Angehörige räumen Gedenkstätte am Brüder-Grimm-Denkmal ab

Hanau
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Es waren bewegende Augenblicke, als sich die die Familien der bei dem rassistisch motivierten Anschlag getöteten Opfer am Freitagnachmittag vor dem Brüder Grimm-Denkmal auf dem Hanauer Marktplatz trafen. In einem offenen Brief hatten sich die Angehörigen Anfang März bei der Stadtgesellschaft für die Anteilnahme und Solidarität über all die Monate bedankt und erklärt, dass ein Jahr nach den Ereignissen eine neue Phase der Trauerarbeit beginnt.



„Für uns als Familien geht der Blick nach vorne. Der 19.03. ist von jeher für die Stadt Hanau von großer historischer Bedeutung, so wie für uns auch jeder 19. Eines Monats von trauriger persönlicher Wichtigkeit ist. Wir denken, dass dieses Datum der richtige Zeitpunkt ist, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen. Wir werden dann die Bilder unserer Kinder, Brüder und Schwester vom Brüder-Grimm Denkmal entfernen.“ Ihr Dank umfasste ausdrücklich auch die Tatsache, dass die Gedenkstätte am Nationaldenkmal mehr als ein Jahr bestehen bleiben durfte.

13 Monate ist es jetzt her, dass in den späten Abendstunden des 19. Februars neun Menschen mit ausländischen Wurzeln Opfer eines rassistisch motivierten Attentats wurden. Danach tötete der Täter seine Mutter und sich selbst. Mit Mahnwachen, Trauermärschen und diversen Kundgebungen gegen Rassismus zeigte die Hanauer Stadtgesellschaft ihre Anteilnahme und Unterstützung. Auch an den öffentlichen Totengebeten und Beisetzungen der Mordopfer nahmen viele Menschen aus der gesamten Region teil.

Zu Füßen des Brüder-Grimm-Denkmals war vom ersten Tag an eine Gedenkstätte entstanden, die mit Blumen, Kerzen und Fotos an die Getöteten und ihr erschütterndes Schicksal erinnerte. Dass die Familien jetzt die Gedenkstätte abräumten, war nach eigenen Worten nicht leicht für sie, denn es macht deutlich, wie schnell die Zeit vergangen ist, ohne das Trauer und Schmerz abgenommen hätten.

Ihrer Angst, dass das Attentat und seine Opfer mit dem Abräumen der Gedenkstätte nicht nur aus dem öffentlichen Blick, sondern auch aus den Erinnerungen verschwinden könnten, trat Oberbürgermeister Claus Kaminsky mit deutlichen Worten entgegen. Er dankte den Familien ausdrücklich für diese Geste an die Stadtgesellschaft und versprach: „Das Schicksal von Said Nesar Hashemi, Hamza Kurtović und Ferhat Unvar sowie den Erinnerungssteinen, die für Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Mercedes Kierpacz, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu und Kaloyan Velkov wird auf alle Zeiten im kollektiven Gedächtnis der Hanauer Stadtgesellschaft verankert bleiben.“

Um dauerhaft an die neun Opfer des Attentats zu erinnern, wurden in Absprache mit den Familien an den beiden Tatorten am Heumarkt und am Kurt-Schumacher-Platz offizielle Gedenktafeln aufgestellt, an letzterer Stelle zum Tag der Zivilcourage ebenso ein Gedenkkreuz für Vili-Viorel Păun. Erst kürzlich wurde eine weitere Gedenktafel auf dem Hauptfriedhof enthüllt, die mit Lebensbeschreibungen und Fotos an die neun Opfer des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 erinnert. Die Vitae, die zusammen mit den Angehörigen geschrieben wurden, sind auch auf dem virtuellen Denkmal www.hanau-steht-zusammen.de nachzulesen. Daneben laufen die Planungen für ein Mahnmal, das die Getöteten würdigt und zugleich in die Zukunft gerichtet ist. Zu diesem Zweck wurde ein zweistufiger Wettbewerb ausgerufen. Insgesamt 118 Entwürfe aus dem In- und Ausland sind eingegangen. Im April und Mai werden Fachbeirat und Jury, die sich aus Angehörigen der Opferfamilien zusammensetzt, beraten, welche 7 bis 10 Künstler*innen mit einem Modellbau beauftragt werden. Die Modelle werden dann in einem öffentlichen Bürgerforum zusammen mit den jeweiligen Künstler*innen vorgestellt, ehe die Jury unter Vorsitz des Hanauer Oberbürgermeisters Claus Kaminsky, ihre Empfehlung zur Realisierung gibt. Die letztendliche Entscheidung obliegt politischen Beschlüssen von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung. Das Mahnmal soll am 19. Februar 2022, dem 2. Gedenkjahrestag, eingeweiht werden.


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