Pflegenotstand: Nur umfassende Reform hilft

Politik
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Immer wieder ist in den vergangenen Wochen und Monaten über den herrschenden Pflegenotstand und die schwierigen Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in diesem Bereich geredet worden.



Zuletzt waren die gescheiterten Verhandlungen im Bereich der Altenpflege und auch der Caritasverband in der kontroversen Diskussion. Zum internationalen Tag der Pflege am 12. Mai möchte der Caritas-Verband für den Main-Kinzig-Kreis deshalb den Blick auf die dringend nötigen Reformen im Pflegebereich lenken. Denn für eine nachhaltige Verbesserung der Pflege braucht es mehr als eine Anhebung des Mindestlohns.

Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes ist der Bruttomonatsverdienst für Pflegefachkräfte in den letzten zehn Jahren um 32,9 Prozent gestiegen. Die Coronapandemie jedoch hat überdeutlich gezeigt, dass neben einer adäquaten Vergütung die weiteren Arbeitsrahmenbedingungen für die Pflegefachkräfte eine entscheidende Rolle spielen. Die jüngsten Verlautbarungen aus dem Kanzleramt legen nahe, dass konkrete Maßnahmen gegen den Pflegenotstand weiter auf sich warten lassen: „Die Umsetzung einer gesetzlichen Regelung zur Pflegereform in der BRD noch in dieser Legislaturperiode wird damit immer unwahrscheinlicher“, stellt Professor Dr. Holger Kaesemann vom Vorstand des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis ernüchtert fest. Groß waren die Lobesworte, Applaus von Terrassen und Balkonen. Über ein Jahr ist seitdem vergangen und der Applaus ist längst verhallt. Die Pandemie ist für viele zu einem Stück Alltag geworden. Das öffentliche Bewusstsein für den Pflegenotstand scheint wieder zu verebben, obwohl er auch aufgrund der demographischen Entwicklung in der Zukunft weiterbesteht. Die Politik hält sich mit konkreten Taten deutlich zurück: Zusätzliche Steuermittel zur geplanten Besserstellung der Altenpflege nach Tarif scheinen nicht zeitnah realisierbar. „Wie zu erwarten wird mit dem Kostendruck durch die Pandemie argumentiert. Eine Priorisierung der Steuermittelverteilung zugunsten der Pflege ist weiterhin im politischen Willen nicht erkennbar“, stellt Kaesemann fest. Im Wahlkampf zur bevorstehenden Bundestagswahl entstehe der Eindruck, dass das Thema zwischen den Ministerien Spahn (CDU) und Heil (SPD) mit ihren Gesetzentwürfen zerrieben werde, findet Ludwig Borowik, der Vorsitzende des Regionalcaritasverbandes Main-Kinzig. „Trotz der in den Entwürfen enthaltenen durchaus konstruktiven Ansätzen“, bedauert er.

Doch was braucht es für eine nachhaltige Situation im Bereich der Pflege? Der Vorstand des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis hat sich dieses Themas bereits im vergangenen Jahr angenommen und eine eigene Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Hier wurden die verschiedenen Aspekte des Pflegenotstandes ausführlich beleuchtet und diskutiert. Auch das Gespräch mit Beschäftigten in der Pflege wurde gesucht um einen direkten Blick aus Sicht der Betroffenen zu gewinnen. Zusammenfassend lassen sich die wichtigen Handlungsfelder in drei Bereiche aufteilen: „Wir brauchen eine Steigerung der Wertschätzung für die Pflegeberufe, ein umfassendes Konzept zur Gewinnung von Fachkräften und Nachwuchs sowie eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen“, fasst der Mediziner zusammen. Zu letzterem gehöre dabei ausdrücklich mehr als eine flächendeckende Erhöhung des Mindestlohnes für Pflegekräfte, wie Kaesemann mit Blick auf die kürzliche Debatte zum allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für die Altenpflege betont. So fordert der Deutsche Caritasverband eine belastbare Tariftreue-Regelung für den Bereich Pflege: Nur Pflegeanbieter, die allen Beschäftigten Tariflöhne zahlen und tarifliche Leistungen wie zusätzliche Urlaubstage und betriebliche Altersvorsorge gewähren, dürften zugelassen werden. Für die Pflegebedürftigen müsse es gleichzeitig eine Deckelung der Eigenanteile geben. Und dies alles müsse zügig angegangen werden vor dem Hintergrund der unendlich zähen und nur kleinen Fortschritte der vergangenen Jahre.

Welche Maßnahmen konkret nötig wären, was Menschen aus den Pflegeberufen hierzu meinen und warum es sich trotz aller Widrigkeiten dennoch lohnt, einen Beruf in der Pflege zu ergreifen, finden Sie auf der Internetseite des Caritas-Verbandes für den Main-Kinzig-Kreis e.V. unter https://www.caritas-mkk.de/aktuelles/blickpunkt-pflege/blickpunkt-pflege. „Wir wollen uns weiter dafür einsetzen, dieses für unsere Gesellschaft und uns alle so wichtige Thema weiter in der öffentlichen Wahrnehmung zu halten“, fasst Borowik zusammen. „Denn engagierte und fachkundige Pflege dient uns allen.“


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