Cyber-Angriffen auf Unternehmen und Behörden standhalten

Unternehmen
Typographie
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Als unbekannte Hacker im April einen Cyberanschlag auf das IT-Netzwerk eines Fuldaer Lebensmittelkonzerns verübt hatten, mussten sämtliche Netzwerksysteme der Zentrale daraufhin heruntergefahren und vom Netz genommen worden.



kicidbundeswehr_az.jpg

Es kam zu Engpässen bei der Warenlieferung. Mittlerweile sind solche Cyberangriffe keine Seltenheit mehr, sondern gehören für Firmen in Deutschland zum Alltag. Wie sich Unternehmen vor Cyberangriffen schützen können, welche Möglichkeiten zum Schutz der digitalen Infrastruktur in Unternehmen es gibt und welchen Beitrag die Bundeswehr zur gesamtstaatlichen Cyber-Sicherheit leistet: All das wurde während der gemeinsam von der Wirtschaftsförderung des Main-Kinzig-Kreises und der CID Group in Freigericht organisierten Veranstaltung „KI auf dem Vormarsch – und dabei die Datensicherheit im Blick!“ deutlich.

„Solche Beispiele zeigen, wie schnell ein Cyber-Angriff das tägliche Leben zum Erliegen bringen kann und dass davon durchaus eine reale Bedrohung ausgeht. Wir müssen uns dieser Herausforderung stellen und gemeinsam Lösungen entwickeln“, erklärt Kreisbeigeordneter und Wirtschaftsdezernent Winfried Ottmann (CDU). Walter Dreßbach, Leiter des Referats Wirtschaft, Arbeit und digitale Infrastruktur des Main-Kinzig-Kreises, begrüßte zu der Veranstaltung Fachleute, die über Chancen und Risiken von Datensicherheit und Künstlicher Intelligenz informierten. Zudem war ein Dozent der Bundeswehr zugegen, der das neue Kommando Cyber-Informationsraum (CIR) der Bundeswehr vorstellte.

Die CID Group gehört mit mehr als 250 Mitarbeitenden zu den europäischen Top-Unternehmen für innovative, intelligente Softwarelösungen sowie Produkte für effiziente, digitale Prozesse und Automatisierung. Das Technologieunternehmen beschäftigt sich seit 2007 mit künstlicher Intelligenz. Alexander Stumpfegger, Chief Sales Officer der CID, veranschaulichte, wie künstliche Intelligenz bei der qualitativen Analyse von Daten und der thematischen Tiefenanalyse von Textinformationen große Mehrwerte schaffen kann. „Alle Informationen zu einem bestimmten Thema, wie beispielsweise Digital Health oder Cyber-Attacken, werden in einer kontinuierlich laufenden Datenanalyse im Hintergrund automatisch vom System gescannt, bewertet und priorisiert, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Speziell bei der automatischen Analyse von bestimmten Themen wie Cyber-Attacken, helfen KI-gestützte Business-Graphen dabei, eine mögliche Gefährdung für das eigene Unternehmen abzuschätzen, einzuordnen und entsprechend zu reagieren“, erläuterte Alexander Stumpfegger.

Das Systemhaus de-bit Computer-Service GmbH aus Gelnhausen ist seit mehr als 20 Jahren Spezialist im Bereich Datenschutz, Informationssicherheit, IT-Service und Schulungen. Geschäftsführer Jörg Deusinger beleuchtete die Zusammenhänge wirtschaftlicher und staatlicher Interessen mit Blick auf Bedrohungen durch Cyberattacken sowie mögliche technische und organisatorische Gegenmaßnahmen. Er überraschte das Publikum mit einer beeindruckenden Zahl: Im Jahr 2020 wurden der deutschen Wirtschaft durch Cyber-Attacken finanzielle Schäden von etwa 223 Milliarden. Euro zugefügt. „Das können Schäden durch gelöschte Datensätze sein, aber auch Diebstahl von Firmengeheimnissen oder Passwortklau. Es gibt sogar einen Fall, wo durch einen Cyberangriff die kompletten Lohnlisten aller Mitarbeiter am Montagmorgen frisch ausgedruckt auf den Unternehmensdruckern lagen, für jeden einsehbar. Folge: Die Hälfte der Mitarbeiter kündigte“, sagte Jörg Deusinger.

