„Vielen Kindern und Jugendlichen Halt und Wärme geschenkt“

Hanau
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"Wenn engagierte Menschen ihr Amt nach langen Jahren abgeben, geht dies normalerweise einher mit einer würdigen Feierstunde und anerkennenden Worten zum Abschied. In Zeiten von Corona ist das leider nicht einmal in kleinerem Rahmen möglich", bedauerte Bürgermeister Axel Weiss-Thiel (SPD) beim Treffen mit drei Hanauer Pflegeeltern, dass sie auf die verdiente Würdigung verzichten müssen.



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Denn alle drei waren über Jahrzehnte hinweg sowohl in der Tages- als auch in der Kurz- und Dauerpflege aktiv. Um zumindest den Dank der Stadt für diesen wichtigen Einsatz zum Ausdruck zu bringen, übergab der Sozialdezernent vor dem Brüder Grimm-Denkmal einen Blumengruß und Grimmschecks an Renate und Reiner Wegener, Margit und Hans-Joachim Halin sowie an Petra Thon. "Ihr Einsatz ist eine wichtige Stütze für unsere Gesellschaft."

Einem Kind oder Jugendlichen in Not vorübergehend ein Zuhause, Halt und Zuflucht bieten – das ist die Aufgabe von Pflegeeltern, die Kinder auf Zeit oder auch dauerhaft bei sich aufnehmen. Die Koordination zwischen bedürftigen Kindern und Pflegeeltern übernimmt dabei der Fachdienst Pflegekinder und Adoption der Stadt Hanau. Deshalb waren auch Angela Greib, Inge Schillo und Neele Hirsch zur Verabschiedung gekommen. Rita Tancz, die ebenfalls zum Team gehört, musste sich krank entschuldigen lassen.

"Sie haben über viele Jahre Kindern und Jugendlichen einen Anker gegeben und Wärme geschenkt, die diese in ihrem Zuhause so nicht fanden. Das ist eine Aufgabe, die Ihnen sicher viel abverlangt hat", würdigte Weiss-Thiel das Engagement. Es brauche einerseits viel Verständnis, Toleranz und Geduld, um einen Zugang zu Kindern zu finden, die in der Vergangenheit vernachlässigt wurden. Andererseits müsse man als Kurzzeitpflegefamilie immer damit zurechtkommen, dass das Pflegekind die Familie (nach kurzer Zeit) wieder verlasse, um zu den leiblichen Eltern zurückzukehren oder in eine Dauerpflegefamilie umzuziehen. "Allein die Tatsache, dass Sie sich dieser Herausforderung so lange Zeit immer wieder gestellt haben, lässt mich hoffen, dass Sie nicht nur gegeben, sondern auch viel zurückbekommen haben."

Seit rund 25 Jahren hat Familie Wegener als Pflegefamilie zur Verfügung gestanden. In dieser Zeit haben sie rund 100 Kinder betreut, zeitweise vier Mädchen und Jungen gleichzeitig. Reiner Wegener erinnert sich, dass der kürzeste Aufenthalt eines Kind nur rund drei Stunden betrug. Ein Kind lebte bis zur Verselbstständigung dauerhaft in der Familie. "Außer aus Australien hatten wir Kinder von allen Kontinenten, die uns nicht nur schöne, sondern auch schlimme Erfahrungen beschert haben. In der Erinnerung nehmen aber die herzerwärmenden Erlebnisse den weitaus größten Platz ein und wir haben es nie bereut, Pflegeeltern geworden zu sein."

Ähnliches bestätigen auch Familie Halin und Thon, die sich ebenfalls mehr als 20 Jahre dieser Aufgabe gewidmet haben. Beide Familien haben in der Tagespflege angefangen, bei der Kinder während der Berufstätigkeit der Eltern halb- oder ganztags betreut werden. Aus dieser Tätigkeit ergab sich im Laufe der Jahre die Bereitschaft, sich in der Kurz- und Dauerpflege zu engagieren. Margit und Hans Joachim Halin kümmerten sich in der Dauerpflege um insgesamt vier Kinder, die zwischen 2 und 15 Jahren bei ihnen lebten. In der Kurzzeitpflege betreuten sie rund 30 Kinder, wobei das jüngste vier Tage alt war. Auch Petra Thon zog gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann Harry acht Kinder in der Dauerpflege groß, nachdem sie zuvor in der Tagespflege aktiv war. Dabei lag ein großer Fokus auf der Versorgung Jugendlicher und unbegleiteter minderjähriger Ausländer, die sie aufgenommen und bis zur Verselbständigung begleitet haben. Zudem haben sie eine junge Mutter mit ihrem Kind so lange umsorgt, bis diese selbständig leben konnte.

"Sie hinterlassen eine Lücke, die wir schmerzlich spüren werden", machte Weiss-Thiel deutlich, dass der Bedarf an Pflegeeltern nicht kleiner werde und ergänzte, dass die Stadt kontinuierlich Menschen suche, die sich vorstellen können, ein Kind oder Jugendlichen aufzunehmen. "Zunehmend bedürfen Eltern der Unterstützung aus dem sozialen Umfeld oder auch der Hilfe des Jugendamtes." Dabei könnten Überforderung mit der Situation, aber auch vielschichtige Erkrankungen der Sorgeberechtigten dazu führen, dass die Kinder durch den Kommunalen Sozialen Dienst in die Obhut von Pflegefamilien gegeben würden, bis die Krise überstanden sei oder auch um Kindern einen neuen und stabilen Lebensmittelpunkt bis zu ihrer Verselbständigung anzubieten.

Interessierte Pflegeeltern werden im Laufe eines qualifizierten Schulungsprozesses intensiv über die verschiedenen Aspekte eines Pflegeverhältnisses informiert und auf die Zusammenarbeit mit dem Fachdienst und den leiblichen Eltern vorbereitet. Wenn ein Kind in eine neue Familie vermittelt wird, werden die Pflegeeltern je nach Bedarf durch den Fachdienst begleitet, damit der gemeinsame Start gut gelingen kann. Außerdem gibt es regelmäßige Austauschabende für Pflegeeltern sowie Fortbildungen und Wochenendseminare für die gesamte Familie. Interessenten, die neu hinzukommen, werden zuvor gründlich auf ihre Aufgabe vorbereitet.

Foto: Foto: Um den Dank der Stadt für ihren wichtigen Einsatz als Pflegeeltern zum Ausdruck zu bringen, übergab Bürgermeister Axel Weiss-Thiel vor dem Brüder Grimm-Denkmal einen Blumengruß und Grimmschecks an Petra Thon, Margit und Hans-Joachim Halin sowie an Renate und Reiner Wegener. Auf die Masken wurde nur für den kurzen Augenblick der Aufnahme verzichtet.

Foto: Stadt Hanau


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