Bauernverband rechnet mit durchschnittlicher Getreideernte

Hessen
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„Nach den bislang vorliegenden Ernteergebnissen rechnen wir in Hessen in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Getreideernte von insgesamt etwas mehr als zwei Millionen Tonnen. Eine Rekordernte, die aufgrund der äußerlich gut entwickelten Bestände im Bereich des Möglichen schien, wird es voraussichtlich nicht geben.“



Das sagte der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal, im Rahmen eines Pressegespräches auf dem landwirtschaftlichen Betrieb von Dr. Matthias Mehl am Mittwoch (28. Juli) in Frankfurt am Main/Nieder-Erlenbach. Nach den drei trockenen Jahren 2018 bis 2020 hätte es dem Getreide und anderen landwirtschaftlichen Kulturpflanzen in diesem Jahr zwar nicht an Wasser gemangelt. Das Pflanzenwachstum sei allerdings durch die Kälte im April/Mai und fehlenden Sonnenschein sowie einer Hitzeperiode in der zweiten Junidekade beeinträchtigt gewesen. In den letzten Wochen seien mehrfach kräftige Gewitter mit Starkregen und zum Teil schweren Sturmböen hinzugekommen.

„Auch 2021 gingen die Erträge je nach Standort und Niederschlagsverhältnissen weit auseinander“, betonte Schmal. Aufgrund häufiger Niederschläge habe die Ernte der Wintergerste in Hessen Mitte Juli etwa zwei bis drei Wochen später begonnen als in den trockenen Vorjahren. Sie sei jetzt aber bis auf die höheren Mittelgebirgslagen abgeschlossen. Bei den Erträgen gebe es eine große Bandbreite zwischen 60 und 90 Dezitonnen je Hektar.

Starkregen habe vielerorts Lagergetreide verursacht. Darüber hinaus seien Qualitätsminderungen zu befürchten. Manche Böden seien sogar dermaßen durchnässt, dass sie kaum befahren werden könnten. „Aufgrund meist ausreichender Niederschläge und des guten äußeren Erscheinungsbildes der Getreidebestände haben wir mit höheren Erträgen gerechnet. Zu hohe Bestandsdichten, hervorgerufen durch eine starke Bestockung, und fehlender Sonnenschein haben sich negativ auf die Kornausbildung ausgewirkt“, so Schmal. Das gleiche gelte für die Hitzeperiode im Juni, die die Kornfüllungsphase abrupt beendete und somit die Abreifephase vorzeitig einläutete. Dadurch seien die Körner kleiner und der Ertrag entsprechend niedriger. Bei der Sommergerste, die in erster Linie als Braugerste verwendet wird, gebe es bislang positive Meldungen in Bezug auf Erträge und Qualitäten.

Winterweizen – wichtigste Getreideart in Hessen

In Südhessen hat in den letzten Tagen die Winterweizenernte begonnen. Im Hessischen Ried, einem Frühdruschgebiet, wurde sie bereits beendet. Mit einer Anbaufläche von rund 143.000 Hektar ist der Winterweizen die mit Abstand wichtigste Getreideart in Hessen. Er nimmt mehr als die Hälfte der hessischen Getreideanbaufläche von etwa 272.000 Hektar ein. Ebenso wie die Wintergerste sind auch viele Winterweizenbestände ins Lager gegangen. Die bisherigen Erträge bewegen sich auf durchschnittlichem Niveau mit standort- und witterungsbedingten Unterschieden. „Aufgrund wiederholt einsetzender Regenfälle mussten die Erntearbeiten immer wieder unterbrochen werden. Deshalb wünschen wir uns jetzt sonniges und trockenes Wetter, damit der Mähdrusch zügig fortgesetzt werden kann und keine Trocknungskosten entstehen“, hob Präsident Schmal hervor. Die bisher erfassten Winterrapserträge seien mit etwa 30 Dezitonnen je Hektar ernüchternd. Die sehr niedrigen Apriltemperaturen hätten dem Raps offensichtlich doch stärker zugesetzt.

Grünlandaufwuchs deutlich verzögert

„Dem Grünland fehlte in diesem Frühjahr zwar nicht das Wasser, aber die Wärme. Deshalb ließ der erste Silageschnitt im Vergleich zu normalen Jahren lange auf sich warten“, hob Schmal hervor. Im Laufe des Sommers sei der Zuwachs dank häufiger Niederschläge sehr gut gewesen, so dass in den meisten Regionen mehrere Schnittnutzungen mit guten Erträgen möglich sein sollten. Auch die Heuernte, die vielerorts erst in der vergangenen Woche abgeschlossen wurde, brachte gute Erträge. Ebenso wie das Grünland haben der Silomais und die Zuckerrüben nach einer Kälte bedingten zögerlichen Jugendentwicklung in den letzten Wochen sehr schnell aufgeholt. Die Ertragsaussichten sind gut. Bis zur Ernte im Herbst kann allerdings noch Einiges passieren.

Pflanzen brauchen Schutz

„Die feuchtwarme Witterung hat Pilzkrankheiten begünstigt. Wenn wir nicht durch gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen rechtzeitig gegensteuern, drohen empfindliche Ertrags- und Qualitätsverluste. Die Erforschung neuer Wirkstoffe, verbesserte Anwendungsverfahren und die Digitalisierung werden in den nächsten Jahren zu einer gezielteren und umweltschonenderen Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln führen“, so der Bauernpräsident.

Anpassungsstrategien wirken nur begrenzt

In Bezug auf den Klimawandel und die damit verbundene Zunahme von Witterungsextremen, wies Präsident Schmal auf verschiedene Anpassungsstrategien hin, die allerdings nur begrenzt wirken. Das Allerwichtigste sei, Böden zur landwirtschaftlichen Nutzung und damit Lebensmittelproduktion zu erhalten, anstatt sie mit Beton oder Asphalt zu versiegeln. Acker- und Grünlandböden seien für die CO2- und Wasserspeicherung ganz entscheidend. Mit ihnen könnte das Klima geschützt und die Gefahr von Überschwemmungen deutlich verringert werden.


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