Auch Behörden können lahmgelegt werden, wie etwa im Juli in Bitterfeld geschehen, wo ein Cyberangriff auf das gesamte IT-System aller Standorte der Kreisverwaltung sogar den Katastrophenfall auslöste. Nach Bekanntwerden des Hackerangriffs wurden alle Server der Kreisverwaltung heruntergefahren, um weitere Schäden zu verhindern. Die Verwaltung war arbeitsunfähig. Kritische Infrastrukturen wie Energie- und Wasserversorgung sieht Jörg Deusinger besonders gefährdet. Für die Sicherheit der Systeme gelten branchenspezifische Sicherheitsstandards des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): Die Abwehrsysteme in den Unternehmen müssen auditiert sein und dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. „Für Unternehmen stellt sich nicht die Frage, ob man angegriffen wird, sondern wann. Genau darauf müssen Unternehmen vorbereitet sein. Die Abwehrprozesse gegen Cyber-Attacken müssen stehen“, warnte der IT-Spezialist aus Gelnhausen eindringlich.

Oberstleutnant Falk Ostermann stellte das neue Kommando Cyber-Informationsraum (CIR) der Bundeswehr als einen der Akteure der gesamtstaatlichen Cybersicherheitsvorsorge vor. Zu den Hauptaufgaben des seit 2017 bestehenden Kommandos gehören der Schutz und der Betrieb des IT-Systems der Bundeswehr. Zudem ist das Kommando mit dem militärischen Nachrichtenwesen, dem Geoinformationswesen sowie der Bereitstellung von Expertise zur Aufklärung und Wirkung im Cyber- und Informationsraum befasst. „Die Bundeswehr betrachtet das Thema IT- und Cybersicherheit ganzheitlich, denn die Bedrohungsszenarien und zukünftigen Konflikte haben sich im Vergleich zum 20. Jahrhundert deutlich verändert. So gibt es statt einer realen Front nun einen virtuellen Kampfraum mit Cyberangriffen, statt einer analogen Nachrichtenlage mit Informationsknappheit eine allgegenwärtige digitale Nachrichtenlage mit Informationsüberfluss“, verdeutlichte Ostermann die neuen digitalen Herausforderungen. Zur Bewältigung der damit verbundenen Aufgaben seien auch IT-Spezialisten aus zivilen Unternehmen gefragt, die eine neue Herausforderung suchen, so der Oberstleutnant.

Im Rahmen des Pilotprojektes „Kooperation von Bundeswehr mit Wirtschaft und Arbeitgebern“ hat das Landeskommando Hessen in zahlreichen Gesprächen mit Wirtschaftsakteuren unter anderem Cyber-Abwehr als einen gemeinsamen Themenschwerpunkt identifiziert. Ähnliche Veranstaltungen finden in verschiedenen Landkreisen Hessens statt, um thematisch orientierte Austausch- und Kommunikationsnetzwerke zwischen Wirtschaft und Bundeswehr zu schaffen und gegenseitige Kooperationsansätze zu erschließen. Das Projekt geht auf einen Auftrag des Kommandos Streitkräftebasis zurück und soll auf Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte in Hessen Netzwerke zwischen Bundeswehr und Wirtschaft initiieren. Zudem sollen neue Kontakte zu Arbeitgebern geknüpft werden, um über den Reservedienst zu informieren und die Bereitschaft zu Freistellungen auf Seiten der Personalleitungen zu erhöhen. Das Landeskommando Hessen führt das Pilotprojekt mit einem Team aus Soldatinnen und Soldaten sowie wirtschaftserfahrenen Reservistinnen und Reservisten bis Ende 2022 durch.

„Der Main-Kinzig-Kreis wurde als einer von sieben Landkreisen und kreisfreien Städte für das Projekt ausgewählt, was wir sehr begrüßen. Denn das Thema ist gerade mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung unserer Gesellschaft, zu der eben auch immer mehr Behördenvorgänge gehören, von größter Wichtigkeit für uns alle und hier gilt es, sichere Strukturen zu schaffen, die vor Cyberangriffen schützen“, erklärt Winfried Ottmann. 

Foto (von links) Walter Dreßbach (Leiter Referat Wirtschaft, Arbeit und digitale Infrastruktur beim Main-Kinzig-Kreis), Oberstleutnant Falk Ostermann, Alexander Stumpfegger (CID Group), Jörg Deusinger (Systemhaus de-bit Computer-Service GmbH) und Oberstleutnant Tilmann Engel während der Veranstaltung „KI auf dem Vormarsch – und dabei die Datensicherheit im Blick!“.


Ihnen ist etwas Interessantes aufgefallen im Main-Kinzig-Kreis? Schreiben Sie uns an info@vorsprung-online.de


Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

online werben

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

vogler banner

Anzeige

vogler banner

Anzeige

Online Banner 300x250px MoPo 2