Gelnhausen-Hamburger Freundeskreis gibt Lyrikband heraus

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Seine Lippen sind verstummt, aber seine Worte klingen in schweren Zeiten umso heller.



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Diese Gedanken und Gefühle standen Pate für die Herausgabe eines Buches mit bisher unveröffentlichten Gedichten von Dieter J.G. Brumm, die in seinem Nachlass gefunden wurden. Das Werk “Gesang zur rechten Zeit“ ist im Engelsdorfer Verlag in Leipzig zu seinem 1. Todestag erschienen und wurde von dem Gründauer Autor Peter Völker stellvertretend für den Gelnhausen-Hamburger Freundeskreis herausgegeben. Es ist den Kindern Brumms, Jannina und Hinrich (beide Hamburg) gewidmet. Am 21. August 2021 um 16 Uhr findet eine Lesung mit Musik am Schillerstein in Gelnhausen im Kreise der Mit-Herausgeber unter freiem Himmel statt. Kurze Ansprachen werden der ehemalige Bürgermeister Rödermarks, Roland Kern, und Völker halten, den eine 30jährige enge Freundschaft mit dem Verstorbenen verband. Brumm besuchte mehrmals pro Jahr die Kinzigregion. Gäste sind anlässlich der Feier herzlich willkommen, heißt es seitens des Herausgebers des Lyrikbandes. Die Veranstaltung wird musikalisch untermalt mit Chansons von Dr. Adnan Pintul, die nach Gedichten von Brumm entstanden.

Im späten Leben entdeckte Brumm neue Lieben; die zur Barbarossastadt Gelnhausen und zu den Wäldern des Spessarts. Zusammen mit Völker und Mitgliedern des Freundeskreises nahm er bei seinen zahlreichen Besuchen mit wachem Geist die Geheimnisse der Geschichte Gelnhausens in sich auf; ebenso wie den Liebreiz der Altstadt bei für ihn organisierten Stadtführungen. Ein zentraler Begegnungsort in Gelnhausen war für ihn der Kunstverein Meerholz. Er trat mehrmals, vom Publikum wertgeschätzt, allein zu Lesungen oder zusammen mit dem Liedermacher Pintul auf und erlangte auf der Zielgeraden zum Greis so etwas wie eine informelle Kunstvereins-Ehrenmitgliedschaft, sagte Völker, der einige Jahre im Vorstand des Vereins aktiv war. Brumm schloss diese für ihn neue Welt in sein philosophisches und menschliches Herz ein. Nach einem solchen Besuch hinterließ er ein Gedicht zu Gelnhausen:

Stadtkultur

Am Rand des Spessarts thront die Stadt –
ein Kunstwerk kriegerischer Zeiten,
das seinen Charme erhalten hat –
und trotzt noch neuen Widrigkeiten.

Dereinst als Handelsplatz erbaut,
aus Barbarossas Macht erfunden,
kam Reichtum mit der vielen Maut
und hat sich oft mit Kunst verbunden.

Gelnhausen – ohne Technikwahn
mobilverseuchter Metropolen –
zeigt sich in Grimmelshausens Bahn
als Weltkultur auf leisen Sohlen.

Unvergessen sind nach Völker die unzähligen Wanderungen durch den hessischen und bayerischen Spessart mit dem bis ins hohe Alter von 91 Jahren aktiven Extrem-Hochgebirgswanderer Brumm. „In der Spessartregion entdeckte er die sanfteren Touren zu gehen und lernte sie schätzen“. Besonders nach Mainfranken zur Weininsel bei Volkach zog es ihn mehrmals. In Marjoß begründete der studierte Philosoph eine Freundschaft mit dem Bauern Klaus Schultheis und entdeckte damit ein neues, schlichtes wie vielfältiges Leben jenseits seiner intellektuellen Welt. Für Völker und Schultheis schrieb er folgende Zeilen:

Spessart
Abendschwalben, Sonnenleib,
den die Blätter nicht mehr halten;
deine herbstversengte Liebe,
die nicht nur dem Sommer galt.

In den Spessartwäldern schwinden
Die erdachten Traumgeschichten
Spurlos unterm Laubgericht.
Eichen zeugen aber wieder
Schweigende Vergangenheit:
Deine Freunde, deine Lieder.

Waldgeschichten, Eselswege,
läutern so die Endlichkeit;
brennen sanft und feuertrunken
Freundeszeichen in die Zeit.

Dieter J. G. Brumm verstarb am 21. August 2020 nach kurzer schwerer Krankheit in Hamburg. Nach seinem Studium der Philosophie bei Martin Heidegger in Freiburg engagierte er sich neben seiner philosophischen Leidenschaft vielseitig. Stationen sind: Journalist bei mehreren ARD-Anstalten, der Süddeutschen Zeitung und in der geisteswissenschaftlichen Redaktion des Spiegel, wo er mit einigen großen Philosophen unserer Zeit wie Sartre und Adorno „Siegelgespräche“ führte und sie publizierte, Sprecher des Deutschen Kulturrats, Mitglied im Gründungsbeirat des deutsch-französischen TV-Kulturkanals ARTE, Mitautor am jährlichen Grundrechtereport (Rowohlt) mit Themenschwerpunkt Zensur, Mitarbeiter in der Zentrale von Amnesty International (AI) Deutschland, Referent auf den Schiller-Kolloquien der Stadt Leipzig. Als Lehrbeauftragter für Philosophie an der Freien Universität, Berlin, lernte er Rudi Dutschke kennen. Im geistigen Nachlass Brumms fanden die Erben einen handschriftlichen Brief Dutschkes an seinen Wegbegleiter und Freund. Im Schillerverein in Leipzig war er gern gesehener und wertgeschätzter Referent. Er bekannte sich als „alter Denker“ mit voller Überzeugung zur Friday-for-future-Bewegung.

Brumm veröffentlichte den Gedichtband „Gesang zur Unzeit“, den zeitkritischen Roman „Rosenfinger“ sowie zusammen mit Völker und Monika Landau den Kollage Roman „Menschenversuch“. Besonders in seinen polit-philosophischen Poemen sind nach Völker die neuen Einsichten zum Zustand der Welt brillant verdichtet. Dieter Brumm wurde 1929 in Wentorf als Sohn einer bayerischen Beamtentochter und eines Hamburger Kaufmanns geboren.

Herausgeber des Buches zu seinem 1. Todestag sind: Uwe Klock (Hamburg), Grytli Mattke-Klock (Hamburg), Dr. Adnan Pintul (Hamburg), Marianne Rolle (Hamburg/Ronneburg), Sabine Räbiger (Gründau), Barbara Dohmen (Bad Orb), Ursula Neumann (Gründau), Karin Adolph (Gründau), Patricio Martin (Frankfurt), Klaus Schultheis (Burgsinn), Roland Kern (Rödermark), Monika Landau (Fuldatal), Dietmar Schulze (Leipzig), Margarethe Harwarth (Gelnhausen), Hans M. Schmidt (Steinau), Peter Völker (Gründau), Bernd Wilfer (Gelnhausen).


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