Rodenbacher Eltern: Kinder sind keine Versuchskaninchen

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Der Schulelternbeirat der Adolf-Reichwein-Schule in Rodenbach reagiert mit einem Offenen Brief an Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz (CDU) auf die Schulpläne der Hessischen Landesregierung.



"Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, "ehr geehrter Herr Kultusminister, mit unserem Schreiben reagieren wir, der Schulelternbeirat der Adolf-Reichwein-Schule in Rodenbach, auf Ihre Ankündigung in der Pressekonferenz vom 12.04.2021 und dem veröffentlichten Schreiben an alle Eltern. Wir halten den Zustand, dass unsere Kinder weiterhin als Versuchskaninchen herhalten sollen, für nicht akzeptabel. Wir können Ihre Aussage „... packen Sie einfach mal die Testpflicht der Schülerinnen und Schüler auf die bestehenden Maßnahmen mit drauf, um zu schauen, was passiert ...“ nicht nachvollziehen. 

Rückmeldungen aus den Pilotschulen zeigen, dass die Durchführung der Tests zusammen mit den geforderten Hygienemaßnahmen und der Wartezeit deutlich mehr als 15 Minuten in Anspruch nehmen. Vor allem für die Grundschüler muss man sich die Zeit nehmen, um sensibel vorgehen zu können. Somit ist die Durchführung der Tests in der Schule zu Schulbeginn durch die sowieso schon sehr geringe Schulzeit aufgrund des Wechselunterrichts, nicht durchdacht. In Ihrer Pressekonferenz erklärten Sie, dass die Eltern sich eine viertel Stunde nach Unterrichtsbeginn bereithalten bzw. erreichbar sein sollen, falls der Test des Kindes positiv ausfällt.
Wie sollen wir Eltern das dem Arbeitgeber erklären?
Wer bezahlt diese Wartezeit?
Und wie bzw. wo werden die positiv getesteten Kinder beaufsichtigt, bis die Eltern wieder in der Schule sein können?
Welche Lehrkraft wird danach als Kontaktperson in Quarantäne geschickt?
Wie lange können die Schulen das durchhalten?
Nach kurzer Zeit ist dann kein Unterricht mehr möglich, da alle Lehrkräfte verschlissen sind. 

Ein weiterer, uns völlig unverständlicher Punkt ist, dass viele politischen Sprecher, viele wissenschaftliche Fachleute, das Robert-Koch-Institut und auch Sie seit Wochen erklären, dass diese Selbsttests nur eine Momentaufnahme darstellen, aber jetzt sollen genau diese Tests 72 Stunden lang gültig sein sollen? Genau jetzt sollen diese Tests „Sicherheit“ für 72 Stunden geben? 

Weiterhin beschäftigt uns, welche Auswirkungen ein mögliches positives Testergebnis auf die Psyche unserer Kinder hat. Sicherlich werden alle Lehrkräfte ihr Möglichstes tun, um mit dieser Situation angemessen umzugehen. Allein die Tatsache, dass das Kind von der Gruppe separiert werden muss, alle anderen Kinder wissen, dass ihr Klassenkamerad*in positiv getestet ist, ist eine enorme Belastung für das betreffende Kind.

Dazu kommt, dass die erst in der Schule positiv getesteten Schüler*innen zuvor, zum Teil mit mehr als 50 Kindern, im Schulbus unterwegs waren, wer kann da die Kontakthistorie nachvollziehen? Hierfür bietet der Test keinen Schutz. Da wäre es sicherer, wenn die Eltern die Kinder daheim testen könnten. Unsere Kinder haben bereits sehr unter dem ganzen Hin und Her gelitten, wie sollen gerade Grundschüler*innen diese psychische Belastung aushalten? 

Wir fragen uns, warum diese Selbsttests nicht von den Eltern zuhause durchgeführt werden können? Warum werden keine Spuktests angeboten, diese sind genauso präzise beim Test, nur viel einfacher und weniger risikobehaftet für die Kinder. Anstelle sich über Tage hinweg Gedanken zu machen, wie man eine Testpflicht einführt, sollte eher darüber nachgedacht und endlich gehandelt werden, die versprochenen Laptops oder ähnliche Endgeräte an die Lehrkräfte zubringen und Schulungen anzubieten.  

Es existieren bereits diverse Luftreinigungsanlagen, wie zum Beispiel bei den Stadtbussen der Stadt Hanau, das funktioniert. Warum wurde hier in den Klassen noch nicht gehandelt? Warum stellt das Land dafür keine Gelder zur Verfügung? Seit Wochen wird von allen Seiten der Politik und des RKI plädiert, dass in den Schulen die OP- und FFP2-Masken getragen werden müssen, da dies der beste Schutz für unsere Kinder ist. Jetzt geht das nur mit weniger zuverlässigen Selbsttests. Aber auch bei negativem Ergebnis muss die Maske weiterhin getragen werden, außer bei den Abiturprüfungen. Wenn durch die Tests und das Tragen der Masken eine so große Sicherheit gewährleistet ist, warum dürfen dann nicht alle Schüler im Wechselmodell zum Unterricht?

Sie sehen, für uns Eltern bleiben viele Fragen offen und wir fühlen uns von der Politik als Eltern im Stich gelassen! Wir wünschen uns, dass Entscheidungen, die im Ministerium getroffen werden, für uns und unsere Kinder nicht zu einer neuen großen Belastung werden."

Thorsten Schuster
1. Vorsitzender des Schulelternbeirates
Adolf-Reichwein-Schule in Rodenbach

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