Biotopverbund für einen ganz besonderen Frosch

Neuenhaßlau
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In enger Kooperation mit der Gemeinde Hasselroth und Bürgermeister Matthias Pfeifer (Soziale Wählergemeinschaft) plante und realisierte die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) zwei Jahre lang die Pflege von Laubfroschbiotopen in der Neuenhaßlauer Kinzigaue.



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Der Laubfrosch Hyla arborea mag es warm und sonnig. Was er nicht mag, sind zugewucherte Tümpel vor allem während seiner Fortpflanzungszeit im April und Mai. So ist es nötig, dass die seit 2004 von der GNA angelegten Tümpel, Flutmulden und anderen Wasserbiotope entlang der Langenselbolder und Hasselrother Kinzigaue mindestens alle 10 bis 12 Jahre entkrautet, entschlammt und damit in ihren Ursprungszustand zurückversetzt werden.

Dass das keine leichte Aufgabe ist, davon weiß Projektleiter Günter Könitzer zu berichten: „Als erstes müssen wir bei solch einem großen Vorhaben die finanzielle Basis schaffen, was sich manch-mal als schwierig und langwierig erweist. Hier haben wir glücklicherweise in der Deutschen Postcode Lotterie einen starken Partner gefunden, der den Erhalt der südhessischen Population für den gesamthessischen Bestand als genauso wichtig erachtet, wie wir. In einem nächsten Schritt wird die Kommune eingebunden, müssen Skeptiker und Kritiker überzeugt, Flächeneigentümer und Pächter informiert werden. Viele Gespräche und Termine sind erforderlich, bevor sich der erste Bagger in Bewegung setzt. Bürgermeister Matthias Pfeifer hatte sofort ein offenes Ohr für uns und unterstützte das wichtige Artenschutzprojekt von Beginn an.“

Warum man sich bei der GNA diese Mühe macht, wird schnell klar: „In vielen Regionen Deutschlands ist der Europäische Laubfrosch sehr selten oder ganz verschwunden. Aktuell wird er zu den Arten gezählt, die ernstlich bedroht sind. Hauptursache ist der Verlust und die Zerschneidung seiner Lebensräume durch Straßen- und Siedlungsbau. Aber auch eine zu intensive Landwirtschaft führt durch häufiges Mähen, Dünger- und Pestizideinsatz zu empfindlichen Bestandseinbrüchen. So findet der Laubfrosch kaum mehr Laichplätze, obwohl hierzulande seine Stammheimat ist.“, berichtet die GNA-Biologin Susanne Hufmann.

Denn nur dort, wo Bäche und Flüsse über die Ufer treten und in den Senken der Feuchtwiesen bis in den Sommer hinein kleine Tümpel hinterlassen, finden die seltenen Amphibien geeignete Bedingun-gen. Das Problem in der Kinzigaue: Diese dynamischen Vorgänge existieren schon lange nicht mehr. Die Kinzig ist zu stark eingetieft und ihre Ufer sind oftmals illegalerweise befestigt. Deshalb sind Habitatoptimierungen erforderlich, denn die Bestände lassen sich nur durch kontinuierliche Artenschutzarbeit erhalten. „In den Landkreisen, in denen über mehrere Jahre Aktivitäten ausblieben, ist ein Großteil der Vorkommen erloschen.“ weiß Hufmann.

Was den kaum fünf Zentimeter großen Laubfrosch so besonders macht, erläutert Günter Könitzer. „Der Laubfrosch gehört zu einer weltweit etwa 700 Arten zählenden Amphibiengruppe. Er ist aber der einzige Frosch in unseren Breiten, der tatsächlich klettern kann. So finden wir oft Tiere auf höheren Pflanzen, auf Schilf, Sträuchern oder sogar in Bäumen, die als Sitzwarten genutzt werden. Denn auch von hier aus wird zur Laichzeit gerufen.“ Je nach Jahreszeit halten sich Laubfrösche in sehr unterschiedlichen Teillebensräumen auf. So sind sowohl aquatische als auch terrestrische Biotopstrukturen für einen gesicherten Lebenszyklus von großer Bedeutung. Ab April sucht der Laubfrosch sonnige Laichgewässer auf. In der Abenddämmerung treiben die Männchen auf der Wasseroberfläche und stimmen mit einer großen Schallblase an der Unterseite der Kehle ihren lauten Chorgesang an, um Weibchen heranzulocken. Sind nicht genug Laichhabitate in der Flussaue vorhanden oder - wie in den vergangenen Jahren - bereits im Frühjahr ausgetrocknet, kann die Population einbrechen. Außerhalb der Paarungszeit dienen vor allem extensiv bewirtschaftete Feuchtwiesen mit ihrem Insektenreichtum dem Nahrungserwerb. Gehölzstreifen, Röhrichte und Hochstaudenfluren sind wichtige Biotopverbundstrukturen, an denen die Laubfrösche zwischen den Teillebensräumen entlang wandern.

Bürgermeister Matthias Pfeifer (Soziale Wählergemeinschaft) ist stolz „Wir freuen uns sehr, als Kommune tatkräftig zum Erhalt einer so besonderen und sympathischen Auenart wie dem Laubfrosch beitragen zu können. Allein durch unsere Lage an der Kinzig und unsere Flächen in der Kinzigaue tragen wir eine große Verantwortung.“

Das Projekt ist langfristig angelegt Zwölf Tümpel und Flutmulden mit einer Gesamtfläche von 6.443 m² konnten in ihren Ursprungszu-stand versetzt werden. Durch das Artenschutzprojekt gelang es, rund 30.000 Euro an Fördergeldern in die Biodiversität der Kinzigauen von Neuenhaßlau zu investieren. Auch nach der Förderung durch die Deutsche Postcode Lotterie soll die Arbeit fortgesetzt werden. „Durch die Umsetzung unserer mosaik-artig angesetzten Maßnahmen, ist der Bestand vorerst als gesichert anzusehen. Da die Verlandungsprozesse je nach Lage der Tümpel aber sehr unterschiedlich schnell ablaufen, ist eine kontinuierliche personelle Betreuung über Jahre sicherzustellen. Ebenso müssen für die Pflegemaßnahmen, bei denen durchaus schweres Gerät wie Bagger zum Einsatz kommen, externe Mittel akquiriert werden. Dies gelang uns in den vergangenen Jahren immer wieder über private Spenden, unsere Laubfroschpaten, Stiftungen sowie über Naturschutz – und Ausgleichsmittel. Außerdem soll die inselartige Lage des Biotopverbundes in Zukunft durch eine Vernetzung mit anderen Biotopverbünden im Main-Kinzig-Kreis aufgehoben werden.“ schließt Hufmann ab.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


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