsen. Nach den Beschlüssen der Bund-Länder-Kommission vom 17. März 2022 ist die sichere und bezahlbare Versorgung mit Energie zu international wettbewerbsfähigen Preisen von existenzieller Bedeutung für die Funktionsfähigkeit des Wirtschafts- und Industriestandortes Deutschland – und auch im Leben jeder einzelnen Bürgerin und jedes einzelnen Bürgers. Aus diesen beiden Feststellungen", so Rudi Michl, Fraktionsvorsitzender der SPD, ergibt sich folgendes: Die Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer letzten Sitzung auf Antrag der Grünen den Klimanotstand ausgerufen. Jetzt müssen wir konkret etwas dafür tun, unsere Energieversorgung dezentral und nachhaltig zu gestalten. In der Begründung zum Beschlusstext stehe, dass es auch auf kommunaler Ebene ganz konkreter Beschlüsse zum Ausbau erneuerbarer Energien bedürfe. Wir Sozialdemokrat*innen sehen uns als Kommunalpolitiker*innen zum Handeln verpflichtet und beantragen deshalb, den Bau eines Solarparks auf den Weg bringen."
Die circa 6 Hektar große Fläche in den Röther Weiberwiesen sei überschwemmungssicher und daher gut geeignet für ein solches Projekt, ergänzt Susanne Turlach, Geschäftsführerin der SPD-Fraktion. Die Fläche sei bisher für ein mögliches Gewerbegebiet vorgesehen und müsste umgewidmet werden. Erforderliche Kompensations- beziehungsweise Ausgleichsflächen könnten an anderen Stellen ausgewiesen werden. Der Stadtverordnetenversammlung sei regelmäßig über den Fortgang zu berichten, der Ortsbeirat in Roth sei einzubinden und eine frühzeitige Bürgerbeteiligung notwendig, um Bürgerinnen und Bürger auf diesem Weg mitzunehmen.
Nach dem Vorbild des Solarparks am Wartturm könne in den Weiberswiesen für ca. 2000 Haushalte Strom produziert und damit 4000 Tonnen CO² zugunsten der städtischen Klimabilanz eingespart werden. Zusätzlich sei es möglich, die Fläche als Weideland zu nutzen. Zum Bau würden keine Betonfundamente benötigt und es bestehe keine Blendwirkung. Die Anlage wäre rückstandsfrei wieder abbaubar, sollte sie einmal nicht mehr benötigt werden. Das Projekt eröffne unterschiedliche gewinnbringende Möglichkeiten der Umsetzung. Wenn man von einer Verpachtung der Anlage ausgehe, dann generiere man neben der Gewerbesteuer auch Pachteinnahmen.
"Die Gründung einer Genossenschaft ist eine weitere Möglichkeit, die Bürgerinnen und Bürger mit einzubeziehen und in Form einer nachhaltigen Geldanlage zu beteiligen", ergänzt Susanne Turlach. "Ein Regionalstromkonzept für Bürger*innen und Gewerbetreibende, in dem die Bürgerbeteiligung durch günstigen Strombezug als 'Bürgersolarstrom' ermöglicht wird, ist ebenfalls attraktiv. Eine Bürgerbeteiligung erhöht in jedem Fall die Akzeptanz und das Interesse an einer regionalen Energieversorgung." Der Wunsch nach einer regionalen, autarken, vor allem aber nachhaltigen Energieversorgung und der Verzicht auf fossile Brennstoffe seien durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine in einem sehr kurzen Zeitraum enorm gewachsen, so die beiden Sozialdemokraten. "Mit der Umsetzung dieses Projektes wären wir mit einem der größten Solarparks Vorbild im gesamten Main-Kinzig-Kreis. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur lokalen Energiewende", stellen Rudi Michl und Susanne Turlach fest.